Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman
Autoren: James McGee
Vom Netzwerk:
Tage.«
    »Nicht lange«, sagte Hawkwood.
    »Normalerweise würde ich Ihnen zustimmen.« Ludd kaute an seiner Unterlippe.
    »Captain?« Hawkwood hatte nicht verstanden.
    Ludd hörte auf zu kauen. »Er war nicht der Erste«, sagte er endlich widerstrebend.
    Hawkwood merkte, wie James Read auf seinem Stuhl herumrutschte. Ludd sah höchst unglücklich aus. »Der erste Offizier, den wir schickten, Leutnant Masterson, kam ums Leben.«
    »Er kam ums Leben? Wie?«
    »Vermutlich ertrank er. Seine Leiche wurde vor zwei Wochen auf einer Sandbank in der Nähe von Fowley Island gefunden.«
    »Wo ist das?«, fragte Hawkwood.
    »Bei der Swale.«
    »In Kent also.«
    Ludd nickte. »Zu dem Zeitpunkt gab es keinen Grund zur Annahme, dass es nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Wir betrauerten ihn und begruben ihn, und dann schickten wir Leutnant Sark, um die Untersuchungen aufzunehmen.«
    »Aber jetzt, wo Sark sich noch nicht gemeldet hat, vermuten Sie, dass der Tod durch Ertrinken vielleicht doch kein Unfall war.«
    »Das ist möglich, ja.«
    »Entschuldigen Sie, Captain, aber ich sehe immer noch nicht, was das mit Bow Street zu tun hat«, sagte Hawkwood. »Das ist doch bestimmt eine Sache für die Navy?«
    Ehe Ludd antworten konnte, mischte James Read sich ein: »Captain Ludd ist hier auf Veranlassung von Richter Aaron Graham. Richter Graham ist der Regierungs inspektor, der für die Verwaltung aller Kriegsgefangenen verantwortlich ist. Er untersteht direkt dem Innenminister. Es war die Empfehlung des Innenministers Ryder, dass die Behörde unsere Hilfe in Anspruch nehmen sollte.«
    Hawkwood hatte die Bekanntschaft des Innenministers Ryder gemacht, der ihn nicht übermäßig beeindruckt hatte, aber er hielt generell nicht viel von Politikern, egal welchen Ranges. Er traute keinem von ihnen. Er hatte Ryder reichlich hochnäsig gefunden, erfüllt von seiner eigenen Wichtigkeit. Er fragte sich, ob Ryder sich direkt an James Read gewandt hatte. Die Art, wie der Oberste Richter mit Ludd sprach, ließ nicht darauf schließen, dass er ihn nur widerwillig duldete, aber Read beherrschte es meisterhaft, neutral zu bleiben. Was nicht bedeutete, dass es hinter dem gelassenen Gesichtsausdruck in seinem Kopf nicht gleichzeitig fieberhaft arbeiten konnte.
    Read stand auf. Er ging zum Kamin und nahm seine gewohnte Stellung vor der Feuerstelle ein. Zwar brannte kein Feuer, aber Read stand da, als wärme er sich. Hawkwood vermutete, dass ihm diese Stellung, ob mit oder ohne Feuer, beim Denken half. Und tatsächlich schien alles, was er sagte, dadurch ein gewisses Gewicht zu bekommen und Hawkwood fragte sich, ob der Oberste Richter dies nicht beabsichtigte.
    Read spitzte die Lippen. »Es ist ja kein Geheimnis, dass die Behörde in den letzten zwölf Monaten ziemlich viel kritisiert worden ist. Sie war Gegenstand zweier Sonderausschüsse. Man kam zu dem Ergebnis, dass die Behörde nicht so effizient gearbeitet hat, wie man es von ihr erwartet hatte. Weitere negative Nachrichten würden … na, sagen wir, nicht sehr helfen. Bisher konnten diese Fluchten vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden. Es besteht jedoch Grund zur Sorge, dass, wenn diese Unfähigkeit, feindliche Gefangene unter Verschluss zu halten, an die Öffentlichkeit dringt, die Regierung an Glaubwürdigkeit verlieren könnte. Bei allem Respekt für Captain Ludd, aber wenn der Verlust eines Offiziers, der diese Gefängnisausbrüche untersuchen sollte, noch als Unglücksfall abgetan werden kann, so grenzt der Verlust zweier Offiziere doch schon fast an Leichtsinn. Dies ist alles Wasser auf die Mühlen der Kritiker, und für ein Land, das sich im Krieg befindet, könnte jeder Vertrauensverlust ernste Konsequenzen haben.«
    Hawkwood sah verstohlen den Captain an und empfand Mitleid. Er wusste, wie es war, Männer im Kampf zu verlieren; er selbst hatte mehr Männer eingebüßt, als er sagen konnte, und es war schmerzhaft, damit zu leben.
    »Welche Hilfe also?«, fragte Hawkwood.
    Read zog fragend die Brauen zusammen.
    »Sie sagten, der Innenminister möchte, dass die Behörde unsere Hilfe in Anspruch nimmt. Wie soll diese Hilfe aussehen?«
    James Read sah Ludd an, der mühsam lächelte. »Meine Vorgesetzten weigern sich, die Untersuchung weiter zu unterstützen.«
    »Sie meinen, dass kein weiteres Personal dafür bewilligt wird«, sagte Hawkwood.
    Ludd wurde rot. »Wie der Richter Read schon sagte, haben wir bereits zwei Männer bei der Untersuchung verloren. Ich habe keine Lust,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher