Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Glück eines Sommers

Das Glück eines Sommers

Titel: Das Glück eines Sommers
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
ständig bei ihm sein wollen. Jetzt sah Jack sie kaum noch. Es kam ihm so vor, als wäre er für seine Tochter längst gestorben.
    »Mikki wirkt in meiner Nähe ein bisschen verloren«, sagte er.
    Lizzie setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. »Sie hat Angst und ist verwirrt, Liebling. Es hat mit ihrem Alter zu tun, aber vor allem mit …«
    »Mit mir.« Jack konnte Lizzie nicht anschauen, als er sich dies eingestand.
    »Ich habe mit ihr darüber gesprochen. Das heißt, ich habe geredet. Sie selbst hat kaum ein Wort gesagt. Sie ist ein kluges Kind, aber sie versteht einfach nicht, warum das alles geschieht. Und um sich zu schützen, distanziert sie sich so weit davon, wie es nur geht. Und das ist nun mal nicht die gesündeste Methode, mit alldem fertig zu werden.«
    »Aber ich kann es verstehen«, sagte Jack.
    Lizzie schaute ihn an. »Wegen deinem Dad?«
    Jack nickte und rieb mit den Fingern ihre Hand. Seine Augen wurden feucht, als er sich an den schmerzhaften Tod seines Vaters erinnerte. Er atmete mehrmals tief durch. »Wenn ich etwas ändern könnte, würde ich es tun, Lizzie. Das weißt du.«
    Lizzie legte sich neben ihn, schlang die Arme um seine Schultern und küsste ihn. Als sie sprach, klang ihre Stimme heiser und zitterte vor Emotionen. »Jack, das ist für alle hart, vor allem für dich. Du warst sehr tapfer. Niemand hätte ertragen …« Sie konnte nicht weitersprechen, legte den Kopf neben Jacks und weinte leise. Jack drückte sie mit der wenigen Kraft an sich, die ihm geblieben war.
    »Ich liebe dich, Lizzie. Egal was passiert, keine Krankheit wird je etwas daran ändern.«
    Nach ein paar Minuten fasste Lizzie sich wieder und wischte sich über die Augen. »Cory spielt dieses Weihnachten den Grinch bei der Schulaufführung. Ich werde ihn für dich filmen.«
    Cory war das mittlere Kind, zwölf Jahre alt, der Schauspieler in der Familie.
    Jack lächelte und sagte: »Grinch!«
    Er schlief in dem Krankenhausbett, weil er es selbst mit fremder Hilfe nicht mehr in ihr Schlafzimmer im ersten Stock schaffte. Er hatte sich heftig dagegen gewehrt, denn je mehr ihn das Leben verließ, desto größer war sein Verlangen geworden, Lizzies warmen Körper an seinem zu spüren. Das war ein weiteres Stückchen Glück, ein weiteres Stück Leben, das die Krankheit ihm genommen hatte.
    »In einer Stunde habe ich eine Telefonkonferenz«, sagte Lizzie. »Anschließend muss ich in der Küche arbeiten, nachdem ich Jackie sein Frühstück gemacht habe.«
    Lizzie war auf Telearbeit umgestiegen, als Jack krank geworden war. Wenn sie doch einmal aus dem Haus musste, kamen eine Nachbarin oder Lizzies Eltern.
    Nachdem Lizzie gegangen war, setzte Jack sich auf, griff langsam unter das Kissen und zog Kalender und Stift hervor. Er schaute sich den Dezember an, wo bis zum 20. alle Daten durchgestrichen waren. Über drei Jahrzehnte leben, Ehe, Vaterschaft, kämpfen für sein Land und schuften im Beruf, und jetzt blieb ihm nur noch, die restlichen Tage seines Lebens abzustreichen. Jack schaute aus dem Fenster und auf die Straße. Es hatte aufgehört zu schneien, doch er hatte in den Nachrichten gehört, dass eine weitere Kaltfront erwartet wurde, diesmal mit mehr Eis als Schnee.
    Es klopfte an der Tür, und Sammy Duvall kam herein. Sammy war Anfang sechzig, so groß wie Jack, aber schlanker, mit graumeliertem Haar und sorgfältig gestutztem Bart. Die Muskeln an Schultern und Armen zeugten von jahrzehntelanger schwerer Arbeit. Sammy war viel stärker als die meisten Männer, die nur halb so alt waren wie er, und zäher als alle, die Jack je kennengelernt hatte. Er war zwanzig Jahre beim Militär gewesen und hatte in Vietnam gekämpft. Anschließend war er in der ganzen Welt unterwegs gewesen, sprach aber nie darüber, was er in dieser Zeit getan hatte. Das Zimmermannshandwerk hatte er sich selbst beigebracht, wie vieles andere auch. Nachdem Sammy die Armee verlassen hatte, hatten er und Jack ihren eigenen Handwerksbetrieb aufgebaut, und da Sammy keine Familie besaß, hatte er die der Armstrongs adoptiert.
    Die beiden Armeeveteranen schauten einander an. Dann schweifte Sammys Blick zu den Geräten, die seinen Freund am Leben erhielten. Er schüttelte leicht den Kopf, und seine Mundwinkel zuckten. Das war das Äußerste an Gefühl, was der stoische Sammy je zeigte.
    »Wie läuft’s auf der Arbeit?«, fragte Jack und nahm einen kräftigen Zug Sauerstoff.
    »Kein Grund zur Sorge. Die Arbeit wird erledigt, und das Geld kommt rein.«
    Jack
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher