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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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sich ihm eilig angeschlossen hatte. »Niemand verlässt die Stadt!«
    Ihre Stiefel hämmerten auf das Pflaster, während er und der Schotte zum Mittelpunkt des Aufruhrs liefen. Noch ehe sie am Palast ankamen, konnten sie sehen, was geschehen war. Eine Dienstmagd stand hysterisch schluchzend vor den Toren und fuchtelte panisch mit den Armen. In einer Blutlache zu ihren Füßen lag ein englischer Ritter. Es war einer der Soldaten, die vor den Palasttoren Wache gestanden hatten, als Sebastian am Morgen zur Stadtmauer gegangen war, um sich seine Langeweile durch Arbeit zu vertreiben. Die Kehle des Mannes war durchschnitten worden – eine brutale Tat, die offenbar gerade eben erst ausgeführt worden war, da sein Blut in einem starken, scharlachroten Strom aus der Wunde trat.
    »Hast du gesehen, wer das getan hat?«, fragte Sebastian die Frau und packte sie an den Schultern. Matt schüttelte sie den Kopf und fing erneut an zu heulen und zu jammern. Sebastian ließ sie los und drehte sich zu der Menschenmenge in der Straße um. Manche murmelten Gebete, doch die meisten schienen vor Schock wie gelähmt und blickten nur starr zu ihnen herüber. »Hat jemand gesehen, wer das getan hat?«
    Einige schüttelten den Kopf. Laut fluchend wollte sich Sebastian schon abwenden, als etwas – oder, besser gesagt, jemand – in der Menge seine Aufmerksamkeit erregte. Mitten im Gedränge stand ein Mann von leichter, drahtiger Statur. An seinem Aussehen war nichts Auffälliges; wie die anderen Arbeiter trug er eine lange weiße Tunika und einen Turban. Doch im Gegensatz zu den anderen war sein Blick nicht auf den gefallenen Ritter gerichtet, sondern auf Sebastian.
    Er starrte ihn aus stechenden schwarzen Augen an, in denen kaltblütige Belustigung zu funkeln schien. Mit gefurchter Stirn ging Sebastian auf ihn zu. War das derselbe Mann, der ihn in jener Nacht im Lager angegriffen hatte – derselbe Mann, dessen Anschlag auf den König sie gerade noch hatten vereiteln können? Er war sich dessen nicht sicher, doch eines wusste er mit Gewissheit: Dieser Mann hatte die Palastwache ermordet – Sebastian konnte es in seinem kalten, höhnischen Blick lesen.
    »Du da«, rief er auf Arabisch. »Komm her. Ich möchte mit dir reden.«
    Der Mann lächelte, machte aber keine Anstalten, zu ihm zu kommen. Mehrere Leute wichen vor ihm zurück, als ob sie plötzlich begriffen hätten, dass sich etwas Böses in ihrer Mitte befand.
    »Was ist?«, fragte Logan, als Sebastian zu seinem Schwert griff.
    »Dort, in der Menge. Der Mann. Siehst du ihn?« Sebastian machte einen Schritt nach vorn, gleichzeitig trat der grinsende Sarazene einen Schritt zurück. »Der Bastard will sich aus dem Staub machen.«
    Kaum hatte Sebastian die Worte ausgesprochen, stieß der Mann ein spöttisches Lachen aus, drehte sich um und verschwand im dichten Gedränge. Im Nu war sein weißer Turban mit den Turbanen der anderen verschmolzen.
    Sebastian stürmte ihm nach und schob sich durch die Menge der verdutzten Arbeiter und Dienstboten. Logan war ihm dicht auf den Fersen und rief einer Handvoll englischer Soldaten zu, sie sollten alle Wege aus der Stadt versperren.
    Ein Meer aus Turbanen und weißen Tuniken breitete sich in alle Richtungen vor ihnen aus. Die hellen Formen verschwammen im gleißenden Licht der Wüstensonne zu einer endlosen, fast blendenden Wand. Wie ein Falke, der nach jeder noch so unauffälligen Bewegung im Gebüsch Ausschau hält, ließ Sebastian den Blick umherschweifen, während er sich seinen Weg durch dieses Menschenmeer bahnte. Schließlich fand er, was er suchte. Der Assassine war gleich hinter dem Marktplatz stehengeblieben, um zu verschnaufen. Die Arme gegen die Mauer eines Ladens gestreckt, sah er über die Schulter, dann lief er in eine enge Gasse.
    »Hier entlang!«, rief Sebastian Logan zu. »Er will zum Souk.«
    In Askalons Marktviertel ging es zu dieser Tageszeit zu wie in einem Bienenstock. Ganz gewiss würden sich dort noch viel mehr Menschen aufhalten als Arbeiter gerade eben auf dem Platz. Überall in den schmalen Gassen hatten Händler ihre Stände aufgebaut, um Lebensmittel und andere Waren feilzubieten. Die Luft war erfüllt vom Lärm lebhaften Feilschens und dem Gestank und Gedränge Hunderter schwitzender Körper. Der flüchtende Mann mochte sich in dem Tumult eine Weile verstecken können, allerdings war der Souk auch ein in sich abgeschlossenes Viertel. Wenn es Sebastian und Logan gelang, ihn in das Labyrinth der schmalen Straßen
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