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Das Götter-Opfer

Das Götter-Opfer

Titel: Das Götter-Opfer
Autoren: Jason Dark
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nickte sie. »Ja, es ist die Wiedergeburt gewesen. Aber es hat sich nicht alles verändert, das mußt du mir glauben. Es gibt die alten Mächte noch, und sie haben nicht aufgegeben. Die Bestie ist da. Sie wird noch angebetet. Auch heute noch. Sie will, daß ich zurückkehre in das Land meiner Väter, ln das Tal der Könige. Ich soll wieder hin. Es muß alles beginnen. Ich bin damals entkommen, ich habe mich zurückziehen können, aber das wird nicht ewig so sein. Ich weiß es.«
    »Will man dich holen, Selima?«
    »Das ist möglich.«
    »Da waren die beiden Männer…«
    Sie starrte mich an und schüttelte den Kopf. »Schon wieder die Männer, ich…«
    »Aber du mußt sie gesehen haben!«
    Sie schloß die Augen, griff nach dem Glas und leerte es. Danach atmete sie tief durch. »Ich weiß es doch«, flüsterte sie. »Ich weiß es, aber ich kann nur dir glauben.«
    »Du erinnerst dich nicht, was du mit den Männern gemacht hast?«
    »Nein.«
    »Der Glanz deiner Augen hat sie getötet. Er ließ sie zu Staub werden. Die Reste lagen noch vor deinen Füßen. Du hast sie angeschaut, das weiß ich, da ich Zeuge gewesen bin.«
    »Ich wußte es nicht«, flüsterte sie. »Ich werde immer anders. Ich merke, daß mein altes Leben zurückkehrt. Meine Existenz, die ich früher einmal hatte. Ich war als Opfer für die Götter ausersehen.«
    »Kannst du dich an einen von ihnen erinnern? Wem solltest du geopfert werden?«
    »Seth«, sagte sie leise.
    Ich zuckte bei diesem Namen zusammen. Seth war der schreckliche Gott der alten Ägypter gewesen. Ein Mörder. Der rothaarige Bruder des Osiris. Der Gott der Unreinen. Dargestellt mit dem Kopf einer Bestie und einem gegabelten Schwanz.
    »Warum sagst du nichts mehr, John?«
    »Ich bin vielleicht etwas erschreckt gewesen.«
    »Dann kennst du ihn?«
    »Ich habe von ihm gehört.«
    »Er ist schrecklich. Ich sollte zu seinem Opfer werden, aber ich bin ihm entkommen. Ich wurde gerettet.«
    »Von wem?«
    Über ihr Gesicht huschte ein Schatten. Sie quälte sich dabei. Sie wußte es nicht. Es war ihr noch unmöglich, die Bilder der Vergangenheit hervorzuholen.
    Ich legte die Hand auf ihre und spürte den leichten Schweißfilm. Ich sah auch mein Kreuz an, das ich auf den Tisch gelegt hatte. Von ihm bekam ich keine Reaktion. Auch das Henkelkreuz – das Ankh – leuchtete nicht auf. Es gab da noch eine Trennung, die erst durchbrochen werden mußte.
    Ich fragte mich, was ich mit Selima tun sollte. Sie alleine lassen, als wäre nichts geschehen?
    Nein, das brachte ich nicht fertig. Da wäre ich mir schäbig vorgekommen. Ich hatte erlebt, daß man sie jagte, und deshalb wollte ich sie nicht aus den Augen lassen. Beim nächstenmal würden es die Jäger sicherlich schlauer anstellen.
    Mich interessierte noch immer, weshalb sie überhaupt in die U-Bahn eingestiegen war und vor allen Dingen wer mich angerufen und auf Selima aufmerksam gemacht hatte.
    »Ich bereite dir Sorgen, wie?«
    »Das ist wahr.«
    Sie lächelte verloren. »Es ist am besten, wenn du mich gehen läßt.«
    »Und dann? Ich kann nicht immer da sein.«
    »Das ist nicht nötig. Ich werde dich schon finden.«
    Dem stimmte ich zu. »Dafür bin ich auch, Selima, aber ich möchte gern dabeisein. Ich weiß, daß du Feinde hast und man dich jagt, und ich möchte deine Feinde gern kennenlernen. Außerdem hat man mich angerufen und mir das Treffen mit dir prophezeit. Du siehst, daß ich gar nicht mehr wegkann.«
    »Aber ich kann für dich den Tod bedeuten.«
    Ich zuckte die Achseln. »Das wird sich noch heraussteilen. Wenn es dir recht ist, werde ich zunächst nicht von deiner Seite weichen. Ist das okay?«
    Sie senkte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Wo müssen wir hin? Wo hast du gelebt? Wer sind deine Eltern, deine Verwandten und deine Freunde?«
    Diese Frage brachte sie durcheinander und machte sie sogleich stumm. »Freunde? Eltern…?«
    »Ja, es muß welche geben.«
    »Ich habe keine.«
    »Doch, Selima, doch. Jeder hat Freunde und Eltern. Auch bei einer Reinkarnation. Das kenne ich von mir.«
    »Aber ich habe sie vergessen«, lautete die Antwort. »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Du erinnerst dich an nichts?«
    »Nein!«
    »Auch nicht an die U-Bahn?«
    Sie hob die Schultern.
    »Du wolltest doch irgendwohin, nicht wahr?«
    »Ja… schon«, gab sie zu. »Ich habe einen Ruf gehört. Aus der tiefen Vergangenheit, glaube ich. Aber ich weiß nicht mehr, was ich genau wollte. Ich habe ein Ziel gehabt. Es war weit entfernt…«
    »Wolltest du nach
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