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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman
Autoren: H kan Nesser
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Aufgabe ist es nun ...«
    »Zwei oder drei Zeugen zu finden.«
    »Zeugen? Das ist doch sicher nicht möglich?«
    »Charakterzeugen, Herr Suurna, Personen, die bereit sind, vor Gericht zu Gunsten von Herrn Mitter auszusagen ... die ihn kennen, als Menschen und als Kollegen, und die ein positives. . . und natürlich ein wahrheitsgemäßes Bild von ihm geben können.«
    »Ich verstehe.«
    »Es kann auch irgendein Schüler sein. Sie selber wären ideal, Herr Suurna.«
    »Ich glaube allerdings nicht ...«
    »Oder wen auch immer Sie vorschlagen mögen ... wenn Sie mir vier oder fünf Namen nennen könnten, damit ich eine Auswahl hätte.«
    »Wer wäre ihm selber denn am liebsten? Wäre es nicht sinnvoller, wenn er seine Wünsche nennt?«
    »Na ja, das ist gerade das Problem...« Der Anwalt nippte vorsichtig am Kaffee. Der war dünn und roch leicht nach Desinfektionsmittel. »Herr Mitter, wie soll ich sagen... er hat es sich zum Prinzip gemacht, nichts in eigener Sache zu sagen. Es ist ihm zuwider ... Jünger zu werben. Ich muss sagen, dass ich ihn verstehen kann. Mit Sigurdsen und Weiss hat er sich ja wohl ganz gut verstanden, aber ich weiß nicht ...«
    »Weiss und Sigurdsen? Ja, das stimmt schon ... nein, da habe ich keine Einwände.«
    »Aber vielleicht wäre auch die Aussage von jemandem, der nicht auf ganz so vertrautem Fuß mit ihm gestanden hat, nützlich für uns ... gute Freunde sprechen natürlich nur gut übereinander. Niemand erwartet etwas anderes.«
    »Ich verstehe.«
    Rüger kniff die Augen zusammen und leerte seinen Becher.

    »Um konkret zu sein: Ich möchte Sie bitten um ... einen Kollegen, einen von seinen Schülern und ... sagen wir, einen Vertreter der Schulleitung... Sie selber oder jemanden, der Ihnen als geeignet erscheint.«
    »Ich werde mit Eger sprechen ... das ist unser Studiendirektor. Er wird natürlich bereit sein. Was Schüler angeht, so weiß ich nicht so recht. Ich muss um äußerste Diskretion bitten. Vielleicht könnten Sigurdsen und Weiss weiterhelfen, wenn Sie mit ihnen sprechen.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    »Sie müssen wissen, ich bin ... wir alle sind natürlich ... erschüttert über alles, was passiert ist. Manche können besser damit umgehen als andere, und es ist klar, dass ... dass das Kollegium nervlich ziemlich am Ende ist. Aber wir haben bisher weiterarbeiten können. Bitte, denken Sie daran. Es war ... und ist ... eine sehr schwere Zeit für alle hier an der Schule. Ich glaube aber, es ist uns gelungen, den Schülern zu zeigen, dass wir auch unter Druck unsere Pflicht tun.«
    »Ich verstehe, Herr Suurna. Ich bin mir darüber im Klaren, was Sie durchgemacht haben. Wann glauben Sie, kann ich mit meinen Zeugen sprechen?«
    »Wann würde es Ihnen passen? Sie müssen mir ein wenig Zeit geben, und auf jeden Fall ist es erst nach Schulschluss möglich. Wir wollen nicht noch mehr Unterrichtsstunden einbüßen als ohnehin schon.«
    »Donnerstag ist der erste Verhandlungstag. Die Zeugen der Verteidigung kommen wohl kaum vor dem darauf folgenden Dienstag oder Mittwoch an die Reihe.«
    »Ich werde mich darum kümmern, Herr Rüger. Morgen Nachmittag vielleicht?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Ich melde mich bei Ihnen.«
    Er schob seinen Schreibtischstuhl zurück. Rüger reichte ihm seine Karte und arbeitete sich aus dem Sessel hoch.

    »Edwin Rüger... ja, ich glaube, ich erinnere mich an ihn. Ein vielversprechender junger Mann. Was macht er denn heute?«
    »Ist arbeitslos.«
    »Ach, was? Ja, ja... also dann auf Wiedersehen, Herr Rüger. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Wohl kaum, dachte Rüger. Er schüttelte den Kopf und wischte sich die Nase. Rektor Suurna beugte sich über die Sprechanlage und rief nach der Malvenfrau.
     
    »Haben Sie keinen Schirm?«, fragte die, als sie ihn durch den Flur lotste.
    »Nein«, sagte Rüger, »aber vielleicht lege ich mir einen zu.«
    Er mochte nicht erzählen, dass er zwei hatte. Einer lag zu Hause und einer im Wagen. Als er über den nassen Schulhof lief, fragte er sich, an wen der Direktor ihn die ganze Zeit erinnert hatte. An irgendeinen Skandalpolitiker vor vielen Jahren, glaubte er ... aber es konnte sich doch unmöglich um dieselbe Person handeln?
    Mitter zuliebe hoffte er jedenfalls, der Direktor werde seine Ansicht nicht noch ändern und doch aussagen. Eine solche Aussage könnte nur der gegnerischen Seite eine Freude bereiten, das war klar. Und er selber würde wohl kaum den Mut aufbringen, Suurna daran zu
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