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Das Gift des Boesen

Das Gift des Boesen

Titel: Das Gift des Boesen
Autoren: Vampira VA
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überall ein hungriges Maul lauern.
    Und sie. Sie, die er erneut verloren hatte. Und die selbst verloren war, denn sie hatte gewiß noch nicht begriffen, daß all dies nach dem Willen eines Knaben geschah, der uralt und schon zahllose Male geboren worden war. Der das Urböse symbolisierte, vielleicht sogar war!
    Hidden Moon zweifelte keine Sekunde, daß Gabriel die einstigen Liebenden in exakt dem Moment wieder zusammengeführt hatte, der ihm in den Plan paßte.
    Mochte sich Lilith nach dem, was auf sie abgeladen worden war, noch nie freier und unabhängiger gefühlt haben, so war sie doch auf dem besten Weg, ihm zu verfallen .
    Der Arapaho atmete schneller. Der Dämmerschein hier im Unterholz des Dschungels ähnelte einem greifbaren, mit einer unglaublichen Bandbreite von Gerüchen behafteten Gewebe, das ganz allmählich seine letzten Farben einbüßte. Die Nacht brach herein, und mit ihr unbekannte Gefahren.
    Hidden Moon erhob sich zeitlupenhaft vom Boden. Er fühlte sich mehr denn je wie ein unerwünschter Fremdkörper. Niemand hatte ihn gefragt, ob er hierher kommen wollte. Er hatte die Last, die sich auf seiner Seele angesammelt hatte, in einem einzigen Moment unkontrollierbarer Befreiung auf Lilith abgewälzt!
    Wie lange würde sie brauchen, um diese »Überdosis« Böses zu verarbeiten und ihrerseits wieder loszuwerden? Würde sie sich überhaupt je wieder davon lossagen können?
    Solche und andere unheilschwangere Gedanken beschäftigten den Arapaho-Vampir, als er sich schließlich in Bewegung setzte. Obwohl Lilith mehrere Stunden Vorsprung hatte, war er zuversichtlich, ihre Fährte und endlich auch sie selbst zu finden.
    Problematisch würde es erst werden, wenn er ihr erneut gegenüberstand. Dann nämlich würde sich zeigen, ob er imstande war, nicht nur verlorene Erinnerungen, sondern auch Gefühle in ihr neu zu entfachen.
    Wenn dies nicht gelang, würde einer von ihnen auf der Strecke bleiben. Hidden Moon hatte eine starke Vorahnung, daß er das sein würde. Aber nicht einmal das konnte ihn aufhalten .
    *
    Zur gleichen Zeit haderte Lilith nicht annähernd so stark mit ihrem Schicksal wie Hidden Moon. Sie akzeptierte das, was über sie gekommen war, ohne Wenn und Aber. Dieser neue »Anzug« saß aus ihrer Warte so paßgenau, als wäre es ein zweiter, nur unsichtbarer Symbiont, der sich nicht nur damit begnügte, ihren Körper von außen zu umschmiegen wie das Mimikrykleid, sondern der sie innerlich in Schutz nahm vor allem, was sie hätte verletzen können.
    Daraus resultierte Härte und Kompromißlosigkeit, vor allem gegen sich selbst.
    Sie hatte gelesen, wer sie war - wirklich war. Die CHRONIK, die mit der Hermetischen Stadt Mayab untergegangen war, hatte ihr zwar nicht ihr Gedächtnis und ihre frühere Persönlichkeit zurückgegeben, dafür aber ihre Identität.
    Das Wissen um ihre wahre Herkunft und die Bestimmung, die sie einmal gehabt hatte, genügte ihr. Sein wollte sie diese Frau, die nichts als Wachs in den Händen einer höheren Macht gewesen war, nicht mehr.
    Nie mehr.
    Sie war sich noch uneins, was genau sie tun wollte - und wo beginnen. Aber mit jedem Schritt, den sie sich von dem Ort entfernte, an dem Landru vor Jahrhunderten seine unerlaubten Kelchtaufen durchgeführt hatte, wurde sie sich ihrer Sache sicherer .
    *
    Wenig später, nicht weit entfernt
    Nagendes Hungergefühl war Yag vertraut, seit er denken konnte, aber meistens gelang es ihm, es zu ignorieren. Nicht umsonst war Yag ein stolzer Krieger der Enu, die am Großen Fluß lebten und sich von dem ernährten, was der Wald ihnen schenkte.
    Der endlose Wald.
    Yag spuckte aus. Ihre Vorfahren hatten noch geglaubt, daß der Wald die ganze Welt umfaßte. Inzwischen wußten sie es besser. Glücklicher hatte sie dieses Wissen aber nicht gemacht.
    Vom Kauen der Andras-Wurzel, die den Hunger zu unterdrücken half, war Yags Speichel rot gefärbt und dickflüssig. Er blieb an einem Farnhalm hängen und rann zäh zu Boden. Nachdenklich ließ Yag den Blick zu dem Köder schweifen, der im Abendschatten auf der kleinen Lichtung angepflockt stand: ein zäher alter Ziegenbock, dessen nervöses Gemecker weit im Umkreis zu hören sein mußte.
    Die Enu züchteten Ziegen, seit Vater Enrico vor vielen Monden ein trächtiges Muttertier mitgebracht hatte. Dessen Wurf hatte den Grundstock für eine Herde gelegt, die es inzwischen auf eine erkleckliche Zahl gebracht hatte. Aber kein Enu hätte sich damit zufrieden gegeben, immer nur Ziegenfleisch zu essen oder
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