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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18
Autoren: Émile Zola
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der die Gruppe der fünfunddreißig oppositionellen Abgeordneten aus dem Vorjahr noch verstärkte. Die Regierung mußte das Streikverbot aufheben und nach und nach eine Reihe von Reformen zugestehen. Der Druck auf das Regime nahm vor allem von 1868 an steigend zu.
    Um innenpolitisch seine Position zu verstärken, war Napoleon außenpolitisch bemüht, Frankreich eine Großmachtstellung in Europa zu sichern und die Interessen des französischen Kapitals zu vertreten. Er hatte zwar seine Regierung unter der Parole angetreten: »Das Kaiserreich ist der Friede«, aber es gab keinen Krieg in Europa, an dem er nicht irgendwie beteiligt war. Dabei geriet er oft ins Kreuzfeuer der widerstreitenden Parteien. Seine größte Schlappe erlitt er zweifelsohne in der mexikanischen Expedition (1861–1867), die Frankreich den Zugang zu den mittelamerikanischen Bodenschätzen sichern sollte. Die militärische Intervention scheiterte an dem Widerstand des mexikanischen Volkes unter Juárez, Frankreich mußte seine Truppen zurückziehen und den österreichischen Erzherzog Maximilian, der auf Napoleons Druck als Kaiser eingesetzt worden war, seinem Schicksal überlassen. Die Schüsse des Exekutionskommandos am 19. Juni 1867, die das habsburgische Zwischenspiel blutig beendeten, krachten mitten in die rauschenden Feste der Pariser Weltausstellung, wie ein böses Omen des bevorstehenden Untergangs.
    Widersprüchlich wirkte sich auch Napoleons Politik gegenüber Italien, Österreich und Preußen aus. Das italienische Volk kämpfte in jenen Jahren um seine nationale Einigung und die Vertreibung der Österreicher aus dem Lande. Frankreich nahm an der Seite Piemonts, das sich zum Führer der nationalen Einigungsbewegung von oben aufgeschwungen hatte, am Krieg gegen Österreich teil und konnte sich nach den siegreichen Schlachten bei Magenta und Solferino im Sonderfrieden von Villafranca (1859) die Abtretung von Nizza und Savoyen sichern. Aber die nationale Einigung Italiens (Victor Emanuel war 1861 zum König von Italien ausgerufen worden) brachte Napoleon Schwierigkeiten in der römischen Frage.
    Auf der einen Seite unterstützte er die Einigung Italiens »von oben« im Krieg gegen Österreich, zum anderen geriet er in Widerspruch zur italienischen Einigungsbewegung wegen der Unterstützung des Papstes und des Kirchenstaates. 1862 hatten die französischen Truppen, die seit 1849 Rom besetzt hielten, die Freischärler Garibaldis, die gegen Rom marschierten, geschlagen. Aber in der Konvention von 1864 verpflichtete sich Napoleon, die Truppen zurückzuziehen, wenn Italien dafür vorläufig auf die Einverleibung des Kirchenstaates verzichtete. Nach dem Preußisch- Österreichischen Krieg, an dem Italien auf der Seite Preußens teilnahm, zog Napoleon die französischen Truppen 1866 tatsächlich zurück; doch als Garibaldi im nächsten Jahr einen neuerlichen Vorstoß auf Rom unternahm, ließ er sie wieder einmarschieren.
    Diese Schaukelpolitik gegenüber dem Papst brachte Napoleon in ständige Schwierigkeiten mit der katholischen Partei im Parlament und auch mit seinen eigenen Parteigängern. Diese Schwierigkeiten in der »römischen Frage« spielen in den politischen Gesprächen des Romans eine ständige Rolle.
    Preußen gegenüber suchte Napoleon territoriale Gewinne auf dem linken Rheinufer durch eine betonte Neutralitätspolitik zu erzielen; damit leistete er praktisch dem Aufstieg Preußens zur Vormachtstellung unter den deutschen Staaten Vorschub. Während Preußens Krieg mit Dänemark um Schleswig-Holstein (1864) verhielt er sich neutral, und als Preußen im Bunde mit Italien 1866 Österreich den Krieg erklärte, Hannover, Hessen, Baden, Sachsen besetzte und Österreich bei Königgrätz vernichtend schlug, blieb er ebenfalls neutral und fungierte anschließend als Friedensvermittler. Vordergründig stand das Kaiserreich damit auf dem Gipfel seiner Macht, aber die Kruppschen Kanonen auf der Pariser Weltausstellung ließen auch eine Ahnung von der Gefahr aufdämmern, die Frankreich jenseits des Rheins erwachsen war. Die Kriegsdrohung lag wie ein ständiger Schatten über dem Land und spiegelt sich in Zolas Roman in den besorgten Gesprächen zwischen Pillerault und Moser wider.
    Dieses drohende Ende, den bevorstehenden Zusammenbruch, sollte sein Roman auch symbolisch verkünden. Zola wollte »zeigen, wie sich die wachsende Macht Deutschlands allmählich befestigt hat: erst Dänemark, dann Königgrätz … wie der Krieg mit Frankreich
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