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Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
Autoren: Martina André
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Nicolas war nicht fähig, auf einen lebendigen Leib einzustechen. Und da machte es keine Ausnahme, ob es sich um ein Schwein oder einen Menschen handelte. Lediglich gegen eine Strohpuppe konnte er antreten. Natürlich hatten es Gero und seine Kameraden einige Male mit ihm geübt, indem sie ihm beim Schlachter einen bereits getöteten Kadaver besorgt hatten. Aber selbst damit klappte es nicht. Wenn Nicolas denn einmal zustieß, schloss er die Augen, um nicht sehen zu müssen, was er da tat. Gero war es immer noch schleierhaft, wie Odo des Saint-Jacques ihn zur Aufnahme als Tempelritter hatte zulassen können. Vielleicht hatte irgendjemand dafür bezahlt. Obwohl so etwas den Statuten der Templer nach streng verboten war. Oder Gott der Herr hatte seine Ausbilder aus irgendeinem Grund mit Blindheit geschlagen, und sei es nur, um ihn, Gero, dazu auszuersehen, Nicolas zu beschützen.
    Nachdem d’Arches die kleine Andacht beendet und sämtliche Anwesenden auf ihre Plätze befohlen hatte, durfte Gero sich noch einmal davon überzeugen, dass er selbst beinah doppelt so groß und breitschultrig war wie der genuesische Kamerad mit dem Engelsgesicht. Vielleicht nützte ihm diese Erkenntnis etwas, wenn er sich beim nächsten Kampf mit einem Mameluken vor Nicolas warf und an seiner Stelle von einem Pfeil oder einem Schwertstreich getroffen wurde. Dann hätte er Gottes Willen erfüllt und könnte dafür ohne schlechtes Gewissen direkt den Weg ins Paradies antreten. Beim Blick in die angespannten Gesichter seiner Kameraden entfuhr ihm ein leiser Seufzer. Er schien der Einzige zu sein, der sich keine Sorgen um sein eigenes Überleben machte.

Kapitel II

    B ei Anbruch der Dunkelheit erreichten sie wie geplant die kleine, versteckte Bucht an der syrischen Küste, die Bartholomäus de Chinsi als zuständiger Ordensmarschall in der Frühbesprechung zur Anlandung bestimmt hatte. Über einen rasch ausgelegten Steg führten die Ritter wie an einer Schnur aufgereiht und bis an die Zähne bewaffnet ihre Pferde an Land. Gefolgt von den Turkopolen, trugen sie über ihren Mänteln die üblichen schwarzen Tarnumhänge, wenn sie des Nachts in Feindesland unterwegs waren. Ziel war es, zu nachtschlafender Zeit ein Lager der Mameluken zu überfallen, die nach den Informationen eines zuverlässigen Spions zurzeit in nordöstlicher Richtung unterhalb der zerstörten Festung Marqab kampierten. Eine ehemalige Templerfestung, die das darunterliegende Tal auf neunhundert Fuß überragte.
    Hugo d’Empures, der die Truppe der Ordensleute anführte, lenkte sie mit sicherer Hand über einen felsigen Pfad entlang der Küste bis zur ehemaligen Burganlage des Templerordens, die inzwischen von den Mameluken geschleift worden war, den Heiden im Allgemeinen aber immer noch als strategischer Versammlungsort diente.
    Nach Aussage ihres Mittelsmannes, der unerkannt unter der hiesigen Bevölkerung lebte, hatten ihre Gegner dort ein umfangreiches Waffenlager angelegt, das es zu erbeuten galt.
    „Keine Überlebenden!“, lautete die Parole, die Ordensmarschall de Chinsi bei der morgendlichen Besprechung ausgegeben hatte. Worauf die Ritter im Chor mit dem üblichen „De par Dieu!“ – „Im Namen Gottes!“ geantwortet hatten. Ebenso gut hätte de Chinsi „Erschlagt sie alle!“ rufen können. Womit auch Bedienstete der Heiden gemeint waren, die in der Regel nichts mit dem eigentlichen Kampf zu tun hatten. Jedoch hatte man in der Vergangenheit zunehmend schlechte Erfahrungen gemacht, wenn man bei solchen Überfällen Diener und Sklaven verschonte. Nicht selten holten sie Hilfe herbei oder verrieten Strategie und Ausrüstung des Gegners an die Obrigkeit, wie man aus den Berichten von Spionen wusste.
    Also machte Gero sich innerlich auf ein Blutbad gefasst, wie er es in letzter Zeit öfter erlebt hatte. Deshalb war er beinahe dankbar dafür, dass sie bei Nacht angriffen, damit er nicht das ganze Ausmaß des Elends mit ansehen musste. Außerdem blieb zu hoffen, dass die Mameluken schliefen und die Sache schon allein deshalb möglichst schnell erledigt war.
    Als sie beinahe geräuschlos den Hügel hinaufschlichen, hinter dem sich das Lager verbarg, schlug sein Herz wie üblich härter als normal. Neben ihm ritt Nicolas, dem es inzwischen als selbstverständlich erschien, dass Gero die Rolle seines Schutzengels übernahm.
    Im Schein der Feuerkörbe, deren Licht aus der Senke heraufloderte, war Hugos Arm, den er zum Zeichen des unmittelbar bevorstehenden Angriffs erhob,
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