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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder
Autoren: Serena Mackesy
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Eichentreppe ins Obergeschoss hinauf. »Die meisten der grundlegenden Sachen kann ich selbst reparieren. Dichtungen und Steckdosen und Sicherungen und so weiter. Einfache Tischlerarbeiten: Sie wissen schon, Regale bauen und Sachen reparieren, Scharniere …«
    Und das entspricht immerhin der Wahrheit. Das muss ich. Es ist ja keiner da, der es für mich macht, nicht einmal, als ich einen Mann im Haus hatte. Ich habe recht schnell gelernt, dass es Nörgelei war, um diese Art von Hilfe zu bitten. Und die Sachen liegen zu lassen, das war Vernachlässigung. Und beides waren Todsünden.
    »Gibt es viele andere Bewerber?«, fragt sie und ist nicht überrascht, als er mit der Antwort zögert.
    »Na ja, ich denke«, sagt er, »es gibt schon Leute … Klempner und dergleichen …«
    »Ich bin sehr gut am Telefon.« Sie versucht, die Atmosphäre aufzuheitern.
    Sie stehen in einem schmalen Flur mit Stuck an den Decken, mit Türen zu beiden Seiten und einem Perserläufer, dem längsten, den sie je gesehen hat und der in der Ferne verschwindet. »Vielleicht könnten Sie Ihr Einkommen ein bisschen aufbessern, indem Sie die Blumen für die Hochzeiten und dergleichen übernehmen«, sagt er unvermittelt. »Für die Tanzveranstaltungen.«
    »Hochzeiten?« Es gelingt ihr nicht, zu verbergen, wie überrascht sie ist.
    Tom Gordhavo lacht. »Machen Sie sich keine Sorgen. Es sind nur ein paar im Jahr und auch nur ein paar Tanzveranstaltungen. Wir haben Verträge mit Gärtnern, und es wird von Ihnen nicht erwartet, dass sie hinter denen herputzen. Na ja, jedenfalls nicht viel. Selbstverständlich werden Sie den letzten Durchgang machen, da Sie ja die Einzige sein werden, die sich hier richtig auskennt. Von Auftragnehmern kann man nie erwarten, dass sie den Job so erledigen, wie man es selbst machen würde.«
    »Okay«, sagt sie. Sie gehen den Korridor entlang und halten an, um einen Blick in die leeren Schlafzimmer zu werfen. Eisenbettgestelle, bemalte Schränke und schwere Kommoden mit Waschschüssel und Wasserkrug obendrauf. »Ganz wie in Homes and Gardens«, stellt sie fest. »Ich hatte eher mit Himmelbetten gerechnet.«
    »Na ja, im größten Schlafzimmer steht eines«, sagt er, »aber das sind schreckliche Staubfänger. Die hier sind viel praktischer.«
    »Wie viele Bäder gibt es?«
    »Sechs. Keine mit direktem Zugang zu den Schlafzimmern. Darüber beschweren sich nicht viele, nur die Amis. Ich denke, die meisten Leute verstehen, dass in der Tudorzeit keine Badezimmer eingebaut wurden. Stellen Sie sich darauf ein, dass die Amis sich auch beschweren, dass die Bodenbretter nicht plan sind. Die haben irgendwie keine Vorstellung von einem Haus, das mehr als fünfzig Jahre alt ist. Und, was meinen Sie?«
    »Es ist …« Sie kämpft, um ihre Stimme nicht allzu begeistert klingen zu lassen. »Nun, es ist in jedem Fall ein Fulltime-Job.«
    »Selbstverständlich«, sagt er fröhlich. »Glauben Sie, dass Sie das schaffen?«
    Er steht mit verschränkten Armen in der Tür zum größten Schlafzimmer, das über dem Speisezimmer liegt, und mustert sie von oben bis unten. Nicht gerade kräftig, denkt er, aber sie sieht aus, als würde sie mit allem fertig werden. Und außerdem kann eine alleinerziehende Mutter nur geeignet sein. Ich brauche jemanden, der Bindungen hat, jemand, der nicht einfach wieder davonrennt.
    »Wann könnten Sie anfangen?«, fragt er.

4
    Wieder war der Gerichtsvollzieher da gewesen. Zumindest hat sie sich durch die Fahrt und ihren frühen Aufbruch erspart, den ganzen Tag bei geschlossenen Vorhängen in der Wohnung hocken zu müssen. Zudem hat sie sich erspart, aus dem Haus zu treten und festzustellen, dass das Auto, das einzig Wertvolle, was sie noch besitzt, abgeschleppt wurde. Seit einer ganzen Weile parkt sie es schon ein Stück abseits der Brixton Water Lane in der Hoffnung, dass es nicht entdeckt und zur Begleichung der Wasserrechnung gepfändet wird.
    Wir werden es brauchen, denkt sie, um darin zu leben, sobald die Wohnung zwangsversteigert ist. Das Schlimmste, was ich je getan habe, war, mich von der Liste für eine Sozialwohnung streichen zu lassen und den Kauf einer Eigentumswohnung zu wagen. Aber woher hätte ich auch wissen sollen, dass das Sozialamt ungeachtet der Umstände keine Hypothekenzahlungen übernimmt? Dass das Sozialamt dich eher in einer Pension einquartiert, als deinem Kind die Aussicht auf ein dauerhaftes Zuhause zu geben?
    Als Leserin der Mail versteht sie das Argument mit der Hypothek, nämlich, dass
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