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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen
Autoren: Aimée Carter
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im schwachen Licht der Innenbeleuchtung zu ihr hinübersah, hätte ich schwören können, dass in ihren Augen etwas Unangenehmes aufgeblitzt war. Zorn vielleicht oder Eifersucht.
    „Ich will nichts von ihm“, stellte ich klar, für den Fall, dass sie es immer noch nicht begriffen hatte. „Ich hab’s ernst gemeint, als ich gesagt hab, dass ich mit Dates nichts am Hut hab.“
    „Ich weiß.“ Aber die Art, wie sie sich weigerte, mir ins Gesicht zu sehen, sprach Bände, und ich seufzte. Eigentlich hätte es mir egal sein sollen, aber in New York hatte ich so viele Jungs gesehen, die ihre Freundinnen ausgenutzt hatten, während sie in Wahrheit längst nach einer anderen Ausschau hielten. Das ging nie gut aus. Egal, wie sehr Ava mich hassen mochte – das hatte sie nicht verdient.
    „Warum bist du überhaupt mit ihm zusammen?“
    Einen Moment lang sah sie überrascht aus. „Weil er Dylan ist“, sagte sie, als wäre die Antwort offensichtlich. „Er ist süß, hat was im Kopf und ist Kapitän der Footballmannschaft. Warum sollte ich nicht mit ihm zusammen sein wollen?“
    „Oh, keine Ahnung“, gab ich zurück. „Vielleicht weil er ein Schwein ist, das bloß mit dir zusammen ist, weil du umwerfend aussiehst und mit ziemlicher Sicherheit Cheerleader bist?“
    Pikiert reckte sie das Kinn. „Ich bin sogar der Captain. Und der Captain des Schwimmteams.“
    „Ganz genau.“
    Ava wirbelte das Lenkrad herum, und die Reifen quietschten auf dem Asphalt, als der Wagen eine scharfe Kurve beschrieb. Vor meinem inneren Auge blitzte das Bild einer Kuh mitten auf der Straße auf, und ich kniff die Augen zusammen und betete stumm.
    „Wir sind schon ewig zusammen“, setzte Ava nach. „Ich werde ihn ganz sicher nicht abschießen, bloß weil so ein Mädchen, dassich für was Besseres hält, daherkommt und mir sagt, ich wäre dumm, mit ihm zusammen zu sein.“
    „Ich halte mich nicht für was Besseres“, erwiderte ich gepresst. „Ich bin einfach nur nicht hierhergezogen, um Freunde zu finden.“
    Sie schwieg, während wir durch die Dunkelheit fuhren. Zuerst dachte ich, sie würde gar nichts mehr sagen. Und als sie es eine Minute später doch tat, sprach sie so leise und klang so kleinlaut, dass ich mich anstrengen musste, sie zu verstehen.
    „Daddy hat gesagt, deine Mom ist ziemlich krank.“
    „Tja, Daddy hat recht.“
    „Tut mir leid“, sagte sie. „Ich wüsste nicht, was ich ohne meine Mom machen sollte.“
    „Ja“, murmelte ich. „Ich auch nicht.“
    Als sie das nächste Mal abbog, hatte ich nicht mehr das Gefühl, wir würden gleich aus der Kurve fliegen. „Kate?“
    „Mhm?“
    „Ich liebe Dylan. Wirklich. Selbst wenn er nur mit mir zusammen ist, weil ich Cheerleader bin.“
    „Vielleicht ist er das ja gar nicht“, bemerkte ich und lehnte meinen Kopf ans Fenster. „Vielleicht ist er anders.“
    Sie seufzte. „Vielleicht.“
    Ava parkte ihr spritfressendes Monstrum an einer dunklen Straße auf dem Seitenstreifen. Über uns ragten Bäume empor, und der Mond zeichnete ihre Schatten auf den Boden. Trotzdem hätte ich im Leben nicht sagen können, wo wir waren. Nicht ein anderes Auto war in Sicht, geschweige denn ein Haus.
    „Wo sind wir?“, fragte ich, als sie in den Wald vorausging.
    „Das Lagerfeuer ist da weiter hinten“, erklärte Ava, während sie geschickt den tief hängenden Ästen auswich. Ich hatte nicht so viel Glück dabei. „Ist ganz in der Nähe.“
    Leise fluchte ich vor mich hin, während ich ihr folgte. Meine Hoffnung, schnell wieder verschwinden zu können, war dahin. Ich würde hier festsitzen, bis Ava wieder fuhr – außer ich ließemich von einem meiner zahlreichen Verehrer mitnehmen.
    Beim Gedanken daran verzog ich das Gesicht. Da würde ich lieber laufen.
    „Es ist gleich auf der anderen Seite der Hecke“, sagte Ava, und ich blieb stehen. Hecke?
    „Meinst du die Hecke um dieses riesige Grundstück?“
    „Du kennst es schon?“ Ava wandte sich zu mir um.
    „Meine Mom hat mir davon erzählt.“
    „Oh – na ja, das ist der Ort, wo wir unsere Partys feiern. Daddy kennt den Besitzer, und der hat absolut nichts dagegen.“
    Irgendetwas an der Art, wie sie das sagte, verursachte mir ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend, und ich erinnerte mich an die Silhouette, die ich im Rückspiegel zu sehen geglaubt hatte. Aber mir blieb keine große Wahl. Vielleicht sagte sie die Wahrheit. Sie hatte keinen Grund, mich anzulügen, oder? Davon abgesehen war der einzige Weg durch diese
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