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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters
Autoren: Paul Harding
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an
Leib und Seele!«
    Sie gingen die Gasse
hinunter und traten in die willkommene Wärme der Schenke. Der
einarmige Wirt kam geschäftig herüber, um sie zu
begrüßen.
    »Sir
John!« rief er. »Und Bruder
Athelstan!«
    Er führte sie zu
einem Tisch am Kamin, und Cranston bestellte lautstark. Dann
räkelte er sich auf der Bank und schaute sich strahlend
um.
    »Ihr habt viel
zu tun, Sir John?«
    »Ich suche immer
noch Roger Droxford, der in Cheapside seinen Herrn ermordet hat.
Jetzt habe ich gehört, daß er sich in einer Taverne bei
La Reole verstecken soll; vielleicht gehe ich auf dem Heimweg
einmal dort vorbei. Aber, Bruder, laß uns die Mordgeschichten
vergessen. Lady Maude lädt dich für morgen um drei zum
Essen ein. Dich und die Lady Benedicta.« Athelstan
errötete, und Cranston grinste teuflisch.
    »Keine Sorge,
sie wird kommen. Ich war schon bei ihr, habe einen Becher Roten
getrunken und ihr in deinem Namen einen Kuß
gegeben.«
    »Sir John, Ihr
macht Euch über mich lustig.«
    »Sir John, Ihr
macht Euch über mich lustig«., äffte Cranston ihn
nach. »Komm schon, Bruder, es ist doch keine Sünde, wenn
man Gefallen an den Werken des Herrn findet. Du kommst?«
drängte er. »Ich habe nämlich ein Geschenk für
dich.«
    Athelstan nickte, und
Cranston fragte sich, ob das Astrolabium, das er gekauft hatte,
diesem wunderlichen sterneguckenden Ordensbruder wohl gefallen
würde. Der Wirt brachte Wein und zwei Schüsseln mit
heißem, gut gewürztem Hammeleintopf. »Tja, Sir
John, nun ist alles in Ordnung. Der Mörder Sir Ralphs ist
gefaßt, Doktor Vincentius ist fort, mein Friedhof ist sicher.
Morgen ist Weihnachten, und alles ist
gut.«        
    Cranston trank
schlürfend aus seinem Becher.
    »Aye, Bruder,
aber der Frühling wird wieder einen Korb voll Sorgen bringen.
Der Rote Schlächter wird wieder zuschlagen. Der Mensch
hört nicht auf, seinen Bruder zu töten.« Er
seufzte. »Und Lady Maude braucht Fürsorge; ihr und dem
Kind darf nichts geschehen.« Er senkte den Kopf und funkelte
Athelstan an. »Es wird ein Junge«, verkündete er
ohne Umschweife. »Und ich werde ihn Francis nennen, nach
deinem toten Bruder.« Athelstan schnappte nach Luft und
stellte seinen Becher auf den Tisch.
    »Sir John, das
ist wunderbar. Es ist sehr gütig von Euch.«
    »Er wird ein
Ritter werden«, fuhr Cranston überschwenglich fort.
»Ein Friedensrichter, ein Mann des Gesetzes.« Er
schwieg einen Augenblick. »Glaubst du, er wird aussehen wie
ich?« Athelstan grinste. »In den ersten Monaten
bestimmt, Sir John.« Cranston hörte das Lachen in seiner
Stimme. »Wie meinst du das, Mönch?« fragte er
drohend.
    »Na ja, Sir
John, natürlich wird er aussehen wie Ihr. Er wird
kahlköpfig sein und rot im Gesicht, er wird viel saufen,
rülpsen und furzen, laut brüllen und voll heißer
Luft sein.«
    Die anderen Gäste
in der Schenke unterbrachen, was immer sie gerade taten, und
starrten verblüfft herüber, als Sir John Cranston, der
Coroner des Königs in der Stadt London, sich an die Wand
lehnte und vor Lachen brüllte, bis ihm die Tränen
über die Wangen liefen.
    Athelstan grinste, bis
ihm klar wurde, daß er es fortan mit zwei Cranstons zu tun
haben würde. Da schloß er die Augen. »O
Gott«, flüsterte er, »und wenn es nun Zwillinge
werden?«      
      
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