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Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

Titel: Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Autoren: Alina Richels
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nie!
    Wer Nichts besaß,
konnte schließlich auch Nichts verlieren. Selbst ihre
angeblichen Freunde hatten sie verraten. Katelyn hatte den Älteren
angeboten mitzukommen, doch die Angst der anderen Mädchen war zu
groß gewesen und so war sie allein gegangen.
    Ihr Plan war diesmal
um einiges besser gewesen, als die Letzten und hätte eines der
Mädchen sich ihr nicht in den Weg gestellt, hätte niemand
etwas von ihrer Flucht bemerkt.
    Bei jedem Schritt
schlug ihre Tasche gegen ihr Bein. Mit festem Griff umklammerte
Katelyn die Träger, um sie nicht zu verlieren, während sie
über ein paar Brennnesseln sprang.
    Eine Welle der
Erleichterung durchfuhr sie, als sie endlich, völlig außer
Atem, die Bäume erreichte. Es dämmerte bereits und mühsam
kämpfte sie sich durch wilde Sträucher und tief gewachsene
Äste. Nur schwach sickerte Licht durch das Blätterdach, so
dass sie immer wieder mit ihrem T-Shirt hängen blieb und über
Wurzeln stolperte. Einmal fiel sie hin und schürfte sich die
Hände auf, doch sie rappelte sich, ohne lange zu zögern,
auf und klopfte sich abwesend den Dreck von ihrer Jeans.
    Sie kannte den
genauen Weg nicht. Zwar hatte sie herausgefunden, dass das Dorf indem
sie mit ihren Eltern gelebt hatte, knapp fünfhundert Meter,
direkt hinter dem kleinen Wäldchen lag, aber trotz allem war sie
sich nicht sicher, ob sie es finden würde.
    Vor knapp 8 Jahren
waren sie gemeinsam in diesen kleinen Ort gezogen und zwei Sommer
darauf waren ihre Eltern gestorben.
    Es kam so plötzlich,
bei einem Autounfall, dass Katelyn es erst Monate später richtig
wahrgenommen hatte.
    Irgendwann blieb sie
stehen und sah sich um. Jedes Gebüsch und jeder Baum sah aus,
wie der Andere. Die Tannen standen so dicht beieinander, dass sie
nicht hindurchgucken konnte, was nicht von großer Bedeutung
war, da es mittlerweile so dunkel geworden war, dass sie kaum noch
irgendetwas erkannte.
    Zu allem Überfluss
fühlte sie ein starkes Seitenstechen in ihrer Brust.
    Nur der Wunsch,
einen Ausweg zu finden, trieb sie an, weiter zu gehen. Wie eine
Blinde, tastete sie sich Schritt für Schritt mit ausgestreckten
Armen vorwärts, immer geradeaus. Sie kam sich völlig
hilflos vor, in dieser erdrückenden Dunkelheit und jedes kleine
Geräusch, welches nicht von ihren eigenen Schritten stammte,
ließ sie zusammenzucken.
    Sie rechnete fast
damit, dass sie jeden Moment Hände packten und festhielten, sie
zurückzerrten und erneut einsperren würden.
    Ganz kurz blieb
Katelyn stehen und lauschte.
    Weder Schritte noch
Stimmen waren zu hören, nur ihr eigener schneller Atem klang
durch den Wald, aber das bedeutete nichts, solange sie nicht aus der
Dunkelheit heraus war. Sie konnte sich nicht sicher sein, dass sie
die Spur verloren hatten.
    Um nicht völlig
entkräftet zu sein, falls sie es bis in das Dorf schaffte, ging
sie langsamer und leiser weiter, als zuvor.
    Sie wollte sich
schon einen geschützten Platz suchen, um auf den Morgen zu
warten, als plötzlich ein sanftes Licht durch die Bäume
fiel.
    Sie blieb stehen und
beobachtete es eine Weile. Es konnte sowohl eine Taschenlampe, als
auch einfach nur eine Straßenlaterne sein. Es bewegte sich
nicht und langsam ging sie darauf zu, jederzeit bereit davonzulaufen,
zurück in den Schutz der Bäume.
    Ein warmer Windstoß
fuhr durch das Geäst und wehte ihr die braunen Haare ins
Gesicht.
    Sie trat zögernd
aus dem Wald und sah, dass sie sich auf einer Art Friedhof befand.
    Trotz der trostlosen
Grabsteine und Denkmäler strahlte dieser Ort Wärme aus.
Doch vermutlich lag das nur an ihrem eigenen Glücksgefühl,
endlich frei zu sein.
    Das Licht, welches
sie hierher geführt hatte, kam von einer alten Fackel am
Eingang. Jetzt, wo sie endlich wieder etwas sehen konnte,
interessierte sie das Licht nicht weiter.
    Vielmehr galt ihre
Aufmerksamkeit einem einzelnen Torbogen, der von Efeu umwachsen, in
der Mitte des Friedhofes stand.
    Er schien nicht
richtig an diesen Ort zu passen, obwohl er aus demselben Stein war,
wie die Grabsteine und die niedrige Mauer, die im Halbkreis um ihn
errichtet worden war.
    Mit zögernden
Schritten näherte sie sich dem Bogen und mit jedem Meter wurde
die unsichtbare Anziehungskraft größer.
    Sie wusste nicht,
wieso sie hier war und hatte vergessen, wie sie hergefunden hatte.
    Sie wusste nicht
einmal mehr ihren eigenen Namen, denn es war nicht länger
wichtig.
    Erst als sie direkt
vor dem alten Gebilde aus Stein stand und in der Ferne eine Elster
schrie, erwachte sie
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