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Das Gift von Argus

Das Gift von Argus

Titel: Das Gift von Argus
Autoren: Edmund Cooper
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schwieriger, aber wenn sie an etwas glaubten, gingen sie dafür ins Feuer. Und diese Charaktereigenschaft brauchte er.
    Als sie alle versammelt waren, nahm Conrad sie mit in einen kleinen Speisesaal für die höheren Tiere. »Die Zeiten haben sich geändert«, sagte er. »Ehe das erste Team zum Kratos aufbrach, mußten wir zwölf Stunden fasten, dann unsere Därme entleeren und in der Sauna alles, was wir an Flüssigkeit zuviel in uns hatten, ausschwitzen. Danach gaben sie uns Subthermalschock-Injektionen, zogen uns aus und steckten uns in die Kühltruhe.« Er bedachte Kwango mit einem schwachen Lächeln. »Unser Genie hier hielt sich für besonders schlau. Er wich den Subthermalschock-Spritzen aus und landete tot im Orbit um Kratos. Leutnant Smith machte Geschichte mit der ersten Herztransplantation unter Null g … Jedenfalls hat man bei der Subthermalschock-Behandlung inzwischen Fortschritte gemacht. Die Ärzte erlauben uns nun großzügigerweise ein letztes Mahl, ehe man uns einfriert. Also keine Zwangssauna und -entleerung mehr. Aber dieses letzte Essen ist streng rationiert, es gibt nur zweihundert Gramm mageres Steak, ohne jegliche Beilagen und zwei Glas Rotwein pro Person. Ich habe die Steaks bereits bestellt und dazu ausgezeichneten französischen Rotwein. In zwei Stunden bekommen wir die Injektionen, und eine Stunde später legt man uns auf Eis.«
    Der Tisch war gedeckt, die Robotkellner servierten Steak und Wein.
    »Commander, warum müssen wir uns einfrieren lassen, ehe wir in der Santa Maria sind?« fragte Mirlena. »Es gefällt mir gar nicht, als Gefrierfleisch hochgeschossen zu werden.«
    »Mir auch nicht«, gab Conrad zu. »Aber es gibt zwei Gründe dafür. Erstens arbeiten die Ärzte nicht gern unter Nullschwerkraftbedingungen, zweitens will die Verwaltung sparen. Die Ärzte mit ihrer Ausrüstung hochzuschicken und wieder herunterzubringen, kostet unnötige Solar … So, aber jetzt sollten wir uns das Steak schmecken lassen. Es ist echtes Fleisch, keines dieser Sojaprodukte.«
    Alle kauten eifrig, dann hob Conrad sein Glas. »Auf die Sicherung von Argus!« toastete er.
    Sieben Gläser wurden erhoben.
    Leutnant Smith flüsterte so leise, daß sonst niemand ihre Worte hören konnte: »James Conrad, ich liebe dich.«
    »Leutnant«, sagte Conrad genau so leise, »von jetzt an sind wir wieder im Dienst. Vergessen Sie das nicht.«
    »Nein, Commander, ich werde es genausowenig vergessen, wie ein paar schöne Erinnerungen.«
    »Boß«, sagte Kwango. »Es ging ziemlich hart her auf Kratos, und auf Tantalus wurden Sie ganz schön zugerichtet, Zelos war auch kein Tanzvergnügen – aber diesmal, glaube ich, haben wir Glück. Etwas sagt mir, daß Argus ein richtiger Urlaub für uns wird. Ich habe mir die Daten der Robotsonde angeschaut, und es sieht ganz so aus, als könnte Argus ein Garten Eden sein.«
    Conrad goß sich sein zweites erlaubtes Glas Wein ein. »Kurt, Sie sind brillant wie immer.«
    »Danke, Boß.«
    »Und wie immer sind Sie sehr dumm.«
     

 
8.
     
    Conrad lag nackt auf der Intensivpflegebank in der Belebungskammer der Santa Maria. Die Erde war jetzt sechsundzwanzig Lichtjahre entfernt, und das Sternenschiff befand sich im Orbit um Argus, in einer Höhe von tausend Kilometer. Aber Commander Conrad wußte es nicht. Er lebte weder, noch war er tot.
    Ein Roboter beugte sich über ihn. Auf seine Brust- und Rückenplatte war sein Name – MATTHEW – gepinselt. Er trug Thermalhandschuhe, damit seine Stahlfinger der bleichen, verwundbaren Haut nicht weh tun würden, und damit die Strahlungswärme dort angewandt werden konnte, wo sie am dringendsten benötigt wurde.
    Conrad sah aus, als wäre er schweißüberströmt, aber es war in Wirklichkeit schwerer Tau, den Matthew abwischte, während er gleichzeitig die allmähliche Veränderung der Körpertemperatur aufnahm, den noch schwachen und unregelmäßigen Herzschlag und den kaum spürbaren Blutdruck.
    Auf dem Navdeck stand der Roboter Mark an der Kommandokonsole und überwachte das elektronische und mechanische Leben des Schiffes nicht weniger sorgfältig als Matthew die Lebensfunktionen des Commanders. Luke schaute im Maschinenraum nach dem Rechten und schaltete den gravimagnetischen Pulsgenerator aus, der der Santa Maria ermöglicht hatte, ihr eigenes modifiziertes Schwarzes Loch im Raumzeitkontinuum zu erschaffen und so die ganzen Lichtjahre durch es hindurchzuspringen (oder hindurchzutauchen?), die Sol von der Wega trennten. John justierte die
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