Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
Erwachsenen zu haben. Sie mußten sich so riesig und sperrig anfühlen, dicke kurze Finger und fleischige Handflächen. Natürlich hatten sie größere Tastaturen - aber wie konnten ihre dicken Finger eine so feine Linie ziehen, wie Ender es konnte, eine dünne Linie, die so präzise war, daß er sie siebenundneunzigmal in Spiralen von der Mitte zum Rand des Pultes laufen lassen konnte, ohne daß die Linien sich jemals berührten oder überlagerten. Das gab ihm etwas zu tun, während die Lehrerin weiter eintönig über das Rechnen sprach. Rechnen! Valentine hatte ihm Rechnen beigebracht, als er drei war.
    »Alles in Ordnung mit dir, Andrew?«
    »Ja, Ma'am.«
    »Du wirst den Bus verpassen.«
    Ender nickte und stand auf. Die anderen Kinder waren fort. Aber sie würden warten, die schlimmen jedenfalls. Sein Monitor saß nicht mehr auf seinem Nacken und hörte, was er hörte, sah, was er sah. Sie konnten sagen, wonach ihnen der Sinn stand. Vielleicht würden sie ihn jetzt sogar schlagen - niemand konnte sie jetzt noch sehen, und darum würde auch niemand End er zu Hilfe kommen. Der Monitor hatte schon seine Vorteile, und er würde sie vermissen.
    Natürlich war es Stilson. Er war nicht größer als die meisten anderen Kinder, aber er war größer als Ender. Und er hatte ein paar andere bei sich. Wie immer.
    »He, Dritt.«
    Nicht antworten. Es gibt nichts zu sagen.
    »He, Dritt, wir reden mit dir, Dritt, he, Krabblerliebchen, wir reden mit dir.«
    Mir fällt nichts ein, was ich antworten könnte. Alles, was ich sage, macht es nur schlimmer. Werd' also lieber nichts sagen.
    »He, Dritt, he, Schitt, du bist durchgerasselt, was? Hast gedacht, du wärst besser als wir, aber du hast dein kleines Vögelchen verloren, Dritti, hast einen Verband im Nacken.«
    »Laßt ihr mich durch?« fragte Ender.
    »Ob wir ihn durchlassen werden? Sollen wir ihn durchlassen?« Sie lachten alle. »Natürlich werden wir ihn durchlassen. Zuerst lassen wir deinen Arm durch, dann deinen Arsch, dann vielleicht ein Stück von deinem Knie.«
    Die anderen fielen jetzt ein. »Hast dein Vögelchen verloren, Dritti. Hast dein Vögelchen verloren, Dritti.«
    Stilson begann, ihn mit einer Hand zu stoßen; jemand hinter ihm schubste ihn dann auf Stilson zu.
    »Wippe, olle Hippe«, sagte einer.
    »Tennis!«
    »Pingpong!«
    Das hier würde kein glückliches Ende nehmen. Also entschied Ender, daß er lieber am Ende nicht der Unglückliche sein wollte. Als Stilsons Arm das nächste Mal vorschnellte, um ihn zu schubsen, griff Ender danach. Er faßte daneben.
    »Ach, willst gegen mich kämpfen, wie? Willst gegen mich kämpfen, Dritti?«
    Die Burschen hinter Ender griffen nach ihm, um ihn festzuhalten.
    Ender war nicht nach Lachen zumute, aber er lachte. »Du meinst, so viele von euch sind nötig, um gegen einen Dritt zu kämpfen?«
    »Wir sind Menschen, keine Dritts, Kackgesicht. Du bist ungefähr so stark wie ein Furz!«
    Aber sie ließen ihn los. Und sobald sie das taten, trat Ender aus, hoch und hart, traf Stilson mitten aufs Brustbein. Er fiel um.
    Das überraschte Ender - er hatte nicht geglaubt, Stilson mit einem Tritt zu Boden zu bringen. Es kam ihm nicht in den Sinn, daß Stilson einen Kampf wie diesen hier nicht ernst nahm, daß er nicht auf einen wirklich verzweifelten Schlag vorbereitet war.
    Einen Augenblick lang wichen die anderen zurück, und Stilson lag reglos da. Sie fragten sich alle, ob er wohl tot war. Ender hingegen versuchte, einen Weg zu finden, auf dem er ihrer Rache zuvorkommen könnte. Sie davon abzuhalten, daß sie morgen im Rudel über ihn herfielen. Ich muß das hier jetzt gewinnen, und zwar ein für allemal, oder ich werde es jeden Tag auszukämpfen haben, und es wird schlimmer und schlimmer werden.
    Ender kannte die ungeschriebenen Gesetze mannhafter Kriegsführung, auch wenn er erst sechs war. Es war verboten, den Gegner anzugreifen, der hilflos am Boden lag; nur ein Tier täte das.
    Also ging Ender zu Stilsons reglosem Körper und trat ihm noch einmal brutal in die Rippen. Stilson stöhnte und rollte sich von ihm weg. Ender ging um ihn herum und trat ihn noch einmal, in den Schritt. Stilson konnte keinen Ton hervorbringen; er klappte nur wie ein Taschenmesser zusammen, und Tränen strömten ihm aus den Augen.
    Darauf sah Ender die anderen kalt an. »Vielleicht habt ihr jetzt die Absicht, euch gegen mich zusammenzutun. Ihr könntet mich wahrscheinlich ziemlich bös verprügeln. Aber denkt immer daran, was ich mit Leuten mache, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher