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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition)
Autoren: Andreas Krusch
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wurden hochmütig, weil wir ihn nicht mehr sahen. Wir sahen nur den nahenden Triumph über ihn ... und stellten unsere Falle in seiner auf.«
    Pater Simon wartete noch eine gute Minute, dann nahm er das Kissen von dem Gesicht herunter.
    Der Junge blickte ihn zornig an. »Warum tust du mir weh ...«

    Er schlug seine Faust gegen die Wand. Ihre grob gemauerten Ziegel verschwanden nicht. Das Licht, das in dünnen Säulen von der Gewölbedecke fiel, verschwand nicht. Und auch nicht die vielen eisenbeschlagenen Türen in dem Gang.
    »Du zweifelst immer noch, Matteo.«
    Das Mädchen, das sich Kate nannte, war stehengeblieben.
    »Du kannst wohl Gedanken lesen, Kleine.«
    »Nur bei Leuten, die ich mag«, kicherte sie mit seinem gelben Bauhelm auf dem Kopf. Er hatte Helm und Kamera mit in die Tiefgarage genommen, mit in die Höhle hinter der Wand. Er war auf Kate gestoßen und auf eine Halle, Gänge, Kammern, ein Labyrinth unter dem Petersplatz. Er würde berühmt werden. Kein Archäologe hatte je diese Stadt unter Rom betreten ... nur zwei Kinder, Kate und Ben, mit einer haarsträubenden Geschichte über Priester, die ihnen hier die Dämonenjagd beibrachten.
    »Komm mit.« Kate zog ihn vor eine der mächtigen Türen. Aus Silber geformte Symbole gegen Dämonen waren auf das alte Holz genagelt.
    »Was ist da drin?« Etwas in ihm wollte nicht weitergehen.
    »Die Antwort auf deine Zweifel.«
    Die smaragdgrünen Augen des Kindes funkelten ihn an, als es die schwere Tür der Kammer scheinbar mühelos aufzog.
    Aus dem Dunkel roch es nach Geräuchertem. Kate machte die Lampe am Helm an. Eine lange Reihe Holzfässer stand an der rechten Wand. Matteo hatte schon so eins in der Höhle hinter der Tiefgarage gesehen.
    »Da ist doch bloß Salz drin, Kate.«
    Sie lächelte. »Geh näher ran.«
    Er sah in das erste der brusthohen Fässer. Er musste seinen Brechreiz unterdrücken. Es steckte ein Mensch verkrümmt im Salz, sein Fleisch schwarz gedörrt. Der Tote starrte ihn an. Matteo ging zum nächsten. »Was ist mit ihnen passiert?«
    »Priester umarmten sie mit dem heiligen Tuch.«
    Die Katakomben von Palermo fielen ihm ein. »Ist das eine Art Mumifizierungstechnik für Verstorbene?«
    »Nicht für Verstorbene ...« Kate lief tiefer in das Gewölbe.
    »Warte!«
    Das Licht aus der Helmlampe auf ihrem Kopf flackerte. Und erlosch wie seine Taschenlampe.
    »Ich bin hier, Matteo«, rief sie vom Ende des Raumes. »Hab keine Angst, das mit dem Licht war Madeleine ... manchmal ist sie schüchtern, weißt du.«
    Er drückte auf den Auslöser seiner Kamera. Der Blitz erhellte die Kammer. Kate war beim letzten Fass. Es stand abseits der anderen.
    Er ging darauf zu, löste wieder den Blitz aus.
    »Oh mein Gott ...«
    Noch ein Blitz.
    Der junge Archäologe des Vatikans erschauerte vor dem ausgemergelten Körper. Bis zu den Hüften steckte er im Salz, das Gesicht zur Wand. Durch die wachsbleiche Haut des Rückens drückten knochige Rippen. Sie hoben und senkten sich.
    »Das ist Madeleine«, sagte Kate.
    Er hielt den Auslöser gedrückt.
    »Donnez-moi de l’eau ...«, wisperte das Mädchen in dem Fass. Es konnte sich nicht herumdrehen. Es war angekettet.
    »Madeleine kommt aus Frankreich. Die Priester brachten sie vor über vierhundert Jahren hierher. An ihr üben wir. Sie ist besessen.«
    Die Kamera blitzte weiter.
    Er starrte auf den ausgezehrten Rücken, auf die Eisenfesseln an Armen und Hals. Madeleine drehte ihren Kopf, drehte ihn gegen alle Natur, zu ihm. In der kurzen Dunkelheit zwischen den Blitzen hörte er die Wirbel des Halses brechen, dann sah er in ihre uralten, vom Star getrübten Augen. »Donnez-moi de l’eau ... gib mir Wasser, Matteo.«
    Er rannte aus der Kammer.
    Kate folgte ihm lächelnd.
    Im Gang wartete Ben. Der Junge war wütend.
    »Du solltest ihn in Leonardos Verlies bringen, nicht zu ihr!«
    »Sie wollte doch nur Wasser.«
    »Ja, um sich das Blut abzuwaschen, wenn sie mit euch fertig ist, Kate!«
    Die Kleine rollte mit den Augen. »Du spielst dich auf wie die Priester«, erklärte sie genervt.
    Dumpf dröhnte hustendes Bellen aus einem Gang. Ein markerschütternder Freudenschrei Madeleines antwortete. Matteo sah die Kinder erblassen. »Was ist? Noch ein Dämon?«
    Ben flüsterte. »Ein schwarzer Hund, ein Sohn Satans, sie erscheinen am letzten aller Tage ... aber das ist nicht möglich, es ist Jahre zu früh!«
    Kate weinte. »Wir sind doch noch nicht so weit«, schluchzte sie, und in der Kammer hinter ihr lachte
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