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Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Ree Drummond
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Die Kleine fand, was sie wollte, und machte es sich gemütlich.
    Er setzte sich aufs Bett und spielte mit meinem Haar. »Du hast nicht viel Schlaf bekommen«, sagte er.
    »Stimmt«, bestätigte ich. Ich hatte ja keine Ahnung, dass die vergangene Nacht völlig normal gewesen war. Und dass es mindestens noch einen Monat lang so weitergehen würde. »Ihr ging es wohl nicht so gut.«
    »Ich muss raus zum Laster«, sagte Marlboro Man. »Aber so gegen elf bin ich zurück.«
    Ich winkte, ohne überhaupt aufzusehen. Ich konnte den Blick nicht von meinem Kind abwenden. Als sie da lag und trank, überkam mich ein sonderbares Gefühl. Mein Oberkörper fühlte sich angespannt und warm an, und meine Brüste waren größer, als ich sie in Erinnerung hatte – selbst in den letzten Tagen der Schwangerschaft. Nachdem die Kleine wieder eingeschlafen war, schleppte ich mich unter die Dusche. Es war das Einzige, das meinem vom Schlafentzug gefolterten Körper irgendwie Leben einhauchen konnte. Ich ließ das warme Wasser auf mein Gesicht und meine Augen prasseln und hoffte, irgendwie diese abgrundtiefe Erschöpfung abwaschen zu können, die mich übermannte. Nach und nach fühlte ich mich langsam, aber sicher besser. Doch dann fiel mir auf, dass dieses angespannte, unangenehme Gefühl in den Brüsten wieder da war, schlimmer als zuvor. Als ich sie betrachtete, stellte ich fest, dass sie zu Leitungen geworden waren: Aus beiden schoss Milch heraus.
    Und es sah nicht aus, als würde es in naher Zukunft aufhören. Sie sprudelten förmlich.
    Wenn ich als Tochter eines Arztes auch auf die medizinische Seite von Schwangerschaft und Geburt vorbereitet gewesen war, so war ich doch völlig perplex von dieser neuen Entwicklung. Nichts hatte mich auf diesen Schreck vorbereitet.
    Am Abend lud Marlboro Man seinen Bruder Tim zu uns ein. Ich versteckte mich die ganze Zeit im Schlafzimmer, drückte mir Handtücher auf die Brust und versuchte verzweifelt, das sich inzwischen wehrende, windende Kind dazu zu bringen, den wachsenden Druck in meinen Brüsten zu verringern. Ich vermied jeden Kontakt zu Marlboro Man und Tim. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt zu begreifen, was in meinem Körper und meinem Kopf vor sich ging – von meinem Leben ganz zu schweigen –, um irgendeine zusammenhängende Unterhaltung bestreiten zu können.
    Sie waren eh Eindringlinge – diese Männer in meinem Wohnzimmer. Eindringlinge, die nicht in das Nest mit meinem neuen kleinen Vöglein gehörten. Es waren Dodos, vielleicht sogar Stärlinge. Wenn sie zu nah kämen, würde ich nach ihnen hacken. Was hatten sie hier überhaupt zu suchen?
    Als ich später am Abend fast wegdöste, hörte ich Rufe von nebenan. Marlboro Man und Tim sahen gerade live im Fernsehen, wie Mike Tyson Evander Holyfield ein Stück vom Ohr abbiss. Das Kind, das nach langem Kampf kurz vorher endlich eingeschlummert war, begann von neuem zu schreien.
    Damit war es amtlich: Ich war in der Hölle.

34.
    Eine gibt nicht auf
    Meine Milch spielte jetzt die Hauptrolle, und Trinken wurde die Berufung des Kindes. Die folgenden zwei Wochen in seinem Leben stellten das Ende von meinem dar, so wie ich es gekannt hatte: Die ganze Nacht über war ich auf den Beinen und tagsüber eine hässliche Hexe. Marlboro Man war völlig auf sich allein gestellt. Ich wollte mit niemandem etwas zu tun haben, auch nicht mit meinem Mann.
    »Wie geht’s dir heute?«, fragte er. Ich war schon sauer, dass ich die Energie aufbringen musste, ihm zu antworten.
    »Soll ich die Kleine halten, während du aufstehst und dich anziehst?«, bot er sich an. Ich reagierte beleidigt, weil er meinen Morgenmantel offenbar nicht mochte.
    »Hey, Mama, sollen wir mit dem Baby herumfahren?« Nicht einfach nein, sondern verdammt noch mal, nein. Wir werden sterben, wenn wir unser Nest verlassen. Die Sonnenstrahlen werden uns zu Asche verbrennen. Und ich müsste normale Sachen anziehen. Vergiss es!
    Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes auf Überlebenskampf geschaltet – nicht nur die Wäsche stand außer Frage, ebenso Kochen, beiläufige Gespräche und jeder weitere soziale Austausch. Ich war zu einer leeren Hülle geworden, genauso wenig menschlich wie die Melkmaschinen aus Edelstahl auf den Höfen in Wisconsin und nur halb so interessant. Jegliche Identität, die ich vorher als Ehefrau, Tochter, Freundin oder produktives Mitglied der Gesellschaft gehabt hatte, löste sich in dem Moment auf, wenn sich meine Leitungen mit Milch füllten. Meine
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