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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman
Autoren: James McGee
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herausgeschnitten hatte, wurde geschickt von Jago aufgefangen.
    Jago zog eine Augenbraue hoch.
    »Spesen«, sagte Hawkwood.
    Jago starrte auf den Goldbarren in seiner Hand. »Was ist der denn wert?«
    »Keine Ahnung. Ziemlich viel.«
    Jago gab ihn zurück. »Bei dem, was sie dir zahlen, kannst du jede Hilfe brauchen.«
    Sie saßen auf und lenkten ihre Pferde vom Strand weg.
    Über das dunkle Wasser hinter ihnen schallte ein kurzes Bellen.

Historische Anmerkung
     
    Im Verlauf der napoleonischen Kriege machte Großbritannien Tausende von Kriegsgefangenen, die in Gefängnissen sowohl auf dem Festland als auch in den ›Hulks‹ untergebracht waren; frühere Kriegsschiffe britischer und fremder Flotten, die man für zu alt und nicht mehr tauglich für den aktiven Einsatz hielt. Um 1814 hatte die Anzahl der Gefangenen auf diesen Schiffen mit 72.000 Mann ihren Höchststand erreicht. Die meisten von ihnen lagen vor Portsmouth, Plymouth und in der Medway.
    Von allen Gefangenen, die auf den Hulks lebten, waren die Römer die am meisten gefürchteten, die am meisten verachteten waren die Rafalés. Man trug Duelle aus wie im Roman beschrieben, und es gibt Berichte, aus denen hervorgeht, dass man tatsächlich auch Leichen zerlegte und durch die Schiffslatrinen entsorgte.
    Die meisten Todesfälle auf den Hulks in der Medway gingen auf Schwindsucht und andere Infektionskrankheiten zurück. Die Leichen sowohl von Zivilisten als auch Gefangenen wurden am Ufer begraben. Als 1855-56 die Werft von Chatham vergrößert wurde, entdeckte man auf St. Mary’s Island die Überreste von mehr als 500 Gefangenen. Diese wurden exhumiert und unter einem Denkmal begraben, das noch heute auf dem Gelände der alten Marinekaserne steht.
    Die Zahlen schwanken, aber man kann davon ausgehen, dass in der Zeit von 1811 bis 1814 zwischen 300 und 450 französischen Offizieren die Flucht gelang. Die meisten von ihnen wären ohne die Hilfe der britischen Schmugglerbanden nicht in die Heimat zurückgekommen, die sich die Hilfe mit bis zu 300 Guineen bezahlen ließen.
    Diese Hilfe wurde damit belohnt, dass die englischen Schmuggler von Napoleon Bonaparte nach Kräften unterstützt wurden. Bonaparte soll gesagt haben: »Alle Informationen, die ich während des Krieges über England erhielt, bekam ich von den Schmugglern«. Er war so begeistert von deren Service – zu der auch die Lieferung von Zeitungen gehörte, die nach Ankunft in Frankreich sofort per Kurier zum Polizeiminister nach Paris gebracht wurden -, dass er den Hafen von Gravelines zur ausschließlichen Anlaufstelle für britische Schmuggler bestimmte. So wurde eine regelrechte Schmugglerstadt gegründet.
    Schmuggeln war schon immer ein einträgliches Geschäft. Die Unverfrorenheit der Schmuggler, besonders derer, die im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert an den Küsten von Sussex und Kent operierten, war erstaunlich. Dabei handelte es sich hier nicht etwa um die klassischen zwei Draufgänger im Ruderboot. Der Handel war straff durchorganisiert und finanziert, in vielen Fällen von Londoner Kaufleuten. Schmugglerbanden operierten mit großer Dreistigkeit und oft sogar bei Tage. Es gab Karawanen von Hunderten von Tieren und Männern, die die Waren von der Küste bis direkt in die Londoner Lagerhäuser brachten. Offene Schlachten zwischen Schmugglern und Zollbeamten war keine Seltenheit, wobei die Zöllner von Truppen unterstützt wurden, weil die Schmuggler meist in der Überzahl waren, und es gab auf beiden Seiten viele Tote und Verletzte.
    Einer der einträglichsten Zweige des Schmuggelgeschäftes jedoch war der Einsatz der Guinee Boats. Der Handel, der zum größten Teil unter Führung des Hauses Rothschild stattfand, wurde durchgeführt wie beschrieben. Es handelte sich hierbei um unglaubliche Summen, denn die Rudergaleeren beförderten auf einen Schlag bis zu 30.000 Guineen. Allein im Jahre 1811 transportierten Schmuggler 1.900.000 Guineen oder 49.000.000 Francs über den Ärmelkanal. In heutiger Währung wären das fast £ 65.000.000.
    Fanny Burney, die im 18. Jahrhundert Tagebuch schrieb, nannte Deal eine »traurige Schmugglerstadt« . Ich bezweifle jedoch, dass die Bewohner sich in einem so trüben Licht sahen. Deals Ruf als Schmugglerstadt suchte seinesgleichen, die Verbindungen der Stadt mit diesem Geschäft reichten zurück bis in die 1740er-Jahre. Die Stadt blieb bis ins folgende Jahrhundert ein Dorn im Fleische der Behörden, denn die Seeleute von Deal blieben führend im
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