Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman
Autoren: James McGee
Vom Netzwerk:
sein Herz umklammerte, und verfluchte seine Unentschlossenheit. Er hätte nicht so lange stehen bleiben dürfen. Er sprang auf und fing an zu rennen.
    Er hatte eine ungefähre Vorstellung, wo er sich befand und in welche Richtung er lief. Er ahnte, dass das Kings Ferry House nicht viel weiter als eine halbe Meile entfernt sein konnte. Wenn sein Orientierungsvermögen ihn nicht im Stich ließ und er die Anlegestelle erreichte und ein Boot fand, wäre es möglich, den Fluss zu überqueren, sich am anderen Ufer zu verstecken und seinen Verfolgern zu entkommen.
    Geduckt folgte er dem Lauf des Abwassergrabens. Er ignorierte die Stiche, die seine Seite bei jedem Atemzug wie glühende Nadeln plagten.
    Ein weiterer Schrei. Diesmal eine menschliche Stimme, nur ein paar hundert Yards entfernt. Sark stellte mit Bangen fest, dass seine Verfolger das Gelände weitaus besser kannten als er. Trotz der Unebenheit des Terrains und des Gewirrs von Wassergräben, das es durchzog, kamen sie schnell näher.
    Er rutschte aus und fluchte, während er die Böschung zum Graben hinunterschlitterte. Er war versucht, sich ganz ins trübe Wasser gleiten zu lassen und hindurchzuwaten, um die Hunde zu verwirren, aber er wusste, dadurch würde er noch langsamer vorankommen. Sie brauchten nur die Hunde auf beiden Seiten des Grabens entlanglaufen zu lassen um festzustellen, wo er das Wasser verlassen hatte und seine Fährte sofort wieder aufzunehmen. Am besten war es, er lief weiter und versuchte, die Anlegestelle zu erreichen, und zwar so trocken wie möglich. Er richtete sich auf dem glitschigen Boden auf und kroch die Böschung wieder hinauf.
    Jetzt hörte er seine Verfolger, die sich, von der Jagd angefeuert, durch Zurufe verständigten. Ein Hund bellte und im Geist sah er die Meute, wie sie geifernd seinen Geruch aufnahmen und mit funkelnden Augen an den Leinen zerrten. Sark lief schneller.
    Der Graben wurde breiter. Sark nahm das als ein Zeichen, dass er sich dem Hauptkanal näherte. Fest mit den Stiefelabsätzen auftretend, um mehr Halt zu gewinnen, zwang er seinen todmüden, mit Schlamm verdreckten Körper weiter in die Richtung, in der er Rettung erhoffte.
    Wieder ein Ruf. Sark sah sich um, und sein Magen krampfte sich zusammen, als er sah, wie stark sich der Abstand verkürzt hatte. Die Fackeln waren sehr viel näher gekommen. Im Feuerschein sah er die dunklen Gestalten der laufenden Männer, vielleicht ein halbes Dutzend, und die schlankeren vierbeinigen Schatten, die über das unregelmäßige Gelände vor ihnen herjagten.
    Erneut ertönte ein urchdringender Ruf, und Sark wusste, dass sie wahrscheinlich seine Silhouette gesehen hatten, die sich gegen den Himmel abhob. Er duckte sich, obwohl er wusste, jetzt würde es nicht mehr viel nützen. Er zog die Pistole aus dem Gürtel.
    Im selben Augenblick gab der Boden unter ihm nach und er fiel hin. Während seine Füße scheinbar unter ihm weggezogen wurden, brachte er es dennoch fertig, sich zu drehen. Im selben Moment sah er, dass er sein Ziel fast erreicht hatte. Es war das Flussufer, das unter seinem Gewicht weggebrochen war. Er konnte gerade noch die Pistole über seinen Kopf heben, damit nichts in den Lauf eindrang, da landete er auch schon auf dem Rücken im Schlamm.
    Mühsam drehte er sich auf die Knie und richtete sich auf, dann sah er das Licht. Es war keine hundertfünfzig Yards entfernt, am Rande des Schilfs. Er kniff die Augen zusammen und erkannte die Umrisse eines kleinen Gebäudes. Er wusste, das war die Hütte des Fährmanns. Sein Blick wanderte zum Landesteg, der ins Wasser hinausragte. Im Windschatten lag, an einen schlanken Holzpfahl gebunden, ein kleines Ruderboot im Schlick. Seine Stimmung hob sich. Vielleicht schaffte er es doch noch.
    Der Schlamm schmatzte an seinen Stiefeln, als er auf den Anlegesteg zuging. Aber er hatte kaum ein paar Schritte zurückgelegt, als die Beschaffenheit des Schlammes sich veränderte. Er war jetzt weniger fest, und seine Stiefel sanken mit jedem Schritt tiefer ein. Es war, als watete er durch zähen Haferbrei. Er sah zum Fluss hinüber. An dieser Stelle war er etwas schmaler, daher gab es hier die Fähre. Aber es war Ebbe, und zwischen dem Anlegesteg und dem Wasser lag ein breiter Streifen Watt. Er würde das Boot eine ganze Strecke ziehen müssen, ehe er es im Wasser hätte. Aber er konnte den horizontalen Schatten des anderen Ufers erkennen, und das gab ihm Mut. Er zwang sich, weiterzugehen.
    Der Lärm hinter ihm war schwächer geworden.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher