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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac
Autoren: Mary Higgins Clark
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meinte er: »Freut mich, daß du das mit den
Sardellen nicht aufgegeben hast.« Er lächelte. »Doch
zurück zu Abigail. Es wundert mich, daß sie ihre
Einwilligung zu dieser Dokumentarsendung gegeben hat.«
»Ehrlich gesagt, mich wundert es auch – immer noch.
Ich habe ihr deswegen vor drei Monaten geschrieben. Ich
hatte eine Menge über sie recherchiert und war völlig
fasziniert von dem, was ich herausgefunden hatte. Sam,
was weißt du über ihre Vergangenheit und Herkunft?«
»Sie stammt aus Virginia. Sie hat den Kongreßsitz ihres
Mannes übernommen, als der starb. Sie ist besessen von
ihrer Arbeit.«
»Genau. Das ist das Bild, das alle von ihr haben. In
Wahrheit stammt Abigail Jennings aber aus dem
ländlichen nördlichen Teil des Staates New York und nicht aus Virginia. Sie hat die Wahlen zur
Schönheitskönigin des Staates New York gewonnen,
lehnte es dann aber ab, zur Miss-Amerika-Wahl nach
Atlantic City zu gehen, weil sie ein Stipendium für
Radcliffe hatte und es nicht riskieren wollte, ein Jahr zu
verlieren. Mit nur einunddreißig Jahren wurde sie Witwe.
Sie hat ihren Mann so geliebt, daß sie fünfundzwanzig
Jahre danach noch nicht wiederverheiratet ist.«
»Sie hat zwar nicht wieder geheiratet, aber sie hat auch
nicht wie in einem Kloster gelebt.«
»Davon weiß ich nichts, aber den Informationen zufolge,
die ich zusammengetragen habe, bestehen ihre Tage und
Nächte zum größten Teil aus Arbeit.«
»Das stimmt.«
»Jedenfalls schrieb ich ihr in meinem Brief, daß ich
gerne eine Sendung über sie machen würde, die den
Zuschauern das Gefühl vermittelte, sie persönlich zu
kennen. Ich erklärte in großen Zügen, was ich vorhatte,
und bekam wohl die frostigste Absage, die ich je erhalten
habe. Vor ein paar Wochen rief mich dann Luther Pelham
an. Er wolle nach Boston kommen, um mit mir essen zu
gehen und mit mir darüber zu reden, daß ich zu ihm
kommen und für ihn arbeiten solle. Bei dem Essen
erzählte er mir, daß die Senatorin ihm meinen Brief
gezeigt habe; er trage sich schon seit längerem mit der
Idee, eine Serie Frauen in der Politik zu machen. Er kenne
meine Arbeit, sie gefalle ihm, und er habe das Gefühl, ich
sei die Richtige für den Job. Außerdem versprach er, mich
zu einem regelmäßigen Bestandteil seines Sieben-UhrNachrichtenprogrammes zu machen.
Du kannst dir vorstellen, wie ich mich fühlte. Pelham ist
wohl der bedeutendste Kommentator der Branche; sein
Sender ist ebenso groß wie der von Turner; die Bezahlung
ist phantastisch. Ich soll die Serie mit einer
Dokumentarsendung über Senatorin Jennings starten, und
er will diese so schnell wie möglich. Aber ich weiß immer
noch nicht, wieso die Senatorin ihre Meinung geändert
hat.«
»Das eine kann ich dir sagen: Der Vizepräsident wird
vielleicht zurücktreten. Er ist viel kränker, als die Leute
glauben.«
Pat legte ihre Gabel hin und starrte ihn an. »Sam, willst
du damit sagen …?«
»Ich will damit sagen, daß dem Präsidenten von seiner
zweiten Amtsperiode nicht einmal mehr zwei Jahre
bleiben. Und womit könnte er die Frauen in seinem Lande
glücklicher machen, als wenn er als erster eine Frau zur
Vizepräsidentin ernennen würde?«
»Aber das bedeutet … Wenn Senatorin Jennings
Vizepräsidentin würde, könnte man ihr kaum verwehren,
sich für das nächste Mal als Präsidentschaftskandidatin
aufstellen zu lassen.«
»Halt, Pat. Du bist zu vorschnell. Ich habe lediglich
gesagt, wenn der Vizepräsident zurücktritt, stehen die
Chancen verdammt gut, daß er entweder von Abigail
Jennings oder Claire Lawrence abgelöst wird. Claire ist
praktisch die Erma Bombeck des Senats – sehr beliebt,
sehr geistreich, eine erstklassige Mitarbeiterin der
gesetzgebenden Körperschaft. Sie wäre hervorragend auf
diesem Posten. Aber Abigail ist schon länger da. Der
Präsident und Claire stammen beide aus dem Mittleren
Westen, und das ist aus politischen Gründen nicht gut. Er
würde wohl lieber Abigail ernennen, kann aber nicht
darüber hinwegsehen, daß Abigail nicht sehr bekannt ist
im Land. Und sie hat sich im Kongreß viele mächtige
Leute zu Feinden gemacht.«
»Dann glaubst du, Luther Pelham möchte durch die
Dokumentarsendung bewirken, daß die Leute Abigail in
einem wärmeren, persönlicheren Licht sehen?«
»Nach dem, was du mir gerade erzählt hast, nehme ich
das an. Ich glaube, er möchte bewirken, daß sie von der
Bevölkerung unterstützt wird. Die beiden waren
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