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Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff
Autoren: Jason Dark
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John Sinclair.«
    »Ja, wie Sie schon hörten.«
    Er lachte knapp. »Natürlich. Ich habe auch einiges von Ihnen vernommen. Inzwischen sind Sie eine bekannte Größe hier in London. Wenn man sich mit einem Thema beschäftigt, wie ich es tue, dann kommt man an Ihnen zwangsläufig nicht vorbei.«
    »Das will ich mal dahingestellt sein lassen.«
    »Sie stehen meiner Arbeit skeptisch gegenüber?« fragte er und nahm einen dünnen Bleistift auf, den er zwischen den Fingern balancierte.
    »Begeistert bin ich nicht.«
    Bucci ließ den Bleistift fallen. »Und nun soll ich Sie vom Gegenteil überzeugen?«
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    »Weshalb sind Sie dann zu mir gekommen?«
    »Es war meine Idee!« mischte sich Bill ein. »Ich wollte Sie kennenlernen.«
    Er nickte. »Immer die Reporter. Stets neugierig. Hatten Sie denn einen Grund?«
    »Allerdings.«
    Flavio Bucci nickte und breitete die Arme aus. »Dann nennen Sie ihn!«
    »Ich hörte, Sie schreiben mit Blut.«
    Flavio Bucci legte den Kopf zurück und begann laut zu lachen. Nachdem er sich beruhigt hatte, gab er die Antwort. »Das ist doch wohl eine Finte, mein lieber Mr. Conolly. Ich schreibe nicht mit Blut, sondern mit einem normalen Federhalter oder Kugelschreiber.« Er beugte sich wieder vor.
    »Alles klar?«
    »Sorry, ich drückte mich falsch aus. Aber Sie wußten, was ich damit sagen wollte.«
    »Schon.«
    »Können Sie uns Beweise vorlegen?« erkundigte ich mich.
    Er lächelte wieder. »Sie meinen, daß ich jetzt und hier anfangen solle zu schreiben?«
    »So ist es.«
    »Verlangen Sie nicht ein wenig viel, Mr. Sinclair?«
    »Ist es nicht Ihr Job, Mr. Bucci?«
    Er verzog den Mund und nahm wieder den Bleistift hoch, den er geschickt zwischen den Fingern balancierte. »Ich bin Künstler. Und Künstler verstehen ihre Arbeit nicht als Job, sondern als Berufung«, belehrte er mich.
    »Das heißt, Sie können es nicht auf Kommando beweisen.«
    »Genau.«
    Ich drückte meine Hände zu beiden Seiten der Schenkel auf den Stuhl und stemmte mich hoch. »Dann hat es keinen Sinn, daß wir länger bleiben. Ohne eine Demonstration Ihrerseits finde ich unseren Besuch bei Ihnen fruchtlos. Wir würden uns nur gegenseitig die Zeit stehlen.«
    Bucci winkte lässig ab und bewegte dabei auch seinen Bleistift.
    »Reagieren Sie doch nicht so übereilt, mein Lieber. Ich habe nicht davon gesprochen, daß ich es nicht machen würde. Nur eben nicht von einer Sekunde auf die andere.«
    Ich nahm wieder normal Platz. »Okay, Mr. Bucci. Warten wir also.«
    »Möchten Sie etwas zu trinken haben? Einen Wein vielleicht?«
    »Nein, danke.« Bill und ich lehnten ab.
    »Gut, dann nicht.« Er drückte auf einen hellen Knopf. Er gehörte zum Fuß einer Lampe, die auf seinem Schreibtisch stand. Die Lampe besaß einen geschwungenen Stiel, der einen Halbkreis über den Schreibtisch schlug. Der Schirm am Ende besaß die Form eines Pilzes. Die Oberfläche aus Kunststoff war dunkel gestrichen. Das Licht fiel genau auf den Teil des Schreibtisches, der als der eigentliche Arbeitsplatz des Geisterschreibers anzusehen war.
    Dort lag ein weißes, leeres Blatt Papier. Ohne uns aus den Augen zu lassen, nahm Flavio Bucci aus einer Schatulle einen goldenen Federhalter. Er hielt ihn hoch wie ein Zauberkünstler seinen Stab. »Es ist alles normal, nicht wahr?«
    »Könnten Sie uns eine Schriftprobe geben?« fragte ich.
    »Gern.«
    Auf ein Blatt Papier kritzelte er einige Worte mit blauer Tinte.
    »Zufrieden?« Wir nickten.
    »Dann kann ich beginnen. Ach, meine Herren, noch eins. Ich brauche absolute Ruhe bei meiner Arbeit. Dafür werden Sie bestimmt Verständnis haben.«
    »Natürlich.« Bill antwortete für mich mit.
    Tief atmete Flavio Bucci aus. Seine Stirn legte er in Falten, überlegte noch und schaute gegen die ebenfalls dunkle Decke, als würde er dort alles sehen.
    Wir sahen ihm zu. Er behielt den Kopf zurückgelegt, während er die Lippen bewegte und wohl irgend etwas murmelte, das wir jedoch nicht verstehen konnten.
    Wahrscheinlich nahm er jetzt Kontakt zu irgendeinem Geist auf, der im Unsichtbaren lebte.
    Ich hatte schon viel erlebt. Ich erinnerte mich an Tanith, die ja auch etwas Besonderes gewesen war. Nur hatte sie nie eine solche Schau abgezogen wie dieser Flavio Bucci.
    Die gesamte Szenerie kam mir ein wenig lächerlich vor, wie ich ehrlich zugeben mußte. Ich war auch jetzt nicht davon überzeugt, daß unser Besuch Früchte tragen würde.
    Bei Bucci tat sich nichts. Er konzentrierte sich. Die Uhr
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