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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park
Autoren: Sophia Farago
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Glück wurde bereits wenige Wochen nach der Eheschließung getrübt. Maria Stuart, die fast ihr ganzes Leben am glanzvollen Hof von Frankreich verbracht hatte, bevor sie ihr Erbe in Schottland antrat, hatte den Italiener David Rizzio erst zu ihrem Sekretär, dann zu ihrem Vertrauten gemacht. Das hatte die Eifersucht ihres Mannes Darnley geweckt, obwohl dieser sich selbst in allen möglichen fremden Betten herumtrieb. Im Frühjahr des Jahres fünfzehnhundertsechsundsechzig gipfelte Darnleys Hass auf den kleinen Italiener in dessen Ermordung. Obwohl er den Mord nicht selbst ausgeführt hat, zweifelte kaum jemand an seiner Beteiligung. Der Höhepunkt von Darnleys schändlichem Verhalten war allerdings seine Reaktion nach der Geburt seines Sohns. Darnley hatte ihn zwar als seinen Sohn anerkannt, aber nicht mehr als einen Blick auf das Kind geworfen. Ohne ein Wort an seine Frau hatte er daraufhin das Zimmer verlassen, um auf eine seiner Besitzungen zu reiten, wo er seitdem weilte. Es war eine bewusste Distanzierung von seiner Vaterschaft. Mit seinem Verhalten demonstrierte Darnley der Öffentlichkeit seine Überzeugung, dass nicht er, sondern Rizzio der Vater des kleinen Jungen war. Boten, die ins Hochland gekommen waren, hatten berichtet, dass Darnley die Lords um sich scharte und plante, die Königin abzusetzen und sich selbst zum König zu krönen. Aus diesem Grund wollte Duncan so schnell wie möglich an den Hof, denn er war seiner Königin gegenüber loyal und treu ergeben. Außerdem war die derzeitige politische Situation ein guter Grund, die Hochzeit mit Alice Skelton auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

    Duncan fluchte leise, als er beim Betreten von Glenmalloch Castle, dem Stammsitz der Familie, auf seinen jüngeren Bruder traf. Douglas grinste anzüglich und zupfte einen Strohhalm von Duncans Schultern.
»Du bist spät dran. Hat dich die kleine Skelton wieder einmal nicht fortgelassen? Mutter war sehr ungehalten, als du nicht zum Abendessen erschienst.«
Seit Douglas seinen Bruder und Alice vor vier Wochen in einer mehr als verfänglichen Situation ertappt hatte, sah sich Duncan seinem Spott ausgesetzt. Leider konnte er nicht viel dagegen unternehmen, denn wenn ihre Mutter erführe, dass Duncan die Gunst seiner Verlobten mehr als ausgiebig genoss, würde sie umso mehr auf eine baldige Eheschließung drängen. Bisher hatte Douglas geschwiegen, und Duncan verabscheute es, auf die Großzügigkeit seines Bruders angewiesen zu sein. »Ach, halt den Mund«, gab er deswegen nur grob zurück und betrat die große Halle, den zentralen Mittelpunkt der Burg.
Duncan winkte einem Diener und befahl, ihm kaltes Fleisch, Käse und Bier zu bringen, denn er verspürte großen Hunger. Gerade als er sich ein großes Stück aus der Rinderkeule schnitt, betrat seine Mutter die Halle. Duncan sah sofort, dass etwas geschehen sein musste, denn so aufgelöst hatte er seine Mutter nie zuvor gesehen.
»Duncan, sie kommen, um dich zu holen!« Flamina Cruachans Stimme überschlug sich beinahe, auf ihren Wangen zeugten kreisrunde rote Flecke von ihrer Aufregung.
Duncan sprang auf. »Was meinst du damit?«
Neville, Duncans ergebener und treuer Knappe, drängte sich hinter Lady Cruachan durch die Tür. »Es sind rund ein Dutzend. Alle bis an die Zähne bewaffnet. Sie suchen dich, Duncan!«
Automatisch fuhr Duncans Hand zu seinem Dolch, der an seiner Hüfte befestigt war. »Wer sind sie? Warum sind sie hier?«
»Es sind Anhänger von Lord Ruthven, sie verfolgen die Anhänger der Königin, weil sie verhindern möchten, dass Maria Unterstützung erhält.«
Duncan hieb mit der Faust so fest auf den Tisch, dass sein Becher umfiel und sich das Bier auf den Boden ergoss. »Verdammt, Maria hat Ruthven und seine Männer nach dem Mord an Rizzio begnadigt! Warum tun sie das jetzt?«
Der Knappe zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich sind sie von Darnley angeheuert worden. Du weißt, der tut alles, was seiner Frau zu Schaden reicht und ihm die alleinige Herrschaft in Schottland ermöglicht. Es ist auch längst kein Geheimnis mehr, dass die Königin ihren Gatten aus dem Ehebett verbannt und nur noch Verachtung für ihn übrig hat.«
»Wir müssen die Burg verschließen!«, mischte sich Flamina ein. »Es wird ihnen nicht gelingen, Glenmalloch zu stürmen.«
»Halt!« Duncan hob die Hand. »Wenn wir uns verbarrikadieren, werden sie uns belagern, und wir haben nicht viele Männer auf Glenmalloch, um die Burg lange halten zu können. Außerdem sitze ich
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