Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Autoren: Wilhelm Grimm
Vom Netzwerk:
Acht, was der Teufel spricht, wann ich ihm die drei goldenen Haare ausziehe.“
    Als der Abend einbrach, kam der Teufel nach Haus. Kaum war er eingetreten, so merkte er, dass die Luft nicht rein war. „Ich rieche Menschenfleisch", sagte er, „es ist hier nicht richtig.“ Dann guckte er in alle Ecken, und suchte, konnte aber nichts finden. Die Ellermutter lachte ihn aus, „eben ist erst gekehrt“, sprach sie, „und alles in Ordnung gebracht, nun wirfst du mir es wieder untereinander; Immer hast du Menschenfleisch in der Nase! Setze dich nieder und iss dein Abendbrot.“ Als er gegessen und getrunken hatte, war er müde, legte der Ellermutter seinen Kopf in den Schoß und sagte, sie sollte ihn ein wenig das Haar streicheln. Es dauerte nicht lange, so schlummerte er ein, blies und schnarchte. Da fasste die Alte ein goldenes Haar, riss es aus und legte es neben sich. „Autsch!“, schrie der Teufel, „was hast du vor?“ „Ich habe einen schweren Traum gehabt", antwortete die Ellermutter, „da hab ich dir in die Haare gefasst.“ „Was hat dir denn geträumt?“, fragte der Teufel. „Mir hat geträumt, ein Marktbrunnen, aus dem sonst Wein quoll, sei versiegt, und es habe nicht einmal Wasser daraus quellen wollen, was ist wohl schuld daran?“ „He, wenn sie es wüssten!“, antwortete der Teufel, „es sitzt eine Kröte unter einem Stein im Brunnen, wenn sie die töten, so wird der Wein schon wieder fließen.“ 
    Die Ellermutter lauste ihn wieder, bis er einschlief und schnarchte, dass die Fenster zitterten. Da riss sie ihm das zweite Haar aus. „Hu! was machst du?“, schrie der Teufel zornig. „Nimm es mir nicht übel", antwortete sie, „ich habe es im Traum getan.“ „Was hat dir wieder geträumt?“, fragte er. „Mir hat geträumt, in einem Königreiche ständ ein Obstbaum, der hätte sonst goldene Äpfel getragen und wollte jetzt nicht einmal Laub treiben. Was war wohl die Ursache davon?“ „He, wenn sie es wüssten!“, antwortete der Teufel, „an der Wurzel nagt eine Maus, wenn sie die töten, so wird er schon wieder goldene Äpfel tragen, nagt sie aber noch länger, so verdorrt der Baum gänzlich. Aber lass mich mit deinen Träumen in Ruhe, wenn du mich noch einmal im Schlafe störst, so kriegst du eine Ohrfeige.“ 
    Die Ellermutter beruhigte ihn und streichelte ihm wieder den Kopf, bis er eingeschlafen war und schnarchte. Da fasste sie das dritte goldene Haar und riss es ihm aus. Der Teufel fuhr in die Höhe, schrie und wollte übel mit ihr wirtschaften, aber sie besänftigte ihn nochmals und sprach, „wer kann für böse Träume!“ „Was hat dir denn geträumt?“, fragte er und war doch neugierig. „Mir hat von einem Fährmann geträumt, der sich beklagte, dass er immer hin und her fahren müsste, und nicht abgelöst würde. Was ist wohl schuld?“ „He, der Dummbart!“, antwortete der Teufel, „wenn einer kommt und will überfahren, so muss er ihm die Stange in die Hand geben, dann muss der andere überfahren und er ist frei.“ Da die Ellermutter ihm die drei goldenen Haare ausgerissen hatte und die drei Fragen beantwortet waren, so ließ sie den alten Drachen in Ruhe, und er schlief bis der Tag anbrach.
    Als der Teufel wieder fortgezogen war, holte die Alte die Ameise aus der Rockfalte und gab dem Glückskind die menschliche Gestalt zurück. „Da hast du die drei goldenen Haare", sprach sie, „was der Teufel zu deinen drei Fragen gesagt hat, wirst du wohl gehört haben.“ „Ja", antwortete er, „ich habe es gehört und will es wohl behalten.“ „So ist dir geholfen", sagte sie, „und nun kannst du deiner Wege ziehen.“ Er bedankte sich bei der Alten für die Hilfe in der Not, verließ die Hölle und war vergnügt, dass ihm alles so wohl geglückt war. Als er zu dem Fährmann kam, sollte er ihm die versprochene Antwort geben. „Fahr mich erst hinüber", sprach das Glückskind, „so will ich dir sagen, wie du erlöst wirst." Und als er auf dem jenseitigen Ufer angelangt war, gab er ihm des Teufels Rat, „wenn wieder einer kommt, und will übergefahren sein, so gib ihm nur die Stange in die Hand.“ Er ging weiter und kam zu der Stadt, worin der unfruchtbare Baum stand und wo der Wächter auch Antwort haben wollte. Da sagte er ihm, wie er vom Teufel gehört hatte, „tötet die Maus, die an seiner Wurzel nagt, so wird er wieder goldene Äpfel tragen.“ Da dankte ihm der Wächter und gab ihm zur Belohnung zwei mit Gold beladene Esel, die mussten ihm nachfolgen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher