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Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)

Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)

Titel: Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
Autoren: Katie Fforde
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verleiht einem das eine gewisse Macht, weißt du.« Sie hatte das Gefühl, ihren fehlenden Zorn erklären zu müssen. »Ich weiß, es wirkt, als bürdeten sie mir immer viel auf, aber ich tue nie etwas gegen meinen Willen.«
    Amanda seufzte. »Wenn du meinst. Doch ich verstehe wirklich nicht, warum deine Familie dich für dumm hält.«
    Sophie zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, weil ich keine Akademikerin bin wie alle anderen und weil ich die Jüngste bin und so. Es ist zum Teil Gewohnheit, und zum Teil liegt es daran, dass sie meine Stärken nicht für nützlich halten.« Sie seufzte. »Obwohl sie davon profitieren. In meiner Familie zählen leider nur die Buchstaben, die man vor oder hinter den eigenen Namen setzen kann.«
    Amanda schnaubte. »Ich würde gern wissen, was Milly dazu meint.«
    Milly, die dritte des Trios, das in der Schule nur »Milly-Molly-Mandy« genannt worden war – unfairerweise, wie Sophie fand, denn sie wollte keine »Molly« sein –, lebte in New York. Sie war zwei Jahre älter als die anderen beiden und die Anführerin der drei und sagte noch öfter und noch offener ihre Meinung als Amanda.
    »Ich habe Mills noch nichts davon erzählt, obwohl ich sie eigentlich anrufen wollte. Aber jetzt muss ich wirklich los. Ich muss noch ein paar Plastikbecher für die Kinder besorgen. Die Leute kommen schon gegen eins.« Sie verzog das Gesicht. »Meine Mutter besteht darauf, oben im alten Spielzimmer einen eigenen Raum für die Kleinen einzurichten. Sie sagt, dann haben sie mehr Spaß, aber ich glaube, sie will einfach nicht, dass Kinder auf ihrer Party herumrennen und laut sind.«
    »Siehst du! Da hast du es! Du hilfst deiner Mutter bei ihrer Party und wirst trotzdem wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt.«
    Sophie kicherte. »Es geht nicht um Klasse, Schatz, sondern um Grips! Ersteres besitze ich unstrittig, aber meine Abschlussnoten lassen darauf schließen, dass mir Letzteres eher fehlt.«
    »Du klingst genau wie deine Mutter!«
    »Wirklich? Das ist nicht gut.«
    »Es ist unausweichlich. Und um fair zu bleiben, muss ich zugeben, dass deine Mutter recht hat, was das Kinderzimmer angeht. Die Partys von Erwachsenen können unglaublich langweilig sein, wenn man noch klein ist. Und dein Vater wird vermutlich wieder alle fragen, ob sie Latein können – auch die Kinder.«
    Sophie hob eine Augenbraue. »Die Partys meiner Eltern sind auch noch langweilig, wenn man einen Meter fünfundsechzig groß ist, was ja auch der Grund ist, warum du nicht kommen willst. Anders als letztes Jahr. Und Dad fragt dich nicht mehr nach deinen Lateinkenntnissen. Er weiß, dass du auf dieselbe Schule gegangen bist wie ich und kein Latein hattest.«
    Amanda hatte jetzt offensichtlich ein schlechtes Gewissen. »Willst du wirklich, dass ich komme? Dann tue ich das. Wir hatten doch immer Spaß auf den Festen deiner Eltern.«
    »Als wir drei uns noch mit Kinderschminke angemalt und mit dem Schlauch im Garten gespielt haben.« Sie seufzten beide bei der Erinnerung, dann fuhr Sophie fort: »Nein, schon gut. Ich schaffe das auch ohne dich. Schließlich bin ich meine schreckliche Familie gewohnt. Ich werde mit ihnen fertig.« Sie runzelte ein wenig die Stirn. Sie war nicht ganz ehrlich zu Amanda gewesen. Obwohl sie ihre Stellung in ihrer Familie stets zu akzeptieren schien, störte es sie in letzter Zeit immer häufiger, wie sie behandelt wurde. Vor allem in diesen harten Zeiten, in denen sie für ihre Fähigkeit, Schäbiges in Schickes zu verwandeln, gern auch mal ein Schulterklopfen bekommen hätte.
    Sophie fand den Laden, der Partyzubehör führte, in einer Seitenstraße im alten Teil der Stadt. Da dort gerade ein Räumungsverkauf stattfand, fügte sie ihrer Liste noch einige Dinge hinzu: Wunderkerzen, Schminkstifte und ein paar Lametta-Perücken. Dann lief sie den Hügel zu dem großen alten viktorianischen Haus hinauf, in dem sie wohnte.
    Sie hatte schon oft gedacht, dass ihre Eltern in eine kleinere Wohnung hätten ziehen oder einen Teil des Hauses hätten vermieten können, wenn sie ihre notorische Geldknappheit wirklich gestört hätte. Die Ausgaben für den Einbau eines zusätzlichen Badezimmers und einer Küchenzeile auf dem Dachboden hätten sich schnell rentiert. Mit einer solchen Baumaßnahme hätten ihre Eltern sich auf Jahre ein zusätzliches Einkommen sichern können. Doch stattdessen breiteten sich die Familienmitglieder, die noch im Haus wohnten – Sophie, ihr älterer Bruder Michael und ihre Eltern –,
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