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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Autoren: Wilhelm Grimm
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aufgenommen: Er soll einen Brief an die Frau Königin bringen.“ Die Räuber erbrachen den Brief und lasen ihn, und es stand darin, dass der Knabe sogleich, wie er ankäme, sollte ums Leben gebracht werden. Da empfanden die hartherzigen Räuber Mitleid, und der Anführer zerriss den Brief und schrieb einen anderen, und es stand darin, so wie der Knabe ankäme, sollte er sogleich mit der Königstochter vermählt werden. Sie ließen ihn dann ruhig bis zum anderen Morgen auf der Bank liegen, und als er aufgewacht war, gaben sie ihm den Brief und zeigten ihm den rechten Weg. Die Königin aber, als sie den Brief empfangen und gelesen hatte, tat wie darin stand, hieß ein prächtiges Hochzeitsfest anstellen, und die Königstochter ward mit dem Glückskind vermählt; Und da der Jüngling schön und freundlich war, so lebte sie vergnügt und zufrieden mit ihm.
    Nach einiger Zeit kam der König wieder in sein Schloss und sah, dass die Weissagung erfüllt und das Glückskind mit seiner Tochter vermählt war. „Wie ist das zugegangen?“, sprach er, „ich habe in meinem Brief einen ganz andern Befehl erteilt.“ Da reichte ihm die Königin den Brief und sagte er möchte selbst sehen, was darin stände. Der König las den Brief und merkte wohl, dass er mit einem anderen war vertauscht worden. Er fragte den Jüngling, wie es mit dem anvertrauten Briefe zugegangen wäre, warum er einen anderen dafür gebracht hätte. „Ich weiß von nichts", antwortete er, „er muss mir in der Nacht vertauscht sein, als ich im Walde geschlafen habe.“ Voll Zorn sprach der König „so leicht soll es dir nicht werden, wer meine Tochter haben will, der muss mir aus der Hölle drei goldene Haare von dem Haupte des Teufels holen; Bringst du mir, was ich verlange, so sollst du meine Tochter behalten.“ Damit hoffte der König, ihn auf immer los zu werden. Das Glückskind aber antwortete „die goldenen Haare will ich wohl holen, ich fürchte mich vor dem Teufel nicht.“ Darauf nahm er Abschied und begann seine Wanderschaft.
    Der Weg führte ihn zu einer großen Stadt, wo ihn der Wächter an dem Tore ausfragte, was für ein Gewerbe er verstände und was er wüsste. „Ich weiß alles“, antwortete das Glückskind. „So kannst du uns einen Gefallen tun",  sagte der Wächter, „wenn du uns sagst, warum unser Marktbrunnen, aus dem sonst Wein quoll, trocken geworden ist und nicht einmal mehr Wasser gibt.“ „Das sollt ihr erfahren", antwortete er, „wartet nur, bis ich wiederkomme.“ Da ging er weiter und kam vor eine andere Stadt, da fragte der Torwächter wiederum, was für ein Gewerb er verstünde und was er wüsste. „Ich weiß alles“, antwortete er. „So kannst du uns einen Gefallen tun, und uns sagen, warum ein Baum in unserer Stadt, der sonst goldene Äpfel trug, jetzt nicht einmal Blätter hervor treibt.“ „Das sollt ihr erfahren", antwortete er, „wartet nur, bis ich wiederkomme.“ Da ging er weiter und kam an ein großes Wasser, über das er hinüber musste. Der Fährmann fragte ihn, was er für ein Gewerb verstände und was er wüsste. „Ich weiß alles“, antwortete er. „So kannst du mir einen Gefallen tun", sprach der Fährmann, „und mir sagen, warum ich immer hin und her fahren muss und niemals abgelöst werde.“ „Das sollst du erfahren", antwortete er, „warte nur bis ich wiederkomme.“
    Als er über das Wasser hinüber war, so fand er den Eingang zur Hölle. Es war schwarz und rußig darin, und der Teufel war nicht zu Haus, aber seine Ellermutter saß da in einem breiten Sorgenstuhl. „Was willst du?“, sprach sie zu ihm, sah aber gar nicht so böse aus. „Ich wollte gerne drei goldene Haare von des Teufels Kopf", antwortete er, „sonst kann ich meine Frau nicht behalten.“ „Das ist viel verlangt", sagte sie, „wenn der Teufel heim kommt und findet dich, so geht dir es an den Kragen; Aber tust mir leid, ich will sehen, ob ich dir helfen kann.“ Sie verwandelte ihn in eine Ameise und sprach „kriech in meine Rockfalten, da bist du sicher.“ „Ja“, antwortete er, „das ist schon gut, aber drei Dinge möcht ich gerne noch wissen, warum ein Brunnen, aus dem sonst Wein quoll, trocken geworden ist, jetzt nicht einmal mehr Wasser gibt, warum ein Baum, der sonst goldene Äpfel trug, nicht einmal mehr Laub treibt, und warum ein Fährmann immer herüber und hinüber fahren muss und nicht abgelöst wird.“ „Das sind schwere Fragen", antwortete sie, „aber halte dich nur still und ruhig, und hab
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