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Das Jesus Sakrileg, Teil 1: Thriller (German Edition)

Das Jesus Sakrileg, Teil 1: Thriller (German Edition)

Titel: Das Jesus Sakrileg, Teil 1: Thriller (German Edition)
Autoren: Salim Güler
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Tote auferstehen lassen, aber dennoch zweifeln sie immer noch, wenn er nicht immer wieder neue Wunder an ihnen vollbringt. Manch einer würde ihn lieber am Kreuz sehen, als sich über seine Liebe zu freuen.
    Was, liebes Tagebuch, muss denn noch geschehen, damit sie begreifen, dass er der Messias ist? Sind Wunder in der heutigen Zeit so unvorstellbar geworden, dass man sie, wenn sie geschehen, nicht wahrhaben will?
    Ach, ich weiß nicht. Normalerweise ist die engste Gefolgschaft von Joshua, vor allem seine achtzehn Jünger, abends immer beisammen. Doch mir ist aufgefallen, dass drei von ihnen unsere Runde verließen und erst am frühen Morgen wieder kamen.
    Ich weiß nicht, ob ich die Einzige bin, die das bemerkt hat, aber es hat sie noch keiner gefragt. Ich wollte die gute Stimmung unter uns nicht zerstören.
    Ein stiller Schleier der Trauer liegt über Jerusalem. Fast könnte man meinen, dass Jerusalem, sobald die Nacht den hektischen Tag ablöst, still und leise weint.
    Aber warum?
    Ich hatte mir jedenfalls vorgenommen, den drei Jüngern unauffällig zu folgen.
    An diesem Abend war Joshua noch nicht da, als die drei wieder unser Beisammensein unauffällig verließen. Ich ließ ihnen einen kurzen Vorsprung und folgte ihnen. Ihr Weg führte aus Jerusalem hinaus. Vor einem kleinen Garten nahe dem Ölberg hatte ich ihre Spur verloren, als ich plötzlich eine Stimme vernahm.
    „Wen suchst du, Maria?“, fragte die Stimme.
    Ich erschrak und drehte mich um. Es war Joshua. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, daher schwieg ich. Joshua schaute mich mit sorgenvoller Miene an und sagte: „Lass sie gehen.“
    „Verzeih, aber ich dachte …“
    „Sie erfüllen nur meines Vaters Prophezeiung, damit geschehe, was geschrieben steht“, sagte Joshua und ich sah die Tränen in seinen Augen. Tränen, die mir sagten: „Es tut mir leid, Maria.“ Die mir aber auch sagten: „Ich habe keine Wahl.“
    Als ich Joshua so weinen sah, wusste ich, liebes Tagebuch, dass es wohl kein glückliches Ende mit uns beiden nehmen würde. Meine ganzen Emotionen brachen über mich herein und ich musste losschluchzen. Joshua schaute mich mitfühlend an und nahm mich in seine Arme.
    „Was tun sie? Ich hasse sie“, schluchzte ich voller Verzweiflung.
    „Sag so was nicht, Maria. Sie wissen nicht, dass ihr Handeln den Menschensohn zum Kreuz führt.“
    „Wie können sie denken, dass sie etwas Gutes tun, wenn es dich tötet? Wie kann das gut sein?“
    „Es ist dem Menschensohn bestimmt, das Leid aller auf seine Schultern zu nehmen, damit ein Anfang ohne Sünden anstehe. Oh Jerusalem, nun heißt es bald Abschied nehmen. Stadt, der ich mein Herz mit Freuden schenke. Wie gerne würde ich noch ein Weilchen in deinem Glanze spazieren gehen. Oh Jerusalem, tötest die, die dich am meisten lieben.“
    „Ich will nicht, dass du stirbst. Hörst du, ich will das nicht! Wer denkt an mich?“
    „Ich werde nicht sterben , Maria. Das solltest du wissen. Ich werde zurückkehren in meines Vaters Haus.“
    „Und ich, was wird aus mir? Wie kann ich ohne dich leben? Ich will dann auch lieber sterben. Nimm mich mit, Joshua. Ich will dir folgen. Ich will auch alles tun, was Gott verlangt, aber nimm mich mit. Das Leben hier würde für mich nur noch Qual bedeuten. Es wäre kein Leben mehr. Bitte nimm mich mit. Bitte!“
    Joshua schaute mich lange an und sagte nichts.
    „Maria, deine Zeit ist noch nicht gekommen, aber du wirst im Hause meines Vaters zu meiner Rechten sitzen“, sagte er und gab mir einen kleinen Kuss. Es war vielleicht nur ein Küsschen. Einen Kuss, wie man ihn seinem Geschwisterchen gibt oder seiner Mutter. Es durchzog jedoch meinen ganzen Körper. Mir wurde ganz warm. Unsere Lippen hatten sich berührt. Ich hatte noch nie zuvor solch ein Gefühl der Vollkommenheit erlebt. Mir war, als würde ich fliegen und ich schwor, dass niemals ein anderer Mann meine Lippen berühren sollte.
    Ich war wieder einmal der Ohnmacht nahe.
    Ich weiß nicht, ob ich mich irrte, aber ich hatte das Gefühl, dass Joshua mich auch gerne geküsst hat, aber er wirkte ein wenig verunsichert. Fast, als hätte er etwas getan, was er nicht tun durfte. Schließlich ist er Gottes Sohn und ich bin nur eine kleine Frau.
    Es ist nicht mehr so, dass ich die Aristokratin bin und er der arme Wanderprediger.
    Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, weil ich Angst hatte, dass ihm der Kuss nicht gefallen hat. Schließlich war er sehr kurz, wenn der Kuss schön ist, will man dann nicht
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