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Das Gespenst der Nacht

Das Gespenst der Nacht

Titel: Das Gespenst der Nacht
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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bewegte die Zunge in ihrem Mund, um das fremde Blut in die richtige Bahn zu lenken.
    Ja, das tat gut.
    Es machte sie stark. Das merkte sie schon, als sie noch ihren Mund an den Hals der Leblosen gedrückt hatte. Es schmeckte ihr wunderbar. Es war wie eine Verheißung, und es kam auch der Zeitpunkt, als das Wilde vorbei war und sie einfach nur die Augen schloss, denn sie wollte sich während der Aktion ausruhen.
    Ja, die beiden lagen aufeinander. Keiner bewegte sich. Susan Winter lebte nicht mehr. Sie war auf eine besondere Art und Weise gestorben. Noch sah sie wie tot aus, aber sie würde wieder erwachen und eine andere sein, obwohl sie ihr Aussehen behalten hatte.
    Melissa Hunter richtete sich auf. Sie gab ein leises Stöhnen von sich. Ihr Gesicht war zu einem Lächeln verzogen, das eigentlich mehr ein Grinsen zeigte. Als sie stand, schaute sie auf die leblose Person hinab. Dann bewegte sie ihren Mund und öffnete die Lippen, damit die Zunge Platz bekam, um die Lippen herum zu lecken, denn dort schimmerte es noch rot.
    Auch mit dem Handrücken fuhr sie über die Lippen hinweg und leckte dann die Reste von ihrer Haut. Ja, es war alles gut gelaufen. Perfekt, das spürte sie.
    Auch eine Blutsaugerin konnte sich wie neu geboren fühlen. So war es bei ihr. Weg war die Schwäche des Körpers, aber auch die Schwäche der Gedanken. Sie fühlte sich auf jeden Fall wieder besser. Sie war satt. Das fremde Blut hatte dafür gesorgt, es schien in ihrem Körper regelrecht zu kochen.
    Es ging ihr gut.
    Sie war satt!
    Und sie schaute sich ihr Opfer noch mal aus der unmittelbaren Nähe an. Susan Winter lag schief im Sessel. Ihr Mund stand weit offen. An ihrem Hals malte sich die Wunde ab, die von den beiden Vampirzähnen gerissen worden waren. Melissa Hunter hatte viel Wucht in ihren Angriff gelegt, die Zähne hart in die Haut geschlagen, und das war auch zu sehen, denn es hingen einige Hautfetzen zu den Seiten hin weg.
    Noch sahen die Zahnreihen der blutleeren Person normal aus. Aber auch das würde sich ändern, wenn sich die Verwandlung dem Höhepunkt näherte.
    Susan war tot. Ihr erstes Leben gab es nicht mehr. Sie war auf dem Weg zu ihrem neuen, ihrem zweiten Leben, einem Leben, das nicht menschlich war. Da sah sie zwar noch aus wie ein Mensch, aber sie war zu einem Geschöpf der Nacht geworden. Zu einer Untoten, zu einer Wiedergängerin, die dafür sorgen würde, dass sie am Leben blieb oder an dem, was sie eben Leben nannte.
    Dafür brauchte sie Blut. Viel Blut. Sie würde die Menschen leer trinken müssen. Spitze Zähne würde sie in deren Hälse bohren, damit das Blut in ihren Mund sprudelte.
    So sah die Zukunft aus. Melissa Hunter kannte es. Sie war erst mal satt. Sie war auch wieder gut dabei. Jetzt konnte sie ihrem Job nachgehen.
    Mädchen. Junge Frauen. Das war wie ein Sammelsurium, in dem sie sich bewegte. Zukünftige Opfer gab es ja genug, da brauchte sie keine Angst zu haben …
    ***
    Keiner von uns wusste, wie peinlich es Johnnys Bekannter war, mehreren fremden Menschen gegenüberzustehen, und deshalb machte ich Bill den Vorschlag, dass ich mich am besten zunächst mal zurückzog und später hinzukam. Ich schlug auch vor, nach Hause zu fahren, aber dagegen hatten die Conollys etwas.
    »Du bleibst!«, bestimmte Bill. »Wer weiß, was da noch alles auf uns zukommt.«
    »Wie meinst du das?«
    Der Reporter schaute mich schräg von der Seite her an. »Du kennst uns doch.«
    »Ach ja?«
    »Wir ziehen den Ärger an, John. Und auch Johnny ist in dieser Hinsicht ein echter Conolly.«
    »Ja, dann werden wir uns die junge Frau mal aus der Nähe anschauen.«
    Ich kannte sie schon. Ich wusste nicht, ob Johnny etwas von mir erzählt hatte oder ob ich plötzlich als Überraschungsgast auftauchte.
    Ich blieb zunächst in der Küche zurück. Johnny und Liane hielten sich im Eingangsbereich auf. Dorthin ging auch Bill, seine Frau Sheila war schon da.
    Ich wartete noch eine Weile und lauschte den Stimmen aus dieser Richtung. Sie hörten sich alle recht friedlich an, große Probleme schien es nicht zu geben.
    Dann erschienen sie in der Küche. Johnny Conolly schob Liane über die Schwelle. Sie sah mich auf einem Stuhl am langen Tisch sitzen und zuckte zusammen.
    »Na, kennst du ihn?«
    Sie ließ ein leises Stöhnen hören und hielt sich an Johnnys Schulter fest. Dann fragte sie: »Was hast du denn mit diesem John Sinclair zu tun?«
    »Nun ja, wir sind fast verwandt.«
    »Wieso?«
    »Er ist mein Pate.«
    Liane erschrak und ihre Augen
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