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Das Hotelbett

Das Hotelbett

Titel: Das Hotelbett
Autoren: Unknown
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Schreibmaschine, sein Haar fiel auf die Typen herab. Er wartete
auf die Inspiration, aber die war woanders beschäftigt.
    Als er dasaß und sein Hirn mit
zweischneidigen, vorwärtstreibenden Gedanken zermarterte, hörte er etwas, das
ihn interessierte. Jemand stöhnte und keuchte, und es klang, als wäre das in
seinem Zimmer. Er sah sich um. Nein, er war allein.
    Aber etwas ging vor sich, ganz in der
Nähe. Die Laute klangen nach einer Paarung, und Olle begann die Wände
entlangzuschleichen, das Ohr an sie gedrückt. Als er zu einer schmalen
Seitenwand kam, gleich neben einem Stilleben in einem Jugendstilrahmen, das
deutlich eine Blume ohne Wasser darstellte, die blaß den Kopf hängen ließ,
hörte er die Töne noch deutlicher.
    Er fuhr mit dem Kopf an der Wand
entlang, um eine für das Ohr bestmögliche Lauscherstellung zu erreichen.
    »Au!« schrie er auf.
    Er war mit dem Kopf an das
Stillebenbild angestoßen, und es rutschte zur Seite. Als er sich aufrichtete,
um es zurechtzurücken, begriff er, warum er gerade da so gut hörte. Hinter dem
Bild gab es nämlich ein Loch zum Nachbarzimmer. Er blickte durch die Öffnung,
und mitten im Blickfeld stand ein Bett, genau gleich dem, das er selbst in
seinem Zimmer hatte.
    Es war halbdunkel im andern Zimmer,
denn vor dem Fenster waren die rot- und gelbgemusterten Gardinen zugezogen,
aber neben dem Bett brannte eine kleine Lampe auf dem Nachttisch. Im Bett lag
ein Mann auf dem Rücken, neben ihm kniete ein anderer Mann und saugte an seinem
Penis.
    Das war ein sowohl schöner als auch
zärtlicher Anblick, obwohl keiner der Männer besonders anziehend wirkte. Aber
es gab deutlich sowohl Innerlichkeit als auch Liebe in ihrem Verhältnis.
    Olle hatte bisher noch nie homosexuelle
Aktivitäten zwischen Männern gesehen, und er hatte das selbst auch noch nie
erlebt. Früher hatte er es als etwas Ekliges betrachtet, aber nun, seit er es —
als Lauscher — gesehen hatte, änderte er spontan seine Meinung. Diese zwei
Männer hatten das gleiche Recht des Genusses wie alle andern Menschen, und da
beide genossen und niemandem schadeten, war ja alles so, wie es sein sollte.
    Aber Olle merkte auch, daß er nicht
besonders geil wurde von dem, was er gesehen hatte. Offenbar war er selbst
ausgeprägt heterosexuell. Aber wie kam es dann, daß er geil wurde, wenn er sah,
daß zwei Frauen lesbisch zusammen waren? Die Sexualität ist wahrhaftig
rätselhaft.
    Immer noch mit dem Bild der beiden
Männer vor seinem Auge, ging er an den Schreibtisch und spannte ein Blatt in
die Maschine. Er war ziemlich fertig mit seiner Niederschrift, als die Glocke
bimmelte und anzeigte, daß es Zeit zum Abendessen war.
    Es gab Fisch. Er war sehr gut gekocht
und gewürzt, und Olle aß mehrere Portionen. Fisch tat ihm gut bei seinem
Magengeschwür. Bei Tisch hatte er wieder die Gesellschaft von dem ewig wütend
aussehenden Paar.
    Als das Abendessen beendet und der
Kaffee auf der Veranda serviert wurde, sah er, daß Brita allein an ihrem Tisch
saß. Er setzte sich zu ihr, nachdem sie ihn mit einem Lächeln dazu aufgefordert
hatte, und fragte sie, wo Kajsa und Elly seien. Er bekam den Bescheid, daß sie
schon früh am Tag heimgefahren waren.
    Das Erlebnis des gestrigen Tages auf
der Insel war ihr Lebewohl vom Paradies und dem Hotel Sonnenheim gewesen.
    Plötzlich beugte sich Brita zu ihm hin.
    »Hast du gehört, daß sie unten im Ort
einen Nachtklub eröffnet haben?« fragte sie gedämpft.
    Olle schüttelte den Kopf.
    »Davon habe ich keine Ahnung gehabt«;
antwortete er. »Wollen wir heute abend hingehen? Du und ich?«
    »Nein, das geht nicht. Sie haben nur an
Samstagen offen, der Touristen wegen. Der Ort hat eine zu kleine Bevölkerung,
als daß es sich öfter lohnen könnte.«
    »Aber dann können wohl wir beide morgen
zusammen hingehen.«
    »Gern. Ich hab’ bereits eine
Mitgliedskarte. Ich war dort vorigen Samstag.«
    Olle trank seinen Kaffee aus.
    »Wunderbar«, antwortete er. »Wie
ergattert man eine Mitgliedskarte?«
    Brita lachte.
    »Ich bekam meine von einem Mann, der
vorige Woche hier gewohnt hat. Er sagte, der schwarzbärtige, kleine Portier
hier könnte eine beschaffen.«
    »Ich werde ihn fragen«, sagte Olle
bestimmt.
    Nach dem Kaffee machten sie zusammen
eine Runde durch den Park. Wenn niemand zusah, packte er sie zwischen den
Beinen durch ihr dünnes Kleid, und sie antwortete ihm damit, daß sie hart mit
den Hüften gegen ihn stieß.
    »Kommst du mit mir hinauf in mein
Zimmer?« fragte er
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