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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman
Autoren: H kan Nesser
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Bekannten...«
    »Und im zehnten?«
    »Von irgendeinem Außenstehenden ... einem Verrückten oder einem Sexualmörder.«
    »Sie betrachten Sexualmörder nicht als Verrückte?«
    »Nicht unbedingt. Also?«
    »Sie meinen, unsere gemeinsamen Feinde?«
    »Oder die Ihrer Frau.«
    »Wir hatten keinen großen Bekanntenkreis ... das habe ich doch schon erzählt ...«
    »Das weiß ich. Sie haben nach Ihrer Heirat den Kontakt zu den meisten Ihrer so genannten Freunde aufgegeben... also? Sechs Namen, dann bekommen Sie eine Zigarette. So machen Sie das in der Schule doch auch?«
    »Marcus Greijer.«
    »Ihr ehemaliger Schwager?«
    »Ja.«
    »Den Sie verabscheuen. Weiter!«
    »Joanna Kemp und Gert Weiss.«
    »Kollegen. Fremdsprachen und ... Gemeinschaftskunde?«
    »Klaus Bendiksen.«
    »Status?«
    »Guter Freund. Andreas Berger.«

    »Wer ist das?«
    »Ihr Exmann. Noch einer?«
    Der Kommissar nickte.
    »Uwe Borgmann.«
    »Ihr Nachbar?«
    »Ja.«
    »Greijer, Kemp, Weiss ... Bendiksen, Berger und ... Borgmann. Fünf Männer und eine Frau. Warum gerade diese Leute?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Vorgestern haben Sie mir eine Liste von« — er zog ein Papier hervor und zählte in aller Schnelle durch —, »von achtundzwanzig Leuten gegeben. Andreas Berger fehlt auf dieser Liste, die anderen sind alle dabei. Warum haben Sie sich gerade diese sechs ausgesucht?«
    »Weil Sie mich darum gebeten haben.«
    Mitter steckte sich eine Zigarette an. Der Kommissar hatte die Lage nicht mehr so fest im Griff, das merkte er deutlich ... aber vielleicht sorgte er auch nur für ein wenig Entspannung, in der Hoffnung, dass Mitter sich dann eine Blöße gab.
    Was für eine Blöße?
    Van Veeteren bedachte Mitters Zigarette mit einem vergrätzten Blick und schaltete das Tonbandgerät aus.
    »Ich will Ihnen sagen, was Sache ist. Ich habe heute den abschließenden Obduktionsbericht erhalten, und der schließt einen Selbstmord kategorisch aus. Es bleiben also drei Möglichkeiten: Erstens: Sie haben sie umgebracht. Zweitens: Irgendwer von Ihrer Liste war es, vermutlich einer von den sechs auf der letzten, sonst einer von den anderen. Drittens: Sie ist einem unbekannten Mörder zum Opfer gefallen.«
    Er legte eine kleine Pause ein, zog den Zahnstocher aus dem Mund und betrachtete ihn. Der war offenbar noch nicht zur Genüge zerkaut, deshalb schob er ihn sich wieder zwischen die Vorderzähne.

    »Ich persönlich gehe davon aus, dass Sie es waren, aber ich muss zugeben, dass ich meiner Sache nicht ganz sicher bin.«
    »Wie nett von Ihnen!«
    »Ich bin allerdings ziemlich überzeugt davon, dass das Gericht Sie schuldig sprechen wird. Das sollten Sie wissen, und wenn ich Gerichtsurteile prophezeie, liege ich fast immer richtig.«
    Er erhob sich. Stopfte das Tonbandgerät in seine Aktentasche und klingelte nach dem Wärter.
    »Wenn dieser Anwalt Ihnen etwas anderes einredet, dann nur, weil er versucht, seine Arbeit zu tun ... aber machen Sie sich lieber keine Illusionen. Und jetzt will ich Ihnen nicht mehr lästig fallen. Wir sehen uns vor Gericht.«
    Einen Moment lang glaubte Mitter, der Kommissar wolle ihm die Hand schütteln, aber damit konnte er natürlich nicht rechnen. Van Veeteren kehrte ihm den Rücken zu und starrte, obwohl es an die zwei Minuten dauerte, bis der Wärter endlich auftauchte, bewegungslos die Stahltür an.
    Wie im Fahrstuhl. Oder als ob Mitter in der Sekunde, in der Van Veeteren das Gespräch beendet hatte, aufgehört hätte zu existieren.

7
    Elmer Suurna wischte mit dem Jackenärmel einen imaginären Flecken von der Tischplatte. Dabei warf er einen Blick aus dem Fenster und wünschte sich die Sommerferien herbei.
    Oder zumindest die Weihnachtsferien.
    Aber es war Oktober. Er seufzte. Seit er vor fünfzehn Jahren sein Amt als Direktor des Bunge-Gymnasiums angetreten hatte, hatte er nur einen Ehrgeiz gehabt. Hieß es.
    Seinen schönen Schreibtisch stets blank und makellos zu halten.

    In jüngeren Jahren, als Studienrat zur festen Anstellung, war sein Ziel noch ein anderes gewesen: Was immer sie tun, lass dich nicht um deine Gemütsruhe bringen. Doch da er täglich und stündlich mit diesem Credo Schiffbruch erlitt, hatte Elmer Suurna beschlossen, es lieber mit einer Karriere als Schulleiter zu versuchen. Ganz einfach Direktor zu werden.
    Das hatte ihn einiges gekostet; Freunde, Einladungen, Jahre, aber in dem Monat, in dem er seinen vierzigsten Geburtstag feierte, war dieses Ziel erreicht. Er ließ sich hinter seinem Schreibtisch
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