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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch
Autoren: Neil Gaiman
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Die B e wunderung in der Stimme war mit Händen zu greifen. »Junge, knie auf dem Altarstein nieder, die Hände auf dem Rücken.«
    ES IST SO LANGE HER, sagte der Sleer, doch Sca r lett hörte nur ein gleitendes Geräusch, wie wenn mächt i ge Schlingen sich um die Kammer legen würden.
    Aber Jack hörte alles. »Junge, du willst also deinen N a men wissen, bevor ich dein Blut auf dem Altar vergi e ße?«
    Bod fühlte die kalte Klinge an seinem Hals. Und in diesem Augenblick verstand er. Alles lief auf einmal langsamer ab. Und alles rückte auf einmal ganz scharf ins Bild. »Ich kenne meinen Namen«, sagte er laut. »Ich he i ße Nobody Owens. Das bin ich.« Und wie er so auf dem kalten Altarstein kniete, erschien ihm plötzlich alles ganz einfach.
    »Sleer«, sagte er in die Kammer hinein. »Wollt Ihr immer noch einen Meister?«
    DER SLEER HÜTET DEN SCHATZ, BIS DER MEISTER ZURÜCKKEHRT.
    »Gut«, sagte Bod. »Aber habt Ihr nicht endlich den Meister gefunden, nach dem Ihr gesucht habt?«
    Er spürte, wie sich der Sleer zu seiner ganzen Größe ausdehnte, ein Geräusch wie das Kratzen von tausend toten Zweigen, wie wenn ein großes, muskulöses Ung e heuer sich an den Mauern der Grabkammer entlan g schlängeln würde. Und dann sah Bod den Sleer zum er s ten Mal.
    Später konnte er nicht mehr beschreiben, was er in di e sem Augenblick sah: ein Ungeheuer mit dem Leib einer gewaltigen Schlange, aber mit dem Kopf von was …? Es waren drei. Drei Köpfe und drei Hälse. Die G e sichter waren leblos, als hätte jemand Puppen aus toten Me n schen und toten Tieren geformt. Purpurrote Muster und blaue spiralförmige Tätowierungen ließen die starren G e sichter aussehen wie groteske, maskenhafte Monster.
    Die Gesichter des Sleer schnüffelten zaghaft die Luft um Jack herum ein, als wollten sie ihn liebkosen.
    »Was ist los?«, fragte Jack. »Was ist das und was tut es da?«
    »Das ist der Sleer«, sagte Bod. »Er bewacht diesen Ort. Und er braucht einen Meister, der ihm sagt, was er tun soll.«
    Jack wog das steinerne Messer in seiner Hand. »Wu n derbar«, sagte er zu sich selbst. »Natürlich. Er hat auf mich gewartet. Und ganz offensichtlich bin ich sein ne u er Meister.«
    Der Sleer wand sich um das Innere der Kammer. MEISTER?, sagte er, erwartungsvoll wie ein Hund, der zu lange geduldig gewartet hatte. MEISTER?, sagte er noch einmal, als probiere er das Wort aus, um zu sehen, wie es schmeckt. Und offenbar schmeckte es gut, denn er sagte es noch ein weiteres Mal mit einem Seufzer des Entzückens und des Verlangens: MEISTER …
    Jack schaute auf Bod hinunter. »Vor dreizehn Jahren habe ich dich verfehlt und jetzt, jetzt sind wir wieder ve r eint. Das Ende der einen Ordnung, der Beginn einer ne u en. Auf Wiedersehen, Bub.« Mit der einen Hand setzte er das Messer an die Kehle des Jungen. Mit der anderen Hand hielt er den Kelch.
    »Bod«, sagte Bod. »Nicht Bub. Bod.« Dann hob er die Stimme. »Sleer«, rief er. »Was werdet Ihr für Euren ne u en Meister tun?«
    WIR BESCHÜTZEN IHN BIS ANS ENDE ALLER ZEITEN. DER SLEER WIRD IHN IN SEINEM SCHLANGENLEIB HALTEN UND IHN VOR DEN GEFAHREN DER WELT BEWAHREN.
    »Dann beschützt ihn«, sagte Bod. »Jetzt.«
    »Ich bin dein Meister. Du wirst mir gehorchen«, sagte der Mann namens Jack.
    DER SLEER HAT SO LANGE GEWARTET, sagte die dreifach tönende Stimme triumphierend. SO LA N GE. Und das Ungeheuer begann seinen riesigen trägen Schlangenleib um Jack zu schlingen.
    Jack ließ den Kelch fallen. Nun hatte er ein Messer in jeder Hand, das Messer aus Stein und das Messer mit dem schwarzen Knochengriff, und er rief: »Zurück! Komm mir nicht zu nahe!« Er stieß mit den zwei Me s sern zu, während der Sleer ihn in einer mächtigen Bew e gung mit seinen Leibesringen umschlang.
    Bod lief zu Scarlett und half ihr auf. »Ich will ihn s e hen«, sagte sie. »Ich will sehen, was da passiert.« Sie holte i h ren Schlüsselring heraus und schaltete das Licht ein …
    Scarlett sah nicht das, was Bod sah. Sie konnte den Sleer nicht sehen und das war ein Segen. Aber sie sah den Mann namens Jack, sie sah die Angst in seinem G e sicht, was ihn wieder so aussehen ließ, wie Mr Frost einst ausgesehen hatte. In seinem Entsetzen war er wieder der nette Herr, der sie nach Hause gefahren hatte. Er schwe b te ein paar Meter über dem Boden und fuchtelte mit zwei Messern in der Luft herum. Er stach wie blind nach e t was, was sie nicht sehen konnte, aber alle seine Versuche blieben offenbar wirkungslos.
    Mr
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