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Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Titel: Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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lass mir was für die Reportagen einfallen«, versprach Isaura. Sie deutete Alex’ Nicken als ihre gnädige Entlassung und schlüpfte aus dem Zimmer, ehe ihre Chefin es sich anders überlegte.
    »Und? Wie war es?«, erkundigte sich Sven, als sie an ihren Schreibtisch zurückkehrte. »Den Kopf hat sie dir offensichtlich nicht abgerissen.«
    Isaura ignorierte diese Bemerkung. So vertraut war sie mit dem Praktikanten nicht, dass sie seine Neugier befriedigen wollte. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und lud einen der Artikel, an denen sie arbeitete.
    Sven seufzte. »In Ordnung. Ich hab’s verstanden. Das geht mich nichts an.«
    Er stand auf und kam zu ihr herüber. Isaura unterdrückte den Impuls, ihn anzufauchen und an seinen Platz zurückzuschicken.
    »Und, bist du schon mit deiner Spanienreportage weitergekommen?«
    Sven stöhnte. »Erinnere mich nicht daran! Das war das Einzige, was mir spontan in den Sinn kam. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt daraus machen soll. Wenn mir kein guter Ansatz einfällt, dann rammt mich Alex ungespitzt in den Boden. Ich und ein geschichtliches Thema! Mann, was habe ich mir dabei nur gedacht!« Er hielt inne und sah Isaura eindringlich an.
    »He, das wäre doch was für dich. Du müsstest dich da auskennen. Du hast doch schon solche Geschichten gemacht. Also, wenn du willst, dann überlasse ich dir die Idee.«
    »Ganz selbstlos und großzügig!«
    Sven grinste. »Aber klar doch. Weil du es bist.«
    Und ehe sie noch ablehnen konnte, flüchtete er zurück an seinen Schreibtisch.
    Isaura entschied sich noch für einen Abstecher in die Münch ner Fußgängerzone, ehe sie sich auf den Nachhauseweg machte. Es war empfindlich kalt, und der Frühling ließ sich noch nicht so recht erahnen, daher beschleunigte sie ihren Schritt und steuerte direkt die riesige Buchhandlung an, an der sie so selten vorbeiging, ohne wenigstens einen kleinen Besuch zu wagen, und aus der sie genauso selten ohne mehrere Neuerwerbungen wieder herauskam. Zuerst bummelte sie ein wenig an den Tischen mit den gerade frisch erschienenen Romanen entlang, dann trieb es sie in die Ecke mit den Biografien. Sie dachte gar nicht so recht darüber nach, doch ihre Hand griff zielsicher nach einem Buch mit dem Titel »Isabella«. Sie drehte das Buch um.
    »Eine außergewöhnliche Frau – eine große Königin«, stand in fetten Buchstaben auf der Rückseite über dem Text, der den Inhalt des Buchs kurz anriss.
    Wieder Spanien, natürlich. Es hatte ihr die ganze Zeit im Kopf herumgespukt. Isabella die Katholische hatte von 1451 bis 1504 gelebt. Sie war Königin von Kastilien und León und mit Ferdinand, dem König von Aragón, verheiratet gewesen. Ja, richtig, unter ihrer Herrschaft war die Reconquista zu Ende geführt und Granada erobert worden. Während ihrer Herrschaft war Kolumbus nach Amerika gesegelt, und das Goldene Zeitalter Spaniens hatte begonnen.
    Isaura nahm die Biografie und gleich noch ein zweites Buch über die katholischen Könige und ihre Zeit mit zur Kasse und bezahlte. Sie wollte schon gehen, als eine junge Verkäuferin sie ansprach.
    »Interessiert Sie das Thema? Ich meine, möchten Sie noch mehr darüber wissen als die Dinge, die man in den üblichen Abhandlungen über die spanischen Könige und ihre Zeit findet? Sie sind doch Journalistin, nicht wahr?«
    Isaura nickte.
    »Wollen Sie über das Thema schreiben?« Die Frau sah sie eindringlich an.
    Isaura antwortete ausweichend. »Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich möchte erst einmal einen Überblick bekommen.«
    Die junge Frau nickte. »Gut, aber wenn es Sie in seinen Bann gezogen hat, dann habe ich eine Empfehlung für Sie. Schauen Sie einmal im Antiquariat Collmann vorbei und fragen Sie nach dem Buch der ›Caminata de la edad‹.« Sie reichte ihr eine Karte mit einer Adresse irgendwo in Sendling.
    Isaura bedankte sich und verabschiedete sich höflich, allerdings ohne die Absicht, dem Rat zu folgen. Die beiden Bücher in ihrer Tasche waren als Lektüre über das Thema sicher mehr als ausreichend, falls sie überhaupt etwas damit anfangen wollte.
    Sie fuhr nach Hause, wärmte sich das Gratin vom Vortag auf, goss sich ein Glas Weißwein ein und zog sich damit auf das Sofa zurück. Im Fernsehen kam wieder einmal nichts, das sie interessiert hätte. Frustriert schaltete sie den Apparat wieder aus, nachdem sie zweimal durch alle Programme gezappt hatte. Sie ging in die Küche, ließ sich einen Milchkaffee aus der Maschine und kehrte mit der
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