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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter
Autoren: Susan Wiggs
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Haare und blaue Augen hatte, bewahrte ihn eine sichelförmige Narbe auf einem Wangenknochen davor, zu schön zu sein.
    „Ich habe das dumpfe Gefühl, dass du nicht wegen einer Tasse Kaffee hierhergekommen bist“, sagte Jenny. Das waren vermutlich die ersten Worte, die sie seit Jahren zu ihm gesagt hatte.
    Er schenkte ihr einen glühenden Blick, der sie sich fragen ließ, wie es wohl war, seine Freundin zu sein, ein Mitglied der scheinbar endlosen Parade langbeiniger Frauen, die in serieller Monogamie durch sein Leben marschierten. Genau, dachte sie, warum sollte ich wohl Lust haben, eine dieser Frauen zu sein?
    Ohne auf sie einzugehen, packte Rourke Jenny bei den Oberarmen. „Jenny. Du bist hier.“ Seine Stimme klang rau, drängend.
    Okay, das war interessant. Rourke McKnight, der sie packte und in seine Arme zog. Was zum Teufel hatte sie getan, um das zu verdienen? Vielleicht hätte sie das schon früher tun sollen.
    „Ich konnte nicht schlafen“, sagte sie und schaute auf seine Hände auf ihren Armen. Sie und Rourke berührten sich nicht. Nicht seit … seit sie sich nicht mehr berührten.
    Er schien ihre Gedanken zu lesen und ließ sie los. Mit einer Kopfbewegung zeigte er zur Tür. „Wir haben einen Vorfall an deinem Haus. Ich fahr dich schnell rüber.“
    Obwohl die Tablette der Realität die schärfsten Kanten genommen hatte, verspürte sie eine tiefe, instinktive Unruhe. „Was für einen Vorfall?“
    „Dein Haus steht in Flammen“, sagte Rourke einfach.
    Jennys Lippen formten ein O , aber sie gab keinen Laut von sich. Was sollte man auch sagen, wenn man mit so einer Aussage konfrontiert wurde?
    „Geh“, sagte Laura und drückte ihr ihren Parka und ihre Stiefel in die Hand. „Ruf mich später an.“
    Die unscharfen Kanten veränderten sich nicht, als Jenny in den Streifenwagen stieg, den Rourke am Wochenende fuhr. Sogar die wirbelnden Lichter, die ellipsenförmig über die Straße flogen, ließen sie nicht zusammenzucken. Dennoch war sie höchst aufmerksam. Die Wunder der modernen Chemie, dachte sie.
    „Was ist passiert?“, fragte sie.
    „Mrs Samuelson hat den Notruf gewählt.“
    Irma Samuelson wohnte schon seit Jahren neben den Majeskys. „Das ist unmöglich“, sagte Jenny. „Ich … wie kann mein Haus brennen?“
    „Anschnallen“, sagte er, und in dem Moment, wo ihr Sitzgurt einrastete, fuhr er los.
    „Bist du sicher, dass das kein Missverständnis ist?“, fragte sie. „Vielleicht ist es das Haus von jemand anderem.“
    „Ich bin mir sicher. Ich war da. Gott, ich dachte … Gott, verdammt …“
    Zitterte seine Stimme etwa? „Oh nein“, sagte sie. „Rourke, du hast gedacht, ich wäre noch im Haus?“
    „Das ist um diese Uhrzeit keine ungewöhnliche Annahme.“
    Deshalb hatte er sie also gepackt. Aus reiner Erleichterung, schlicht und einfach. Als sie in Richtung Maple Street rasten, stieg ihr ein seltsamer Geruch in die Nase. „Es riecht hier drinnen nach Rauch.“
    „Du kannst gerne das Fenster aufmachen, wenn dir das nicht zu kalt ist.“
    „Wo kommt der Geruch her? Oh, Gott. Du bist im Haus gewesen, oder?“ Sie sah es förmlich vor sich, wie er sich an den Feuerwehrmännern vorbeidrängte und in das brennende Haus stürmte. „Du bist reingegangen, um mich zu suchen.“
    Er antwortete nicht. Das musste er auch nicht. Rourke McKnight rettete ständig Leute. Das war wie ein innerer Zwang bei ihm.
    „Hast du den Herd angelassen?“, fragte er. „Oder irgendein anderes Gerät?“
    „Natürlich nicht“, gab sie aufgebracht zurück. Die Fragen machten ihr Angst. Denn es war gut möglich, dass sie unvorsichtig gewesen war. Sie lebte jetzt alleine, und vielleicht wurde sie langsam seltsam. Manchmal wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie zu einem Leben als einsame, von der Gesellschaft Ausgestoßene verurteilt war, die niemanden hatte, der die Kaffeemaschine abstellte, wenn sie es vergaß. Sie könnte gut und gerne wie die Katzenfrau enden, über die sie und ihre Freundinnen sich früher immer Geschichten ausgedacht hatten – allein, exzentrisch, mit nichts als einem muffigen Haus voller Katzen zur Gesellschaft.
    „… hörst mir gar nicht zu, oder?“ Rourkes Stimme durchbrach ihre Gedanken.
    „Was?“, fragte sie und gab sich einen mentalen Klaps.
    „Geht es dir gut?“
    „Du hast mir gerade erzählt, dass mein Haus in Flammen steht. Ich glaube nicht, dass es mir im Moment sonderlich gut gehen sollte.“
    „Ich meine …“
    „Ich weiß, was du meinst. Wirke ich auf
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