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Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Titel: Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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aufzuhalten. Es sollte Jimena nicht wundern, dass sie Bescheid wusste. Viel leicht hatte Dominga auch mit ihr gesprochen. Jedenfalls war sie gekommen, um sie zu verabschieden und vielleicht auch, um ihr eine Art Segen zu schenken. Einen Teil ihrer Kraft, der Jimena auf ihrer Mission begleiten sollte. Es war ihr, als könne sie den Strom von Energie spüren, der von Teresas Hand durch die ihre floss und vielleicht sogar auf die Stute mit überging, die ihren Blick ebenso wachsam auf die zarte Gestalt gerichtet hielt. Dann senkte Teresa den Blick und trat zur Seite. Jimena führte das Pferd zu einem Holzklotz und zog sich in den Sattel hinauf. Nun musste sie nur noch den Palast verlassen, ohne unbequeme Fragen beantworten zu müssen. Zu ihrer Überraschung griff Teresa in die Zügel und führte sie zum Tor. Die beiden Wächter verbeugten sich nur stumm und öffneten ihnen. Teresa begleitete ihre Cousine noch bis zum Stadttor, an dem ebenfalls niemand Fragen stellte, dann blieb sie stehen. Sie legte noch einmal zum Abschied ihre Hand auf ihr Herz, dann wandte sie sich ab, um an Isabels Seite zurückzukehren.
    Der erste März des Jahres 1476 zog herauf, und die Sonne schien auf die zwei Heere, die sich in Sichtweite der roten Klippen von Toro auf einem weiten Feld vor dem Südufer des Duero gegenüberstanden. Auf der einen Seite das Heer des Königspaars Isabel und Fernando von Kastilien, auf der anderen die Streitkräfte des Königs von Portugal.
    Geier erhoben sich in die Morgenluft und kreisten in der über den Felsen aufsteigenden Luft, so als wüssten sie bereits, dass sie heute reiche Beute machen würden.
    Speerspitzen und Schwerter glänzten in der aufgehenden Sonne, als auf beiden Seiten der Befehl zum Angriff gegeben wurde. Hornsignale hallten über das Feld. Die Truppen setz ten sich in Bewegung. Vornweg die Berittenen, gefolgt von den Bogenschützen und den Gruppen der einfachen Infanteristen mit ihren Spießen und Äxten, jede Gruppe geführt von einem adeligen Hauptmann.
    Ganz vorn stachen zwischen den Reihen ihrer schwer bewaffneten Ritter in beiden Heeren zwei Männer in glän zendem Helm und Harnisch hervor, die man gewöhnlich im prächtigen Gewand der Kirchenfürsten sah. Nun, da der Befehl zum Angriff über das Feld hallte, zogen die beiden Kirchenmänner ihre Schwerter und gaben ihren Streitrössern die Sporen, dass sie wiehernd lospreschten. Sie ließen nicht nach, bis die feindlichen Reiter aufeinanderprallten und auf beiden Seiten das Blut in Strömen zu fließen begann.
    Ja, die Schlacht der Könige wurde zu einem persönlichen Kampf zweier erbitterten Feinde: auf der einen Seite Kardinal Mendoza für das kastilische Königspaar, auf der anderen Seite der Primas und Erzbischof von Toledo für den Portugiesen und seine junge Braut Juana. Sie stritten an vorderster Front, und kaum ein Mann fällte an diesem Tag so viele Gegner wie jeder der beiden. Ihr Schwertarm schien niemals ermüden zu wollen.
    »Verräter!«, brüllte Kardinal Mendoza, als er in Carrillos Nähe kam. »Hier ist der Kardinal von Spanien! Macht Euch bereit, vor Gott dem Herrn Rechenschaft abzulegen!«
    Zorn und Hass hielten sie aufrecht und ließen sie ihre Ritter immer wieder auffordern, sich zu sammeln und in das gegnerische Heer vorzustoßen. Jedes Mal fielen dabei Männer zu Dutzenden auf beiden Seiten, und es war schwer zu beurteilen, wie es um die einzelnen Teile des Heeres stand. Sowohl Fernando als auch Alfonso versuchten vergeblich, den Überblick zu behalten und die einzelnen Verbände geschickt einzusetzen, um jede Schwäche des Gegners auszunutzen. Doch Taktik zählte in dieser Schlacht nicht viel. Es war einfach ein brutales Schlachten, bei dem beide Heere gleichermaßen ausbluteten. Bald war das Feld durchwühlt und von Toten, Verletzten und abgeschlagenen Gliedern übersät. Der Boden tränkte sich mit Blut und ließ die Männer im schlüpfrigen Morast den Halt verlieren. So wogten die Kämpfe den ganzen Tag hin und her, ohne dass eines der Heere die Oberhand gewinnen konnte. Die Sonne ging schon unter, als die Hörner erneut erschallten und die Männer auf beiden Seiten erschöpft die Waffen sinken ließen. Wer noch gehen konnte, schleppte sich in sein Lager zurück, wo sich erschreckend wenige unter der Fahne ihres jeweiligen Feldherrn sammelten. Kardinal Mendoza war einer der Letzten, der vom Kampf zurückkehrte. Sein Umhang in Fetzen, Schwert und Rüstung blutverschmiert. Doch er war am Leben und nahezu
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