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Das Herz des Wolfes (German Edition)

Das Herz des Wolfes (German Edition)

Titel: Das Herz des Wolfes (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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gepackt hatte. Es war eine kleine Topfpflanze. In einem Schmutzregen prallte der Topf gegen Alex’ Brust. Er zuckte zusammen und griff nach Alice’ Kehle. Das Messer sauste auf sie zu …
    Ein lautloser Behemoth stürzte sich mit solcher Wucht auf Alex, dass dieser zu Boden ging. Im gleichen Moment wurde Alice von einer flachen Hand auf ihrer Brust zurückgeworfen. Sie verlor das Gleichgewicht, fiel hin und kroch mit eingezogenem Kopf von der Tür weg.
    Alles wurde still. Sie wagte einen Blick hinter sich.
    Alex lag auf dem Rücken. Seine Kehle war herausgerissen, die Hand, in der er das Messer gehalten hatte, bis zur Unkenntlichkeit zermalmt.
    Über seiner Leiche hockte das Monster aus Haleys Wohnung. Die Formen und Linien in seinem Gesicht waren völlig verzerrt. Es gab nur einen Unterschied: Diesmal war er ziemlich nackt und tropfnass.
    Das Monster bleckte die Zähne, in seinem eisigen Blick brannte ungläubige Wut. »Du hast ihm die Tür aufgemacht?«
    Alice hob hilflos die Hände und wimmerte: »Er ist mein Chef.«
    Ihr Wimmern wurde zu einem Schluchzen, und plötzlich verwandelte sich das Monster wieder in Gideon. Er hechtete auf sie zu, packte sie und zog sie an seine Brust, wo sie ihr Gesicht an seiner heißen, feuchten Haut barg. Er atmete schwer, ein leichtes Zittern überlief seine Muskeln.
    Grimmig sagte er: »Tja, das ist er jetzt wohl nicht mehr.«
    Es kam die Zeit des alljährlichen Festivals der Maske, zu dem alle Geschöpfe, die Alten Völker ebenso wie die Götter, dem Tanz huldigten, der das Universum antrieb und aufrechterhielt. Planeten kreisten um ihre Sonnen, Galaxien drehten sich im Raum. Selbst die winzigen Atome beteiligten sich an dieser Bewegung.
    Zu jeder Wintersonnwende wurde im Cuelebre-Tower eines der aufwändigsten Spektakel der Welt veranstaltet, mitsamt rotem Teppich und einem Haufen Paparazzi. Prominente und Würdenträger der Menschen sowie aller Alten Völker nahmen an diesem Ball teil. Die zweitausend Besucher trugen ausgefallene, juwelenbesetzte Designer-Kostüme und dazu Masken, auf denen Onyxe und Diamanten funkelten. Cuelebres Festsaal war mit gewaltigen Eisskulpturen und breiten Stoffbahnen in Gold und Elfenbein geschmückt, und der Champagner floss in Strömen.
    Ein traditioneller Ball der Maske begann offiziell mit einer Prozession der Götter und endete damit, dass um Mitternacht alle ihre Masken ablegten. Die meisten Partys dauerten allerdings bis zum frühen Morgen an. Bei den meisten Veranstaltungen gab es Freiwillige, die sich verkleideten und die Rolle der Götter spielten. Auf den Spendengalas der Schule waren das normalerweise die Kuratoren. Hier würde die Prozession der Götter gewiss eine äußerst kunstvolle Angelegenheit sein, die von professionellen Schauspielern dargeboten wurde.
    Mit großen Augen starrte Alice alles und jeden an. Hier und da konnte sie am anderen Ende des Saals einen Blick auf Dragos Cuelebre, den Lord der Wyr, und seine schöne neue Gefährtin erhaschen. In ihren Bewegungen lag die eindrucksvolle Synchronizität von Wyr-Gefährten, beide schienen stets genau zu spüren, wo der andere gerade war. Diese Fähigkeit würden auch Alice und Gideon mit der Zeit entwickeln.
    Zuerst hatte es Alice widerstrebt, den Ball der Maske im Cuelebre-Tower zu besuchen. Ebenso wie der Rest ihrer Gemeinschaft trauerte sie um ihre Freunde, die in der vergangenen Woche gestorben waren, und noch immer stand sie unter dem Schock der Erkenntnis, dass Alex Schaffer für den Mord an zehn Chamäleons verantwortlich war. Angesichts der jüngsten Ereignisse hatte die Broadway Elementary School ihre jährliche Spendengala abgesagt, zumal die Kuratoren damit beschäftigt waren, sich umzuorganisieren und eine neue Leitung zu finden.
    Aber Gideon hatte zwei Karten für den Ball der Maske im Tower bekommen, obwohl es eigentlich unmöglich war, noch welche zu ergattern. Er hatte Alice beschwatzt, bis sie nachgegeben hatte, und jetzt war sie froh, mitgekommen zu sein – allein schon, um dieses Spektakel mit eigenen Augen zu sehen. Sie hatten vereinbart, bis zur Demaskierung um Mitternacht zu bleiben. Es war ihr erstes offizielles Date.
    Nachdem sie einen Blick auf die extravagante Pracht im Saal geworfen hatte, fühlte sich Alice etwas unbehaglich, weil sie selbst nur ein einfaches, schwarzes Etuikleid, dazu hochhackige, zehenfreie schwarze Lacklederpumps und eine schlichte Halbmaske aus schwarzem Satin trug. Eigens für diesen Anlass hatte sie sich Kontaktlinsen gekauft.
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