Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jungmädchenbett

Das Jungmädchenbett

Titel: Das Jungmädchenbett
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
verständlich zu machen, und ein Pärchen, das gerade vorbeitanzte, drehte sich nach ihnen um. Als sie Lena entdeckten, setzten sie zu einem freudigen Geheul an.
    »Guckt mal! Jetzt sind sie da!«
    Alle blieben stehen und kamen dann auf das Paar zu. Bald standen sie so dicht zusammengedrängt, daß Lena äußerst unbehaglich zumute wurde. Sie sah Jan fragend an, um herauszubekommen, was das alles sollte — die meisten Menschen, die sie hier sah, waren zwar vom Theater, aber es gab noch viele andere fremde Gesichter in der Menge, die sie noch nie gesehen hatte. Als Jan plötzlich aus ihrem Blickfeld verschwand, wurde sie von heftiger Panik ergriffen. Er war irgendwo in der Menge untergetaucht und hatte Lena einfach allein gelassen mit all dem Neuen, das auf sie einstürmte und sie erschreckte. Schreiend schlug sie um sich und kämpfte sich blindlings durch das Gedränge, um zu entkommen. Aber jedesmal, wenn sie es geschafft hatte, dem Ausgang ein bißchen näher zu kommen, sah sie sich von neuem umringt. Die Menschen folgten ihr, und dann war sie eingesperrt wie zuvor. Schließlich fühlte sie, daß sie keine Kraft mehr hatte, um sich zu wehren, und sank weinend zu Boden. Dort blieb sie schluchzend liegen, bis jemand eine Hand auf ihre Schulter legte.
    »Na, na, Lena. Immer mit der Ruhe. Es war nicht unsere Absicht, dich so zu erschrecken. Komm, ich helfe dir wieder auf die Beine.«
    Schon bei den ersten Worten war Lena erstarrt. Sie erkannte die Stimme sofort wieder, aber es schien ihr, als wäre sie ungewöhnlich sanft und entspannt. Mit Hilfe des Mannes, der sie angesprochen hatte, kam sie wieder auf die Füße. Die ganze Zeit hatte sie die Augen zugekniffen, aber als sie endlich wieder stand, machte sie sie langsam auf. Lennart!
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war jetzt ihre Furcht wie weggeblasen,und sie fühlte, wie der Zorn in ihr aufstieg. Sie hob die Hand und gab Lennart eine schallende Ohrfeige. Er fuhr zusammen und faßte sich mit einer hilflos-beleidigten Gebärde an die Wange. Während er noch so stand, drehte Lena sich auf dem Absatz um und ging mit entschlossenen Schritten zur Tür.
    Niemand rührte einen Finger, um sie aufzuhalten, und sie war schon bis zur Treppe gekommen, als sie hinter sich eine Stimme hörte:
    »Komm zurück, Lena! Es war doch nur Spaß!«
    Es war Jan, der eilig herbeigelaufen kam, und als er sie eingeholt hatte, faßte er sie um die Schultern und drehte sie um. Und jetzt bekam Lena ein völlig anderes Bild zu sehen. Alle Gäste waren zwar wie vorhin ihr zugewandt. Aber jetzt lächelten sie breit! Von mehreren Seiten hörte sie Rufe, daß sie dableiben solle, und nachdem sie sich überzeugt fühlte, daß alles nur ein — wenn auch etwas dämlicher — Scherz gewesen war und daß man ihr nichts Böses hatte antun wollen, zuckte sie mit den Schultern und ging wieder hinein.
    Mit einemmal teilte sich die Menge, und sie ging zu einer Sitzgruppe in einer Ecke des Raums. Dort hatte Lennart eine Flasche Champagner bereitgestellt, und als er sah, daß Lena näher kam, ließ er den Korken knallen und goß ein großes Glas voll, das er ihr reichte.
    »Ein Skål auf unseren neuen Star, der in der heutigen Vorstellung geboren wurde.«
    Lennart hob sein eigenes Glas, und auch alle anderen hatten wie durch Zauberei ebenfalls plötzlich Gläser in der Hand. Sie stießen zu einem Toast auf Lena an, der — wie sie fühlte — aufrichtig war. Sie wurde verlegen und errötete leicht, während sie an dem perlenden Getränk nippte.
    »Jetzt wollen wir aber spielen!« rief Lennart plötzlich und klatschte in die Hände, damit alle zuhörten, und als er seine Pappenheimer dort hatte, wo er sie haben wollte, fing er an, ihnen zu zeigen, wie sie sich an den Wänden auf den wenigen vorhandenen Möbelstücken niederlassen konnten.
    Dann ging er zur Stereoanlage und legte eine Platte mit aufreizender lateinamerikanischer Musik auf. Die Scheinwerfer arrangierte er so, daß ein geballtes Lichtbündel einen runden Fleck mitten im Raum hell ausleuchtete. Die Musik, die zu Beginn etwas verhalten gewesen war, schwoll jetzt rasch zu einem Crescendo an, und plötzlich ging eine Seitentür auf, und eine Frau glitt im Takt der Musik auf leisen Sohlen in den Raum. Ein Raunen ging durch die Menge, als die Gäste sahen, mit welcher Geschmeidigkeit diese Frau sich bewegte.
    Es war eine hochgewachsene, schlanke Blondine, die ein knöchellanges Kleid trug, das ihre Schultern völlig frei ließ und das mit aller
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher