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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz
Autoren: Jason Dark
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ausbrechen wollte, der mußte stark sein wie Herkules.
    Duncan Cameron schloß noch nicht auf. Er hatte sich gebückt und vom Holztisch zwei Taschenlampen genommen. Das Geschirr, das darauf stand, beachtete er nicht. Ich hatte festgestellt, daß es schon benutzt worden war. Wahrscheinlich mußte das Monster jenseits der Tür auch essen. Da es von normalen Tellern und mit sicherlich einem normalen Besteck aß, konnte es nicht so schlimm sein.
    »Hier, nehmen Sie.« Cameron reicht mir eine Lampe. »Sie werden sie gebrauchen können.«
    »Dahinter gibt es kein Licht?«
    »Kein elektrisches. Nur Kerzen. Normalerweise. Aber die brauchen wir jetzt nicht.«
    »Es lebe der Fortschritt«, sagte ich.
    Meine Bemerkung gefiel ihm nicht, denn er verzog den kantigen Mund.
    Es sah aus, als würde eine Statue grinsen. Dieser Mann war knochenhart. Wer sich gegen ihn stellte, würde es verdammt schwer haben, das stand fest. Bei einem Vorgesetzten wie Cameron hätte ich es keine drei Tage ausgehalten. Dafür bückte er sich jetzt. Ich konnte auf seinen Rücken schauen und wurde Zeuge, wie er die Tür öffnete.
    Der Schlüssel bewegte sich zweimal. Die Tür war offen. Cameron richtete sich auf. Die Lampe hielt er wie ein TV-Cop den Revolver. Mit dem oberen Ende nach oben.
    »Atmen Sie noch mal durch, Sinclair, denn gleich werden Sie ihn sehen.«
    »Ihn?«
    »Ja.«
    »Hat dieser ER auch einen Namen?«
    »Er heißt Curly Brown.«
    Ich hob die Schultern. »Sorry, aber dieser Name sagt mir nichts.«
    »Das spielt keine Rolle. Es geht um ihn. Zunächst einmal«, fügte Cameron hinzu und machte mich neugierig. Aber ich hielt mich zurück.
    Dafür schaute ich zu, wie Cameron die Klinke nach unten drückte, die Tür aufzog und ich mich gezwungen sah, zur Seite zu treten, um ihm nicht im Weg zu stehen.
    Ein dunkles Loch tat sich auf, ein Verlies, da hatte der Mann schon recht gehabt. Nur blieb es nicht lange dunkel, denn Cameron schaltete seine Lampe ein, und der breite Strahl wurde durch das Zimmer geschwenkt.
    Ich hielt mich noch zurück, auch deshalb, weil er mir den Weg in das Verlies versperrte, aber sein Licht reichte aus, um mir einen ausgezeichneten Blick durch diese Felsenkammer zu gestatten.
    Sah so ein Verlies aus?
    Es war mehr eine moderne Gefängniszelle. Es gab einen Tisch. Es war ein Bett vorhanden. Auch ein Stuhl. Einige Zeitschriften lagen auf dem Boden, und der Tür gegenüber stand ein Bett, dessen Rahmen aus Metall gefertigt war.
    Auf dem Bett lag ein Mann!
    Er hatte dunkles Haar, das ziemlich lang war, trug eine helle Hose und ein braunes Hemd. Die Augen hielt er geschlossen. An den Seiten und über die Bettdecke hinweglaufend schimmerte etwas hell, was mich irritierte.
    Cameron hatte mich beobachtet und fragte: »Haben Sie was?«
    »Nicht direkt.«
    »Sondern?«
    »Das ist also Curly Brown«, sagte ich.
    »Ja, und er ist oder war einer von meinen Leuten.«
    »Wie ein Monster kommt er mir zwar nicht vor, aber mich irritiert schon, was da rechts und links seines Körpers schimmert und den Strahl der Lampen zurückwirft.« Zur Bestätigung leuchtete ich an die linke Seite des Mannes.
    »Es sind Ketten.«
    »Oh – warum?«
    »Weil man Monster in Ketten halten muß, Sinclair. Wenigstens tun wir das hier, und es ist auch gut so.« Er hatte es mit einer Stimme gesagt, die keinen Widerspruch duldete. Ich hielt mich zurück. Nicht aus Respekt vor Cameron, sondern mehr aus Neugierde.
    Anscheinend vermißte er eine Antwort, denn er schaute mich von der Seite her an. »Nun…?«
    »Ich sehe kein Monster, Mr. Cameron.«
    »Doch, da liegt es.« Der Schotte hob seinen Arm und deutete auf das Bett. »Das ist unser Monster.«
    »Es ist ein Mensch«, korrigierte ich ihn.
    Duncan Cameron blieb stur. »Seinetwegen sind Sie hierhergekommen, Mr. Sinclair. Er sieht nur äußerlich wie ein Mensch aus. Ober glauben Sie etwa, daß wir ihn grundlos angekettet haben? Die Zeiten der wirklichen Clanmacht, von der Sie gesprochen haben, sind vorbei.«
    »Okay, dann schaue ich ihn mir aus der Nähe an.«
    »Seinetwegen sind Sie überhaupt hergekommen, Mr. Sinclair.«
    Es war für mich noch immer nicht direkt verständlich, aber was sollte ich tun? Die lange Reise lag hinter mir, und ich konnte Cameron schlecht sagen, daß ich alles irgendwo lächerlich fand.
    Einen Metalleimer für die Notdurft passierte ich ebenfalls. Der Eimer war glücklicherweise leer. Aus ihm strömte mir der stechende Geruch von Desinfektionsmitteln entgegen. Cameron hielt sich im
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