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Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)

Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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sie konnte einfach nicht so tun, als wäre alles in bester Ordnung. So gerne sie ihm auch den Gefallen getan hätte, es ging ganz einfach nicht.
    Gedankenvoll folgte sie Margrit ins Haus, das rustikal mit modernen Elementen eingerichtet war. Die Haushälterin führte sie ins Obergeschoss in einen hellen, sonnendurchfluteten Raum, der von einem riesigen Himmelbett dominiert wurde. Die gegenüberliegende Wand nahm ein großer, wuchtiger Kleiderschrank aus massivem Kiefernholz ein, und auf dem Dielenboden lagen dicke, flauschige Teppiche.
    Es war ein mehr als seltsames Gefühl, ein Zimmer zu betreten, an das sie sich nicht erinnern konnte, in dem aber jedes einzelne Möbelstück, jedes Accessoire ihre eigene Handschrift zu tragen schien.
    “Ich lasse dich dann erst einmal in Ruhe”, sagte Margrit sanft. Auf dem Weg zur Tür drehte sie sich noch einmal um. “Du kommst doch zurecht, oder?”
    Stina nickte stumm. Sie war noch immer überwältigt von den vielen Eindrücken, die auf sie eindrangen. Langsam durchquerte sie den Raum, ließ ihre Finger über das Holz der Möbel gleiten. Als ihr Blick in den großen Garderobenspiegel fiel, hatte sie plötzlich das Gefühl, nicht mehr atmen zu können.
    Sie betrachtete das blasse, erschöpfte Gesicht der Frau im Spiegel. Ihre zarte, verletzliche Gestalt in einem engen Top und den modisch hochgekrempelten Jeans. Ihre mutlos nach vorn gesunkenen Schultern. Stina erkannte sich selbst kaum wieder, und das lag nicht an den kleinen Blessuren, die sie noch von ihrem Autounfall zurückbehalten hatte. Was war bloß mit ihr geschehen?
    Frustriert ballte sie die Hände zu Fäusten.
    Wenn sie sich doch bloß an irgendetwas erinnern könnte!
    Stina fühlte sich von ihrem eigenen Gedächtnis im Stich gelassen. Dr. Magnusson hatte versucht, ihr klarzumachen, dass sie eigentlich ganz froh sein konnte, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Amnesiepatienten hatte sie nur einen Teil ihrer Erinnerungen verloren. Das mochte ja auch zutreffen, aber für sie machte es keinen großen Unterschied. Wichtige Jahre ihres Lebens waren wie ausgelöscht. Sie musste noch einmal ganz von vorne anfangen – mit einem Ehemann, über den sie so gut wie nichts wusste.
    Und ob ihr Gedächtnis eines Tages wiederkehren würde, konnte ihr niemand sagen. Es war schwer, sich mit diesem Gedanken abzufinden. So schwer, dass sie nicht wusste, ob es ihr jemals gelingen würde.
    Wehmütig schaute Patrick seiner Frau hinterher, als sie gemeinsam mit Margrit das Haus betrat. Es machte ihm das Herz schwer, Stina so unglücklich zu sehen. Doch wie sollte er ihr helfen? Er wusste ja nicht einmal, wie er sich selbst helfen konnte.
    Vorhin im Wagen hatte er kurz das Gefühl gehabt, dass Stina sich an irgendetwas erinnerte. Doch es war so schnell vorüber gewesen, dass er sich einfach getäuscht haben musste. Reines Wunschdenken, mehr nicht.
    Es war schwer für ihn. Stina sah noch immer ganz genauso aus wie vor dem schrecklichen Unfall. Ein wenig bleich und matt vielleicht, aber nichtsdestotrotz war sie seine Ehefrau. Alles an ihr, das lockige goldblonde Haar, das ihr in sanften Wellen über die Schultern fiel, die fein geschnittenen Gesichtszüge und ihre Augen, die einen ganz außergewöhnlichen blaugrünen Ton aufwiesen, erinnerte ihn daran, wie es früher einmal zwischen ihnen gewesen war.
    Sogar ihre Mimik und ihre Gesten – das nervöse Blinzeln, wenn sie aufgeregt war, die Art und Weise, wie sie sich immer wieder durchs Haar fuhr – waren noch genau wie früher. Nur dass dieses Früher nicht mehr existierte – vielleicht schon seit viel längerer Zeit, als er es sich selbst hatte eingestehen wollen. Und es stand in den Sternen, was die Zukunft bringen würde.
    “Wie fühlst du dich, Patrick?”
    Er rang sich für Harald ein müdes Lächeln ab. “Es geht schon. Mach dir keine Sorgen um mich. Du kennst mich, ich bin hart im Nehmen.”
    Harald, der weißhaarige Mittsechziger, der für jedermann stets ein freundliches Lächeln übrig hatte, legte ihm freundschaftlich einen Arm um die Schultern. “Wie lange kennen wir uns jetzt? Achtzehn Jahre, oder sind es inzwischen schon zwanzig? Du bist wie ein Sohn für mich, Patrick. Vor mir brauchst du dich nicht zu verstellen. Also, wie geht es dir wirklich?”
    Patrick seufzte schwer. “Dir kann ich nichts vormachen, wie? Also gut, ich gebe zu, ich habe mich schon besser gefühlt. Du kannst dir sicher vorstellen, dass es nicht gerade ein schönes Gefühl ist, wenn die Frau, die
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