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Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Titel: Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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Binden und Tampons geredet, ganz offen und klar. Ich habe alles verstanden, und seitdem ich meine Regel habe – seit vier Monaten – , nehme ich die Binden mit den Flügeln und muss jedes Mal über den Namen grinsen. Ich fühle mich mit dem dicken Polster in dem Schlüpfer richtig mistig, aber Tampons sind mir zu komisch.
    Also, welche Gedanken hat meine Mutter? Wie krieg ich das raus? Ich für meinen Teil habe mehr Angst, dass so ein Blödmann Mella irgendwelche doofen Drogen in die Cola kippt oder sie sonstwie verarscht, als dass sie vielleicht mit Tom ins Bett gehen könnte. Dafür ist sie viel zu brav. Aber das mit diesen Scheißdrogen, die sie dir ins Glas füllen, ohne dass du es merkst, davon quatschen sie in der Schule immer so geheimnisvoll und skandalträchtig. Aber wenn sie vom Rummachen oder so erzählen, klingt es eher nach Angeberei. Jedenfalls bei den Mädchen, die damit hausieren gehen.
    Wer hätte gedacht, dass meine Mutter jetzt anfängt zu weinen? Nicht laut. Keine Streitwelle, sondern irgendwie beunruhigend leise. Sie weint einfach und Maria schließt sich an. Mami steht auf, nimmt mir Maria ab und geht ins Babyzimmer zum Stillen. Sie hat es dabei gern ruhig. Vielleicht kann sie da auch besser weinen? Ich sehe Carsten an.
    Der hebt die Schultern. »Ich weiß nicht genau, was sie hat. Dabei hat sie das geahnt.«
    Das glaube ich auch. Die Zeit war reif für Mellas Ausbruch. Und was kommt nun?

7
    Ich gehe bald ins Bett und lese. Ich habe Carstens Buch angefangen. Es ist wirklich schwierig, aber die Stimmung ist stark. Es handelt von Geschwistern in Amerika, deren Mutter tot ist und die mit ihrem Vater allein leben. Der ist Rechtsanwalt und tritt für die Rechte der Schwarzen ein, die Beistand vor Gericht brauchen. Ganz genau verstehe ich es nicht, aber irgendwas ist mit einem Haus, das bei ihnen nebenan steht. Dort spukt es oder so. Auf dem Schulweg der beiden Kinder steht unmittelbar vor dem geheimnisvollen Haus ein Baum, der ein Astloch hat. Dort finden sie auf dem Heimweg kleine Geschenke, von denen sie nicht wissen, woher sie kommen. Im Ort wird allerhand gemunkelt, wer in dem gruseligen Haus wohnen soll, und sie fürchten sich und verraten niemand was von den Geschenken. Der Vater ist irgendwie in eine gefährliche Sache verwickelt, und ich will wissen, was es ist.
    Aus dem Wohnzimmer höre ich Musik. Gerade als ich das Licht ausmachen will, kommt meine Mutter rein. Sie klettert die Leiter hoch und legt sich auf Mellas Bett. »So kann ich sie wenigstens riechen.«
    »Willst du hier schlafen?«
    »Nein, ich will nur kurz bei dir sein.«
    Ich gucke rüber. Da liegt sie auf dem Bauch und blickt mich an, mir direkt in die Augen. Dann lächelt sie. Ich kann sehen, dass sie wirklich traurig ist, aber auch froh. Komisches Gefühlschaos.
    »Ich muss dir was sagen.« Sie zögert. »Du hast doch bestimmt ein Geheimnis, oder?«, macht sie heimtückisch weiter. Soll ich jetzt zum Reden gebracht werden? Das ist nicht die feine Art und so kenne ich sie auch gar nicht. Ich halte meinen Mund und warte, was sie noch zu sagen hat. Und tatsächlich: »Ich werde es dir nicht abpressen«, sagt sie dann.
    Da bin ich ja noch mal davongekommen!
    »Ich habe auch schon lange ein Geheimnis«, sagt sie dann. »Es fällt mir schwer, es preiszugeben. Aber jetzt ist Mella erwachsen, und ich weiß, dass ich sie bald gehen lassen muss. Aber ich will nicht. Schließlich seid ihr meine Mädchen. Und dann denke ich, dass du die Nächste sein wirst, bei dir wird es noch schneller gehen. Du bist die Zweite, und außerdem bist du sowieso anders, wilder, finde ich.«
    So etwas hat sie noch nie zu mir gesagt.
    »Jedenfalls sagt Carsten, dass ihr nur dann wiederkommt, wenn ich euch gehen lasse. Er hat in diesen Dingen mehr Vertrauen als ich.«
    »Er ist auch nicht unser Vater!«, sage ich entrüstet.
    »Nein, das ist nicht der Grund. Ich glaube, er lebt anders. Irgendwie anders. Er hat so ein Polster, ein Vertrauenspolster. Das hat er von seinen Eltern. Die haben das auch. Hast du ja bestimmt gemerkt.«
    Ja klar, aber ich hätte das niemals Vertrauen genannt. Darauf bin ich nicht gekommen. »Ich dachte, das hätte was mit ihrem Alter zu tun.«
    »Ja sicher, aber trotzdem. Sie leben anders. Und Cars ten auch. Das gefällt mir. Hat mir von Anfang an gefallen, gleich als ich ihn kennen lernte, weißt du?«
    »Nein, woher auch?«
    »Gut, jetzt weißt du’s.«
    Ich sehe sie an, meine Mutter. Ich mache meinen Arm lang und streichle ihre
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