Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
aufwühlenden Blues.
    »Uhhh!«, sang der Kerl leise: Dabei standen Haare und Nase so wild vom Kopf ab, als hätte man ihm einen Zitteral durch die Ohren gezogen.
    »Uh-huh, hey, hey!«, röhrte er gänsehautheiser.
    »Der Galgen bleibt leer. Der Teufel muss warten.
    Der Galgen bleibt leer und der Teufel muss warten.
    Denn wir tanzen heute
    Den Honky Tonk Blues!«
    Dann explodierte Cutter. Der Blues wurde zum Boogie und im selben Moment ließ sich Ratten-Eis-Fuß an einem Seil auf die Plattform zu seinem Piratenkumpan herab. Der sonst so fiese und bucklige Kerl griente so breit, dass ihm sein Lächeln bis hinter die abgeschnittenen Ohren reichte, und er entlockte seiner Geige ein Feuerwerk, das alle Verteidiger der Drachenburg mitriss.
    Rachel und Sarah, die neunjährigen Töchter von Feuerkopf Finn, pfiffen begeistert auf den Fingern, packten ihren Vater und sprangen mit ihm und den vier Dutzend Kindern, die Moses auf dem Rochen hierhergebracht hatte, hinter den Wänden der Burg hervor. Dort hatten sie sich vor Will, Nat und Hannah versteckt, doch jetzt tanzten sie wirbelnd über den Steg.
    Die Triple Twins, Hannahs Piratencrew, kreischten ohrenbetäubend und stürzten sich dann als schwarz-blau gekleidete Harlekine ins Meer der bunten Kinder. Sie schlugen dort Räder, drehten Saltos und Pirouetten und flogen wie Schmetterlinge über deren Köpfe hinweg.
    Salome und Ophelia, die beiden Damen von Eulenfels’ Hof aus Berlin, hatten ihre Trapperkostüme gegen die Kleider getauscht, die sie in New York erworben hatten. Sie sprangen zuerst auf Cutters Klavier, ließen die roten Spitzen und Federn um die Cancan-Röcke fliegen, warfen die Beine hoch in die Luft und sangen mit den Piraten:
    »Das ist der Honky Tonk, Honky Tonky, Honky Tonk Blues!«
    Danach packte Salome den alten O’Brian, der sich ausstaffiert hatte, als wäre ein Schornsteinfeger in einen gelben Lackeimer gefallen und noch nicht wieder getrocknet. Ophelia schnappte sich Moses Kahiki, den Chevalier du Soleil an seinen schulterlangen Rastazöpfen; und dann zogen beide Damen die sich amüsiert zierenden Männer zu den anderen auf den Steg.
    Nur Jo blieb zurück. Er hielt Wache bei Whistle. Deshalb saß er zu Füßen des aus Kissen und Polstern für den alten Piratenfürsten errichteten Throns, der am Ende des Stegs stand und während alle anderen Festkleider trugen, sah der Alte so aus wie immer.
    Er trug seinen walrossgrauen Rock und den von Wind und Wetter gegerbten Hut. Seine meergrauen Haare fielen ihm wild in die Stirn und über die Schultern und so stolz wie er da saß, ahnte niemand etwas von der tödlichen Wunde, die ein Tomahawk der Mohawks in seine Brust geschlagen hatte. Doch Jo wusste es. Er hatte die Wunde gesehen, als die Triple Twins versucht hatten, den Alten zu retten. Doch die heilkundigen Zwillinge, die selbst den von Talleyrands Männern gefolterten O’Brian wieder zum Leben erweckt hatten, hatten schließlich traurig und demütig resigniert. Sie konnten nichts mehr für Whistle tun und so blieb der treue Regentropfen-fallen-auf-dich-Jo, Wills noch nicht einmal zwölfjähriger Freund und jahrelanger Gefährte, allein bei dem sterbenden Mann.
    Da sprang Rachel, eine der Töchter von Feuerkopf Finn, vor ihn und den Thron, klemmte sich eine widerspenstige Locke hinter das glühende Segelohr und fragte atemlos. »Tanzt du mit mir?« Das Blut schoss dem Mädchen dabei ins Gesicht und es wurde so rot, dass ihre feuerroten Haare plötzlich nur noch strohblond aussahen. »Tanzt du mit mir?«, fragte sie ungeduldig und stampfte dabei mit den Füßen auf.
    Jo ahnte, was gleich passieren würde. Das hatte er schon bei Hannah gesehen, wenn sie nicht das bekam, was sie wollte.
    »Gibst du mir einen Korb?«, fragte Rachel enttäuscht, und während sich ihr Mund schmollend verzog, zogen sich ihre Brauen wie Gewittersturmwolken zusammen.
    Oho!, dachte Jo und schaute zu Whistle. Was soll ich nur tun?, fragte sein Blick.
    Da lachte der Alte: »Na, los, hau schon ab. Tanz wie die anderen. Das habt ihr euch gestern alle mehr als verdient.« Er winkte Jo zu sich, zog dessen Ohr an seinen Mund, und raunte verschwörerisch: »Und halt sie bei Laune. Die ist ein Vulkan. W enn die erst mal groß ist, wird sich alle Welt um sie reißen!« Er grinste Jo an und der resignierte.
    »Ich hab alles gehört!«, zischte Rachel wutschnaubend, zog den armen Kerl hinter sich her und verschwand mit ihm zwischen den Tanzenden.
    Die wogten wie eine Sommerblumenwiese um den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher