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Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
Autoren: Martina André
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»Eure Abwesenheit beim Vespermahl ist allen aufgefallen.« Er schaute sich prüfend
     um, doch in dem allgemeinen Durcheinander beachtete ihn niemand. Grinsend |48| zog er unter seinem Wams ein Stück Käse und zwei Brotkanten hervor. »Hier, für euch beide« sagte er und steckte Struan das
     Essen zu.
    Der immer hungrige Schotte schien sich indes nicht zu freuen. Gero ignorierte die freundliche Gabe gleichfalls. Er räusperte
     sich nur und straffte seine Schultern.
    »Männer, darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten«, rief er im Befehlston, worauf alle bis auf Bruder Guy ihre Beschäftigung
     unterbrachen und ihn anschauten. »Der Komtur hat mir das Kommando für einen Auftrag übertragen. Für sechs von uns bedeutet
     das, dass wir morgen Nachmittag einen Ausritt unternehmen. Dafür sind die folgenden Männer, deren Namen ich gleich aufrufen
     werde, bis auf weiteres von den Stundengebeten befreit.«
    Er warf einen prüfenden Blick in die Runde. Vierundzwanzig Augenpaare waren wie gebannt auf ihn gerichtet. Außer einem Husten
     oder einem Räuspern war nichts zu vernehmen. »Also, die Sergeanten können sich entspannt zurücklehnen. Es trifft nur die Ordensritter.«
     Betten knarrten und Decken raschelten, während einige der Männer sich erleichtert zur Ruhe zurückzogen. Gero blickte jeden
     einzelnen seiner Auserwählten an, bevor er deren Namen nannte. »Johan van Elk, dann … Francesco de Salazar, Stephano de Sapin,
     Arnaud de Mirepoix …« Als letzten nannte er Struan MacDhughaill.
    In lautem Ton fuhr er fort. »Wir treffen uns unverzüglich zu einer kurzen Besprechung im Scriptorium. Der Rest kann sich zur
     Nachtruhe begeben.«
    »Ach … Arnaud«, rief Gero einem drahtigen, dunkelhaarigen Bruder zu, der mit seinem zwar gestutzten, aber struppigen Bart
     eher zu einer Räuberbande gepasst hätte als zu einem Ritterorden. »Sorge dafür, dass die Ausgabe der Waffen morgen Mittag
     ohne Verzögerung vor sich geht und die Listen komplett sind, damit wir keine Zeit mit nachträglichen Schreibarbeiten verschwenden
     müssen. Außer Äxten und Morgensternen nehmen wir zwei Armbrüste mit und ausreichend Bolzen von der schnellen, kurzen Sorte.«
    Arnaud nickte. Im alltäglichen Ablauf der Komturei stand er den Sergeanten vor, die für die Lagerung und Ausgabe der Waffen
     verantwortlich waren. Weil er darüber hinaus ausgezeichnet mit der Armbrust umgehen konnte, war es für Gero keine Frage, ihn
     in den Einsatz |49| mit einzubeziehen. Für Arnaud hatte das zur Folge, dass ihm ein nicht geringer Anteil an Verantwortung für die Vorbereitungen
     zufiel. Mit der Geschmeidigkeit einer Katze umrundete er die auf seinem Weg liegenden Betten der übrigen Brüder und begab
     sich lautlos nach draußen.
    Die anderen Teilnehmer der Mission, von denen einige schon im Bett gelegen hatten, zogen sich in Windeseile ihren Ordenshabit
     über und schlüpften in ihre weichen, schmucklosen Lederschuhe, die sie innerhalb der Komturei trugen.
    Gero wartete, bis der letzte bereit war. Keiner der anderen schien einen Einwand oder eine Frage zu haben.
    Bis auf einen.
    Guy de Gislingham erhob sich von seinem Lager und bedachte Gero mit einem abschätzenden Blick.
    »Ihr werdet Gründe haben, Bruder Gero, warum Ihr auf meine Gefolgschaft bei dem morgigen Ereignis verzichten wollt«, erklärte
     er gereizt. »Aber seid gewiss, dieser Umstand wird Euch nicht zum Vorteil gereichen, darauf könnt Ihr Euch verlassen. Ihr
     dürft getrost damit rechnen, dass ich Eure Abwesenheit zu nutzen weiß.« Guys Miene verriet tiefste Verachtung.
    Die meisten Brüder schauten gebannt auf, in gespannter Erwartung, was Gero auf diese Unverschämtheit zu erwidern gedachte.
     Doch Gero hatte beschlossen, den ungeliebten Engländer nicht mit weiterer Aufmerksamkeit zu adeln. Angesichts der Katastrophe,
     die den gesamten Orden heimzusuchen drohte, war das unflätige Benehmen eines einzelnen Ritterbruders so unbedeutsam wie ein
     einzelner Wassertropfen in einer herannahenden Sintflut.
    Gero wandte sich an Johan van Elk, der neben ihm stand und genauso verdutzt dreinblickte wie der Rest der Mannschaft. Dann
     gab er das Zeichen zum Aufbruch.
    Bruder Guy blieb mit zorniger Miene zurück. Die ausgesuchten Männer folgten Gero indes, und gemeinsam ging man schweigend
     über den Hof in Richtung Hauptgebäude.
    Auf dem freien Platz vor dem Scriptorium herrschte ein stetiges, wenn auch unauffälliges Treiben. Im spärlichen Lichtschein
     der Fackeln trugen
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