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Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)

Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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Douglas, dass ich Ihnen keine wahre Hilfe sein kann. Allerdings ist es so, dass ein längerer Aufenthalt hier im Krankenhaus für Sie aus medizinischen Gründen einfach nicht mehr sinnvoll erscheint. Ihre körperlichen Verletzungen sind gut verheilt, bei Ihrer Amnesie handelt es sich jedoch um ein psychisches Problem, für dessen Behandlung wir weder qualifiziert noch zuständig sind. So großes Verständnis ich auch für die Schwierigkeit Ihrer Situation habe, Fakt ist, dass Sie längst hätten entlassen werden müssen.”
    “Und wo soll ich hin?” Stina fühlte, wie wilde Panik in ihr aufstieg. Sie konnte doch nicht einfach zu einem Mann gehen, den sie im Grunde gar nicht kannte. Aber was blieb ihr anderes übrig?
    “Sprechen Sie mit Ihrem Mann. Ich bin sicher, dass Sie gemeinsam eine adäquate Lösung finden werden.”
    Stina nickte, doch innerlich war sie wie betäubt.
    Es regnete in Strömen. Bleigraue Wolken hingen so tief am Himmel, dass sie die Kronen der Bäume fast zu berühren schienen, die die Straße am Berghang säumten. Die Landschaft, die am Beifahrerfenster vorbeizog, wirkte so düster und bedrohlich, dass Stina erschauderte.
    “Wie fühlst du dich? Geht es dir gut?”
    Stina nickte stumm und vermied es, Patrick anzusehen. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass sie gemeinsam mit ihm auf dem Weg nach Hause war. Nach Hause … Was war das eigentlich? Acht Jahre ihres Lebens waren ihr verloren gegangen. Für Stina war ihr Heim noch immer ihr kleines Apartment in Stockholm. Doch das wurde inzwischen längst von jemand anderem bewohnt, genau wie ihr Job in der kleinen Werbeagentur neu besetzt war und ihre alten Freunde sich in alle Winde verstreut hatten.
    Stattdessen hatte sie nun einen Ehemann, an den sie sich nicht erinnern konnte. Ihr graute davor, wenn sie an die Zukunft dachte. Konnte sie tatsächlich mit einem Fremden zusammenleben? War sie dazu wirklich in der Lage?
    Nicht, dass sie ihn unsympathisch oder gar abstoßend finden würde. Ganz im Gegenteil. Sie fand Patrick sogar sehr attraktiv. Mit dem markanten Kinn und der kühn geschwungenen Nase, dem glatten schwarzen Haar und dem athletisch gebauten Körper war er der bestaussehende Mann, dem sie je begegnet war. Dennoch war er ein Fremder, von dem sie im Grunde gar nichts wusste.
    Aber was hatte sie schon für eine Wahl? Es gab niemanden, zu dem sie gehen konnte. Sie hatte keinen Job mehr und auch keine Familie. So schwer es ihr auch fallen mochte, das zu akzeptieren, Patrick war der einzige Mensch auf der Welt, an den sie sich noch wenden konnte. Es war ja nicht einmal so, dass sie ihn nicht mochte. Er gab sich wirklich die größte Mühe, mit ihr so normal wie möglich umzugehen, ohne sie dabei unter Druck zu setzen. Dennoch war er für Stina nichts anderes als ein Wildfremder. Sie hatte nicht mehr Beziehung zu ihm als zu jeder anderen x-beliebigen Person, der sie auf der Straße begegnete.
    Die Situation war einfach haarsträubend absurd. Am liebsten wäre sie einfach im Krankenhaus geblieben, doch Dr. Magnusson hatte natürlich recht, eine Klinik war kein Hotel.
    Wenn doch nur ihre Eltern noch am Leben wären …
    Ein unbändiges Gefühl der Trauer stieg in ihr auf. Es war noch immer unfassbar für sie, dass ihre Mutter und ihr Vater schon vor vielen Jahren gestorben sein sollten. Die beiden waren so lebensfroh, so voller Energie gewesen. Stina hatte ihre Eltern über alles geliebt, denn sie waren immer für sie da gewesen, hatten sie unterstützt und beraten. Doch jetzt, wo sie ihre Hilfe am dringendsten benötigte, waren sie tot – und sie konnte sich nicht einmal erinnern, auf ihrer Beerdigung gewesen zu sein.
    “Wir sind gleich da”, erklärte Patrick. “Wer weiß, vielleicht erinnerst du dich ja an alles, wenn du unser Haus erblickst. Du hast es immer sehr geliebt, hier draußen zu leben.”
    “Hmm.” Stina biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sicherlich war die Situation für Patrick mindestens ebenso schwer zu ertragen wie für sie selbst. Immerhin hatte er auf gewisse Weise seine Ehefrau verloren. Bloß Stina wusste nicht, wie sie ihm helfen sollte, sie hatte selbst genug Probleme. Sie konnte ja nicht einmal vernünftig mit ihm reden. In seiner Gegenwart fühlte sie sich befangen, obwohl – oder gerade weil? – sie immer ein seltsames Kribbeln verspürte, wenn er ihr in die Augen schaute.
    Patrick lenkte den Wagen um eine scharfe Straßenbiegung. Stina atmete tief ein, als
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