Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Titel: Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
Vom Netzwerk:
vorgeschlagen, dich zu fragen und zu bitten, ob du Marias Patentante werden willst. Nur dass du das schon mal weißt. Und dafür brauchst du eine Taufurkunde. So waren meine Gedanken. Alles klar?«
    Erst ganz langsam wird mir bewusst, dass Omi mir eben was von Patentante und Maria erzählt hat.
    »Ich dachte schon, ihr seid auf dem Klo eingeschlafen«, begrüßt uns Carsten, als wir uns wieder an den Tisch setzen.
    »Lo, Lo!«, feixt Maria.
    Mir geht es besser. Ich fühle mich erleichtert. Allerdings sehe ich schon die nächsten unheilvollen Wolken aufziehen, wenn ich an die Patensache denke. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Ich bin so froh, dass ich weiß, was ich am Montagnachmittag tun muss. Das andere Problem muss warten. Ist doch vernünftig? Klingt eigentlich gar nicht so, als wäre ich erst dreizehneinhalb? Ich werde ja auch ganz bald vierzehn.

21
    Eine freundliche Stimme sagt, dass die Pfarrerin leider gerade nicht zu Hause ist, ich aber gern meinen Namen und meine Rufnummer hinterlassen könne, sie würde mich dann zurückrufen. Das lasse ich lieber bleiben. Allerdings geht der Spruch auf dem Anrufbeantworter noch weiter und lautet: »Wenn Sie mich ganz sicher antreffen wollen, dann melden Sie sich dienstags zwischen 16 und 18 Uhr unter derselben Nummer.« Aha! Das ist morgen. Noch habe ich eine Galgenfrist!
    Ich hatte es ziemlich clever angestellt und neben der kleinen Kirche bei uns in der Nähe herumgesucht, bis ich an einem schönen, dunkelrot gestrichenen Haus ein Messingschild mit der Aufschrift »Pfarramt« fand. Dann habe ich mir die Straße gemerkt, bin nach Hause gelaufen und habe die Rufnummer im Telefonbuch gesucht.
    Jetzt habe ich vielleicht eine Angst! Es ist schlimmer als vor dem Zahnarzt und die habe ich bisher für meine schlimmste Angst gehalten. Und ich kann niemand was davon sagen, das ist auch anders als beim Zahnarzt. Da habe ich immer die ganze Meute auf meiner Seite und alles Bedauern der Welt ist mir sicher. Jetzt muss ich so tun, als wäre alles in bester Ordnung.
    Während Omi und Opa da waren, wurde beschlossen, dass Maria im Juni getauft werden soll, und zwar an meinem Geburtstag. Verrückt, was? Mella hat ihren Hals gereckt wie ein ratloser Schwan, meine Mutter hat eingeweiht im Kreis gelächelt und Carsten hat sich gefreut wie ein Schneekönig. Maria hat sich wohlgefühlt, dabei sahen die Reste ihrer Windpocken aus, als hätte sie feuerrote Sommersprossen. Besonders ihre Fröhlichkeit hat mich irgendwie überzeugt. Nicht dass ich denke, sie versteht, was passiert, aber vielleicht ahnt sie was?
    Ich beobachte sie manchmal und habe dann immer das Gefühl, dass es totaler Quatsch ist, wenn behauptet wird, Babys wären blöd oder kindisch oder so. Maria versteht viel mehr, als man meint. Sie weiß Bescheid. Sie kennt sich in unserer bunten Familie ganz genau aus, sie findet sich in ihrer Krippe zurecht und ist meistens der Star.
    Ob sie noch ein Geschwisterchen bekommt?
    Den Gedanken werde ich an diesem Wochenende nicht wieder los. Meine Mutter sieht toll aus, ich bin richtig stolz auf sie. Mit Carsten läuft alles gut. Er ist cool.
    Der Ausflug mit ihm auf die Kirchtürme war super. Er hat mit riesigen Schlüsseln die dicken Türen aufgeschlossen, und dabei hat er unentwegt was erzählt, aber ich habe nicht zugehört. Beim ersten Turm fand ich das ziemlich gruselig. Es geht ganz schön weit hoch, auf steilen Stufen. Der Wind faucht, man kann ihn laut hören. Über einem hängen die Glocken und sehen aus wie große, dunkle Tiere. Dann hat uns das laute Ticken zu den Uhrwerken geführt. Wer das nicht gesehen hat, glaubt es nicht. Da oben sind Uhrwerke so groß wie Schränke, mit riesigen Zahnrädern und Federn. Die bewegen sich genauso wie in einer kleinen Uhr, nur dass alles viel größer ist. Es sieht völlig irreal aus, wie in einem Märchenfilm. Man kann sehen, wie sich die Zahnräder drehen und kleine Hämmer langsam in die nächste Zacke einrasten, wie von Geisterhand angetrieben.
    Carsten hat Opa ständig was erklärt und gezeigt, aber ich habe nichts verstanden. Auf dem zweiten Turm habe ich mich dann doch getraut und gefragt, wo die Batterien sind, die das Ganze am Laufen halten. Da haben Opa und Carsten gelacht und mir einen großen, schweren Schlüssel gezeigt. »Bis vor zehn Jahren gab es hier einen alten Mann, der einmal wöchentlich hochgeklettert ist und die Uhr von Hand aufgezogen hat. Jetzt macht das ein Elektromotor«, hat Carsten dann gesagt und mir den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher