Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
trotzdem – wenn er das Leben anderer Menschen betrachtete, was sie taten und woran sie glaubten, dann fand er, dass er keinen gesünderen Menschen kannte als sich selbst. Die Leichtgläubigkeit der Menschen erstaunte ihn oft, dass sie zum Beispiel etwas für Kunst hielten, nur weil irgendjemand dies behauptete.
    Trotzdem, es gab Dinge, die ihn bekümmerten, wenn er alleine war.
    Zum Beispiel Spiegel.
    Er betrachtete das hagere Gesicht des alten Mannes von der Seite, während dieser in dem Gerümpel wühlte, mit dem seine Werkbank übersät war. Seine grauen Stoppeln waren ein sicheres Zeichen, dass er sich an diesem und vermutlich auch am Morgen davor nicht rasiert hatte. Wahrscheinlich war er in seiner Werkstatt beschäftigt gewesen und hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass die Sonne auf-, unter und inzwischen wieder aufgegangen war. So war sein Großvater nun einmal – erst recht nach dem Tod seiner Frau, Alex’ Großmutter. Alex hatte nicht selten das Gefühl, dass sein Großvater – nachdem erst sein Sohn und kurz darauf seine Frau verschieden waren – selbst Schwierigkeiten damit hatte, sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden.
    Niemand hielt den alten Mann wirklich für verrückt, die meisten hielten ihn lediglich für »exzentrisch«. Es war die höfliche Formulierung, derer sich Menschen bedienten, wenn jemand ihrer Meinung nach leicht übergeschnappt war. Sein schalkhaft naiver Blick aufs Leben, seine Art, alles stets zu belächeln und zu bestaunen, sich von den allergewöhnlichsten Dingen ablenken zu lassen, gepaart mit einem völligen Desinteresse für die Angelegenheiten
anderer, überzeugten die Menschen von seiner Harmlosigkeit. Er war einfach der verschrobene Alte von nebenan. Die meisten betrachteten Ben als einen unbedeutenden älteren Herrn, der mit Dingen wie Blechdosen, zerfledderten Büchern sowie einer Ansammlung sonderbarer, von ihm selbst in gläsernen Petrischalen herangezüchteter Substanzen herumhantierte.
    Es war ein Image, das sein Großvater kultivierte – sich unsichtbar machen, wie er es nannte – und das nicht viel mit dem Menschen zu tun hatte, der er wirklich war.
    Alex hielt Ben weder für verrückt noch für exzentrisch, lediglich … für einen außergewöhnlichen und bemerkenswerten Querkopf, der über Dinge Bescheid wusste, die sich die meisten nicht einmal vorstellen konnten. Alex vermutete, dass er dem Tod oft genug ins Auge geblickt hatte. Er liebte das Leben und wollte einfach alles erkunden, was damit zusammenhing.
    »Was tust du hier eigentlich?«, fragte Ben.
    Die Frage versetzte Alex in Erstaunen. »Was?«
    »Es ist dein Geburtstag. Solltest du nicht mit einem jungen Mädchen ausgehen und dich amüsieren?«
    Alex stieß einen tiefen Seufzer aus, dieses Thema mochte er nicht vertiefen. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich dachte, du hättest vielleicht ein Geschenk für mich, also bin ich vorbeigekommen.«
    »Ein Geschenk? Weshalb?«
    »Es ist mein Geburtstag, oder hast du etwa nicht daran gedacht?«
    Der alte Mann zog eine finstere Miene. »Ich habe daran gedacht. Ich denke stets an alles, denk mal an.«
    »Dann hast du doch bestimmt auch daran gedacht, mir ein Geschenk zu besorgen«, hakte Alex nach.
    »Du bist zu alt für Geschenke.«

    »Ich habe dir zu deinem Geburtstag auch ein Geschenk besorgt. Bist du etwa nicht zu alt?«
    Die Miene verfinsterte sich noch mehr. »Was soll ich denn anfangen mit … mit was immer das für ein Ding sein soll.«
    »Man kann Kaffee damit machen.«
    »Das kann man mit meiner alten Kanne auch.«
    »Ja, schlechten.«
    Der alte Mann drohte ihm mit erhobenem Finger. »Nur weil etwas alt ist, heißt das nicht, es ist unnütz. Neue Dinge sind nicht notwendigerweise besser, weißt du. Manche sind schlechter als das, was man vorher hatte.«
    Eine Braue hochgezogen beugte sich Alex ein wenig vor. »Hast du die Kaffeemaschine überhaupt schon mal ausprobiert, die ich dir geschenkt habe?«
    Ben ließ den Finger sinken. »Was wünschst du dir zu deinem Geburtstag?«
    Alex zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich dachte, du würdest mir ein Geschenk besorgen, das ist alles. Schätze, eigentlich brauche ich gar nichts.«
    »Siehst du. Ich habe die Kaffeemaschine auch nicht gebraucht. Das Geld hättest du dir sparen und dir selbst ein Geschenk kaufen können.«
    »Sie war als Zeichen der Anerkennung gedacht. Ein Beweis meiner Liebe.«
    »Ich weiß bereits, dass du mich liebst. Wieso auch nicht?«
    Alex konnte sich ein Schmunzeln nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher