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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen
Autoren: Phil Rickman
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machen?»
    «Den Segen. Ich sehe keinen Grund, warum nicht. Aber ich muss es mit dem Pfarrer besprechen.»
    «Nein. Das müssen Sie nicht, Merrily.»
    «Na ja, normalerweise machen wir das zwar, aber …» Immerhin verstand sie sich mit dem Pfarrer von Monkland ganz gut. «Wenn Sie es lieber nicht an die große Glocke hängen möchten …»
    «Ich meine nicht
diese
Kirche», sagte Fuchsia.
     
    Sie hatte darauf bestanden, sich etwas anderes anzuziehen, etwas Weißes.
    Auf die altmodische Art. So richtig feierlich.
    Merrily ging durch den sich lichtenden Nebel über das Feld und holte die blaue Tasche aus dem Auto. Darin waren das Weihwasser und Öl für die Salbung. Das war dem Katholizismus entlehnt, aber es war manchmal hilfreich. Teilweise aber auch Theater.
    Sie wartete draußen, mit Felix.
    «Diese Bücher auf dem Regal neben dem Ofen – sind das Ihre oder die von Fuchsia?»
    «Ich lese im Moment nicht besonders viel. Nach einer halben Seite schlafe ich ein. Wenn es keine technischen Bücher sind, sind es nicht meine.»
    «Ich meinte die Geistergeschichten.»
    «Oh. Ja, sie mag alte Geistergeschichten. Manchmal liest sie mir eine vor, und ich mach mir vor Angst fast in die Hose, aber sie kichert nur. Sie findet sie vielleicht beruhigend. Die alten Häuser, das Förmliche, diese steife Art und Weise, auf die die Leute miteinander reden. Gestelzt. Manchmal sagt sie, sie wäre in der falschen Zeit geboren. Falscher Ort, falsche Zeit.»
    «Wo wurde sie denn geboren?»
    «Hat Sie Ihnen das nicht gesagt?»
    «Sie sagte, in Cardiganshire.»
    «Na ja, das …» Felix lächelte verhalten. «Das stimmt mehr oder
weniger
. Haben Sie von Tepee City gehört?»
    «Du meine Güte, gibt es das noch?»
    «Glaube schon. Ist inzwischen vermutlich die älteste noch bestehende Kommune in England. Ich war als junger Mann ungefähr ein Jahr dort. Freiwilliges soziales Jahr, wenn Sie so wollen. Nette Leute, überwiegend. Wenn man nicht seinen Teil beitrug, war man allerdings nicht lange willkommen.»
    «Dann haben Sie in Tepee gelebt.»
    «Nur ein Jahr, wie gesagt, aber ich hab es nie bereut.»
    «Fuchsia sagte, Sie, ähm …»
    «… dass ich ihre Nabelschnur durchtrennt habe? Ja, das erzählt sie gern.»
    «Und stimmt es?»
    «Ja, das stimmt tatsächlich.» Felix rieb sich über sein stoppeliges Kinn. «Eine Geburt dort im Tal, das war manchmal ein richtiges Gemeinschaftserlebnis. Ich war einfach zufällig derjenige, der am nächsten an der Schere stand. Danach hat Mary mich gefragt, ob ich Fuchsias … Pate sein wolle, oder so was in der Art. Obwohl wir nicht in die Kirche gegangen sind, sondern in den Wald. Wo wir Feuer gemacht und die Götter gebeten haben, das Kind zu segnen … ist etwas heidnisch, tut mir leid, aber sie haben, na ja … Jesus haben sie dann auch irgendwie einbezogen.»
    Merrily lächelte schwach.
    «Dann haben wir ein bisschen Musik gemacht, ein bisschen Gras geraucht, und ich hab das Kind ein bisschen gehalten und ein Gelübde in den Rauch gesprochen.»
    «Sie und Fuchsias Mutter waren also – entschuldigen Sie die Frage, aber es ist hilfreich, wenn ich ein paar grundlegende Dinge weiß …»
    «Nein», sagte Felix. «Ich und Mary, dazu ist es nie wirklich gekommen. Ich wollte es, damals, das streite ich nicht ab. Sie war schön. Dünn. Zart. Sie brauchte jemanden, der sich um sie kümmerte. Als sie in Tepee City aufgetaucht ist, war sie schon schwanger. Sie hat gesagt, der Vater wäre nach Amerika abgehauen, wollte mit einem Pick-up durchs Land fahren. Ich schätze, ich bin näher an sie rangekommen als irgendwer anders, aber nicht so nah, wie ich gewollt hätte. Sie ist ein paar Monate geblieben und dann … dann ist sie einfach gegangen.»
    «Mit dem Baby?»
    «Nein, das Baby hat sie im Tal gelassen. Bei einer anderen Familie.»
    «Einfach so?»
    «Mehr oder weniger. Rachel, die Frau, die Fuchsia aufgenommen hat, war so ein Erdmutter-Typ. Sie hatte das schon mal gemacht. Ich meine, das war dort so. Fuchsia war ein Kind, das zum Stamm gehörte, so in der Art. Wir dachten, Mary würde zurückkommen – sie sagte, ihr wäre ein Job angeboten worden, bei dem sie gut verdiente, und sie würde wegen des Kindes zurückkommen. Die Fürsorge hat versucht sie zu finden, ist ihnen aber nicht gelungen. Also hat Rachel Fuchsia schließlich adoptiert oder sie als Pflegekind angenommen, was auch immer. Und ich hab den Kontakt gehalten. Hab geholfen. Geld geschickt.»
    «Sie sind gegangen, als klar war, dass
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