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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5
Autoren: Random House
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noch was zu klären.« Er wollte Will in den Schwitzkasten nehmen, doch der war zu flink. Er zog sich blitzschnell aus der Umklammerung und drehte den Spieß dann kaltschnäuzig um.
    »Genau«, lachte er und drückte den Freund vielleicht etwas zu kräftig. »Es geht um den Tanz. Du meinst den T anz mit Hannah, den du so gern hättest. Dann streng dich mal an, du irischer Trapper …« Er zog seinen Freund in den Salon und stieß ihn heftig gegen die Tür.
    »Oh!«, zischte Nat. »Ich glaub, ich nehm die Herausforderung an!« Er verbeugte sich spöttisch. »Nach dir, kleiner Mann.« Er musterte Will und erkannte, dass der seinen Zorn nur mit Mühe beherrschte.
    »Ha! Dann wünsch ich dir Glück.« Will ging durch die Tür. »Denn das kannst du brauchen.« Er stand auf der Treppe und sah, wie Hannah zu ihren Füßen vom Mitteldeck ins Beiboot stieg. »Aber ich warne dich, hörst du. Sie ist anders als Whistle.«
    »Ich weiß«, seufzte Nat, als er neben ihn trat. »Sie sieht nur aus wie ein Engel.«
    »Doch in Wahrheit ist sie der Teufel, Nat.«
    »Der wieder ein Engel ist.« Nat grinste ihn an.
    »Und die beste Piratin der Welt!«, lachte Will.
    »Also los! Auf die Party! Ich hör schon Musik«, rief sein Gegner im Kampf um Honky Tonk Hannah und dann rannten sie um die Wette die Treppe hinab, sprangen über die Reling der Brücke aufs Mitteldeck und von dort in das Beiboot. Auf den Punkt genau zeitgleich setzten sie sich auf die Bank bei den Riemen und starrten die Piratin erwartungsvoll an. Die ignorierte sie kopfschüttelnd. Sie stand in der Mitte des Rumpfes zwischen den Bänken und ließ das Tau des Flaschenzugs, mit dem sie sie alle samt Boot auf den Niagara heruntersenkte, geschickt durch die Hände gleiten. Dann setzte sie sich ans Ruder im Heck, fixierte die beiden verführerisch, provozierend und wartete wortlos …
    Sie wartete mehr als eine Minute.
    Sie genoss, dass die beiden verlegen wurden, verlegen und rot und immer nervöser … erst dann seufzte sie:
    »Habt ihr nicht gerade vom Tanzen geredet?«
    Da begriffen die Jungen. Sie lachten vor Freude und begannen zu rudern.

BLUTSBRÜDERFEINDSCHAFT

    ie Sonne versank hinter den Wäldern im Westen und ließ den Himmel noch einmal purpurblau leuchten, bevor er das Schwarz des Wassers annahm. Glühwürmchen tanzten unter den Bäumen am Ufer und vor den Ruderblättern der Jungen jagten silberne Fische davon. Will saß neben seinem Freund Nat. Sie ruderten langsam, aber entschlossen und mit jedem der kräftigen Schläge sog Will den Duft des Abends ein.
    Es war ein Duft aus Wasser, Bäumen und Harz, durch den – vom Gefecht der letzten Nacht – noch bittere Schwarzpulverspuren wehten. Nat roch nach allem, was sie erlebt hatten. Nach Wildnis, Freiheit und Abenteuer, und wenn Will lachend zu ihm schaute, kam ihm der Amerikaner mit den kastanienbraunen Haaren und den fast noch etwas dunkleren Augen trotz seiner gerade einmal knapp siebzehn Jahre schon richtig groß und erwachsen vor. Er war schon ein Mann. Ein Mann, der Will – verfuchst noch mal – auch so gern gewesen wäre. Doch Will war erst fünfzehn oder fünfzehneinhalb, ja, vielleicht sogar fünfzehndreiviertel Komma acht. Doch trotz seines Mutes und der Tapferkeit, die er in der Schlacht um die Drachenburg allen bewiesen hatte, fühlte er sich neben Nat noch so klein wie ein Kind.
    Will roch das geborstene Holz der einstmals so stolzen Festung auf der Mitte des Flusses. Doch der Geruch der Zerstörung, von Blut und Tod verblasste neben dem unvergleichlichen Duft, den Hannah verströmte. Er versuchte vergeblich dafür Worte zu finden. Denn es war kein Parfüm. Sie hatte nichts aufgetragen. Sie roch nach sich selbst und das roch nach Morgen: einem Morgen im Herzen der Ozeane.
    Verflucht, Will hatte keine Ahnung, woher er diesen Ort kannte, aber er konnte ihn riechen. Er roch nach Leben, Lachen und Glück, nach Mut und nach Sorge. Will genoss das verwegene Lächeln, das die in Silber gekleidete Piratin Nat und ihm zuwarf und dann glitt ihr Boot auch schon durch das von Valas gesprengte Tor in die Ruine der Drachenburg.
    Der gestern noch so stolze Turm, der sich wie der Bug eines mächtigen Schoners über zwanzig Manneslängen hoch aus dem Wasser erhoben hatte, war jetzt nur noch ein Haufen aus zerborstenem Holz. Will dachte unwillkürlich an die Türme Old Nassaus und er empfand große Trauer und Furcht. Schon wieder war eine Festung der Piraten gefallen. Eine Festung, die dafür erbaut worden war, um
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