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Das Haus Nucingen (German Edition)

Das Haus Nucingen (German Edition)

Titel: Das Haus Nucingen (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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mußte. Er beschloß also, der neuen Handelsmaschine einen weithin sichtbaren Leiter zu geben. Heute kennt ihr alle das Geheimnis des Hauses Claparon, das – eine seiner schönsten Erfindungen – von du Tillet gegründet wurde! ...« »Ja,« sagte Blondet, »der verantwortliche Herausgeber der Finanzen, der ›Spitzel‹ und Prügelknabe in einer Person; heute aber sind wir noch gewitzigter, wir schreiben: Man wende sich an den ›Verwaltungsausschuß‹, Straße ..., Nummer ..., dort findet dann das Publikum würdige Beamte in grünen Mützen und ist befriedigt.« »Nucingen hatte das Haus Charles Claparon mit all seinem Kredit gestützt,« fuhr Bixiou fort. »Man konnte stets unbesorgt eine Million Papiere Claparon auf den Markt werfen. Du Tillet schlug also vor, sein Bankhaus Claparon vorzuschieben. Einverstanden! 1825 waren die Aktionäre noch nicht von gewerblichen Einfällen geplagt. Der ›tägliche Umsatz‹ war ihnen unbekannt! Die Geschäftsführer verpflichteten sich nicht, ihre wohltätigen Aktien nicht in Umsatz zu bringen, sie hinterlegten nichts bei der Bank und gaben keinerlei Garantie. Man wagte nicht, die Kommanditgesellschaft anzupreisen, indem man dem Aktionär nahelegte, daß man die Güte habe, nicht mehr als tausend oder fünfhundert oder gar nur zweihundert Franken von ihm zu fordern! Man veröffentlichte nicht, daß der Versuch in ›aere publico‹ nur sieben oder fünf oder gar drei Jahre dauern und die Auflösung darum nicht lange auf sich warten lassen werde. Die Kunst steckte noch in den Kinderschuhen! Man hatte nicht einmal die Öffentlichkeit durch jene Riesenanzeigen anzulocken gesucht, mit denen man die Phantasie reizt und aller Welt Geld abverlangt ...« »Das geschieht, wenn keiner etwas hergeben will,« sagte Couture. »Kurzum, in dieser Art Unternehmungen herrschte noch nicht die Konkurrenz von heute,« fuhr Bixiou fort. »Die Papp- und Kattunfabrikanten, die Bleigießer, die Theater und die Zeitungen rauften sich nicht um die Aktionäre wie gierige Hunde um einen Knochen. Die netten, so harmlos angezeigten Aktien gingen nur ganz verschämt in den stillsten Winkeln der Börse. Sie gingen piano, piano infolge flüchtiger, von Ohr zu Ohr geflüsterter Bemerkungen über die gute, sichere Sache. Sie fingen den Aktionär nur so nebenbei – zu Hause, an der Börse oder in Gesellschaft – durch das geschickt in die Welt gesetzte Gerede, das sachte anwuchs zu einem Tutti einer vierstelligen Zahl im Kurszettel ...«
    »Wir sind zwar unter uns und brauchen kein Blatt vor den Mund zu nehmen,« sagte Couture, »trotzdem möchte ich auf das eben Gesagte noch zurückkommen.« »Man merkt die Absicht und wird verstimmt!« sagte Finot. »Finot kommt immer klassisch,« bemerkte Blondet. »Ja, ich bin verstimmt,« nahm Couture wieder das Wort. »Ich behaupte, daß die neue Methode bedeutend weniger heimtückisch, weniger mörderisch ist als die alte, vielmehr ehrlich und bieder. Die öffentlichen Kundmachungen gestatten ein Prüfen und Überlegen. Wird ein Aktionär gewonnen, so ist er aus freien Stücken gekommen, man hat ihm nicht die Katze im Sack verkauft. Die Industrie ...« »Hallo, da hätten wir ja die Industrie!« rief Bixiou. »Die Industrie gewinnt dabei,« fuhr Couture fort, ohne den Einwurf zu beachten. »Der Staat, der sich in die Handelsgeschäfte einmischt und ihnen keine freie Entwicklung gönnt, begeht eine kostspielige Dummheit: das führt stets zu unerhörten Preissteigerungen oder zum Monopol. Nach meinem Dafürhalten gibt es nichts den Grundsätzen der Handelsfreiheit Entsprechenderes, als eben die Aktiengesellschaften! Daran rühren, hieße eine unverantwortliche Eselei begehen. Bei jedem Geschäft steht der Gewinn im entsprechenden Verhältnis zum Einsatz! Was geht es den Staat an, auf welche Weise das Geld ins Rollen kommt; wenn es nur in beständiger Bewegung bleibt. Was bedeutet es, daß dieser reich und jener arm ist; wenn nur stets die gleiche Anzahl Steuerpflichtiger vorhanden ist. Übrigens sind es nun zwanzig Jahre, daß die Aktien-, die Kommanditgesellschaften im handelstüchtigsten Lande der Welt üblich sind – in England, wo alles angefochten wird, wo die Parlamente in jeder Session zwölfhundert Gesetze ausbrüten, und wo sich dennoch niemals ein Mitglied des Parlaments erhoben hat, um gegen die Methode ...« »Die Heilmethode der vollen Kassen loszuziehen,« sagte Bixiou; »jaja, die Engländer sind große Freunde von Gemüse, von Karotten [Fußnote:
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