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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Elizabeth Amber
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ihre Lippen zu pressen.
    Er zuckte so heftig zusammen, dass er sich schnitt, und stieß einen Fluch aus. Dann wirbelte er herum und bot dem leeren Raum die Stirn, als stelle er sich einem unsichtbaren Feind. »Wer, zur Hölle, ist da?« Seine Stimme klang wie Samt und dunkler Sand, tief und dunkel. Und sexy – selbst wenn er nicht gerade beim Liebesakt war.
    »Antworte!«, rief er in einem rauhen, warnenden Tonfall. Sie verschränkte die Arme. Als ob sie so einfach auf seinen Befehl hin ihre Tarnung aufgeben und ihm ihren Namen nennen würde! Doch trotz ihres Schweigens machte er irgendwie ihren Standort aus. Abrupt drehte er sich zu ihr um und stemmte seine Hände links und rechts von ihr gegen die Wand, umgab sie mit der Stärke und Hitze seines männlichen Körpers.
    Entsetzt machte sie einen Satz und ergriff die Flucht; dabei glitt ihr Körper durch seinen hindurch. So war es bei allen Geistwandlerinnen: Sie konnten sich durch Lebewesen aus Fleisch und Blut hindurchbewegen sowie durch jegliche Kleidung oder Dinge, die jemand hielt. Das ging nicht ohne Schwierigkeiten und Komplikationen vonstatten, deshalb war es etwas, was sie normalerweise zu vermeiden suchte. Und der Kontakt ließ sie nicht unberührt. Sie rieb über ihre Arme und schlang sie um ihren Leib. Sie fühlte sich verunsichert und zitterig.
    Es war, als sei sie für den Bruchteil einer Sekunde ein Teil von ihm geworden. Und nun wirbelten seine Erinnerungen chaotisch in ihrem Kopf herum und jagten unerwartete, erotische Impulse wie Blitze durch ihren Körper. Sie wusste nun ebenso gut wie er, was es für ein Gefühl war, seine Männlichkeit zwischen Michaelas Schenkel zu drücken. Sie erlebte die Lust, die er erlebt hatte, als er sich in ihr bewegte, kannte die reine, heftige Ekstase seines Ergusses. Sie schüttelte den Kopf und wich zurück, vor ihm und seinen privaten Erinnerungen. Die wollte sie nicht haben.
    Sie stand mitten im Zimmer und betrachtete ihn, während ihr Herz unstet in der Brust hämmerte. Aus Furcht oder Verlangen? Furcht – ja, natürlich war es aus Furcht!
    Er war herumgefahren, stand halb geduckt in kampfbereiter Haltung da und erforschte den Raum mit wachsamem Blick. Er wirkte … fassungslos. »Was bist du?«, stieß er mit rauher Stimme hervor.
    Oh, du Närrin!, schalt sie sich selbst. Schließlich hatte sie es hier nicht mit einem Menschen zu tun. Er hatte ihre Präsenz gespürt, sogar als ihre allerbeste Freundin sie nicht wahrgenommen hatte. Wer wusste schon, welche Wahrnehmungsfähigkeiten er besaß? Schnell schleuderte sie ein Echo ihrer selbst so weit in die Ferne, wie sie nur konnte – durch Fensterglas, über steinerne Stufen und das Strauchwerk in seinem Garten und noch weiter hinaus, über hügelige Felder, tief in den üppigen Wald am Rande seiner Ländereien und schließlich durch den schmiedeeisernen Zaun, der die Grenze seines Landes markierte.
    Er ging zum Fenster, um die Landschaft draußen zu betrachten, sein Körper eine dunkle Silhouette gegen das hereinfallende, helle Licht der Morgensonne. Ihre List hatte funktioniert. Er nahm an, dass sie – die Präsenz, die er wahrgenommen hatte – sein Haus verlassen hätte.
    Während sie ihn beäugte, als sei er eine unberechenbare Viper, verließ sie die Bibliothek und hastete den Flur entlang zu seinem Schlafzimmer.

    Hinter ihr blieb Herr Bastian Satyr zurück – tief erschüttert. Er fuhr sich mit den Fingern durch das dunkle Haar und konnte kaum glauben, was soeben geschehen war. Als er gespürt hatte, wie die Präsenz sich durch ihn hindurchbewegte, war die Welt für einen kurzen Augenblick nicht mehr nur in reinem Schwarz, strengem Weiß und tristen Grautönen erschienen.
    Er – ein Mann, der von Geburt an farbenblind war – hatte Farben gesehen.
    Herrliche, üppige Farben.
    Zum ersten Mal in seinem Leben.
    Und nun war es wieder vorbei.

2
    S ilvia nahm ihre sichtbare Gestalt an und betrat das luxuriöse Schlafzimmer, welches Lord Satyr erst vor kurzem verlassen hatte. Sofort traf der Geruch von Sex ihre Sinne mit solcher Wucht, dass sie einen Schritt zurücktaumelte.
    Ihr Blick richtete sich auf das gewaltige Bett. In dessen Mitte, zerbrechlich wirkend inmitten zerknitterter Laken, lag eine erlesene Schönheit. Eine Frau, die in der Antike von hochrangigen Experten der sinnlichen Künste darin ausgebildet worden war, Vergnügen zu bereiten. Eine Frau, um deren Gunst im Mittelalter Ritter in Turnieren gefochten hatten. Eine Frau, der ein
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