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Das Herz Eines Highlanders

Das Herz Eines Highlanders

Titel: Das Herz Eines Highlanders
Autoren: Karen Marie Moning
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ungelösten Fragen gequält werden. »Warum, Vater? Sag es! Sag mir, warum!«
    Ronins vernebelter Blick suchte Gavraels. Seine Brust hob und senkte sich, als er mit hastigen, flachen Zügen die rauchgeschwängerte Luft einatmete. Mit einem seltsamen Unterton der Sympathie sprach er: »Sohn, wir können es nicht ändern ... die Männer der Mclllioch ... wir werden immer ... so geboren.«
    Voller Entsetzen blickte Gavrael auf seinen Vater. »Du wagst es, mir das zu sagen? Denkst du, du könntest mich davon überzeugen, dass ich ebenso wahnsinnig bin wie du? Ich bin nicht wie du! Ich werde dir nicht glauben. Du lügst. Du lügst!« Er sprang auf die Füße und ging hastig einige Schritte davon.
    Ronin Mclllioch stützte sich mühevoll auf die Ellbogen und deutete ruckartig mit dem Kopf auf die Beweise für Gavraels Wüten: die Überreste der McKane-Krieger, die wortwörtlich in Stücke gehauen worden waren. »Das hast du getan, Sohn.«
    »Ich bin kein skrupelloser Mörder!« Gavrael betrachtete die verstümmelten Leichen und zweifelte an seinen eigenen Worten.
    »Es gehört dazu... ein Mclllioch zu sein. Du kannst es nicht ändern, Sohn.«
    »Nenn mich nicht Sohn! Ich werde nie wieder dein Sohn sein. Und ich leide nicht an deiner Krankheit. Ich bin nicht wie du. Ich werde niemals sein wie du!«
    Ronin sank zurück zu Boden und murmelte unzusammenhängende Worte. Gavrael hörte nicht hin. Er wollte den Lügen seines Vaters keinen Augenblick länger zuhören. Er drehte ihm den Rücken zu und ließ seinen Blick über das schweifen, was von Tuluth übrig geblieben war. Die überlebenden Dorfbewohner drängten sich schweigend in kleinen Grüppchen zusammen und beobachteten ihn. Er wandte sich ab und wusste, dass ihm dieser Anblick ihrer missbilligenden Ehrerbietung für immer im Gedächtnis haften bleiben würde, und hob den Blick zu den dunklen Steinen von Schloss Maldebann. Eingelassen in die Flanke des Berges stand es hoch über dem Dorf. Bis zum heutigen Tag hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als erwachsen zu werden und an der Seite seines Vaters zu helfen, Maldebann zu regieren und es schließlich als Clanführer zu übernehmen. Er hatte sich gewünscht, stets das lieblich trällernde Lachen seiner Mutter zu hören, das die geräumigen Hallen erfüllte, und als Antwort das Grummein seines Vaters, wenn sie scherzten und miteinander sprachen. Er hatte davon geträumt, voller Klugheit die Belange seiner Leute wahrzunehmen, eines Tages zu heiraten und eigene Söhne zu haben. Jawohl, bis heute hatte er daran geglaubt, dass all diese Dinge eintreffen würden. Aber schneller, als der Mond den Himmel über Tuluth erklommen hatte, waren alle seine Träume und der allerletzte Teil von ihm, der noch menschlich gewesen war, zerstört worden.
    Gavrael benötigte fast einen Tag, um seinen zerschundenen Körper zurück in den Schutz der dichten Wälder des Hochlandes zu schleppen. Er würde nie wieder nach Hause zurückkehren können. Seine Mutter war tot, das Schloss geplündert und die Dorfbewohner waren ihm mit Furcht begegnet. Die Worte seines Vaters verfolgten ihn - wir werden so geboren. Mörder, fähig, selbst die zu morden, die sie vorgeben zu lieben. Gavrael hielt es für eine Krankheit des Geistes, von der sein Vater behauptet hatte, dass auch er sie in sich trug.
    Durstiger, als er je zuvor gewesen war, schleppte er sich zu dem kleinen See, der unterhalb von Wotan's Cleft eingebettet in einem Tal lag. Für eine kurze Zeit verlor er auf dem feuchten Boden der Tundra das Bewusstsein, doch sobald er etwas weniger benebelt und schwach war, robbte er auf den Ellbogen vorwärts, um zu trinken. Als er die Hände zum Trinken zusammenführte und sich über das prickelnde, klare Wasser beugte, erstarrte ei; paralysiert von seinem Spiegelbild in den sanften Wellen.
    Eisblaue Augen starrten ihn an.

 
Kapitel 1
    Dalkeith-upon-the-Sea, Schottische Highlands 1515
    Grimm blieb an den geöffneten Türen des Arbeitszimmers stehen und sah in die Nacht hinaus. Die Spiegelbilder der Sterne sprenkelten den ruhelosen Ozean und krönten als winzige Lichtpunkte die Wellen. Für gewöhnlich empfand er das Geräusch des Meeres, wenn es gegen die Felsen krachte, als wohltuend, seit kurzem jedoch schien es in ihm eine suchende Ruhelosigkeit zu entfachen.
    Während er gemessenen Schrittes weiterging, grübelte er über mögliche Gründe für seine Unruhe nach und stand am Ende mit leeren Händen da. Es war seine eigene Wahl gewesen, als
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