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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Ich solle unter allen Umständen den Inhalt der Papiere erforschen und mich gleichzeitig vor diesem Inhalt in Acht nehmen.“
    „Hast du eine Ahnung, woher er davon weiß?“
    „Nein, ich hatte ihn auch gefragt. Er fand es unerheblich. Ich allerdings nicht.“
    „Dann ist damit zu rechnen, dass sich mindestens eine, wahrscheinlich sogar noch mehrere Personen für den Inhalt der Schriften interessieren!“
    „Damit müssen wir rechnen. Und es macht den Umgang mit dem Fund nicht leichter.“
    „Leo, ich mache mir Sorgen! Versprich mir, dass du äußerste Vorsicht walten lässt!“
    „Liebe Elisabeth“, Bernhardi benutzte immer ihren kompletten Vornamen, wenn er feierlich wirken wollte, „ich verspreche es dir, gestehe aber auch, dass so ein Vorfall mich neugierig macht. Aber jetzt gestatte mir bitte, mich meiner nassen Kleidung zu entledigen. Heute hat es nämlich so geschüttet, dass man langsam über den Bau einer neuen Arche nachdenken müsste … Hoffentlich will der Herr uns nicht wieder einmal ersäufen, Gründe gäbe es genug dafür!“
    „Leonhard!“
    „Wie geht es den Kindern?“, fragte Bernhardi, als er in trockenen Sachen wieder bei seiner Frau erschien. Eine Sorgenfalte stand auf seiner Stirn.
    „Bis auf Katharina, die ihren hartnäckigen Husten einfach nicht los wird, und Lenchen, um die ich mir große Sorgen mache, sind alle anderen wohlauf.“
    Lenchen war das jüngste Kind und von Anfang an schwächlich und zart. Es war eine schwere Geburt gewesen, auch für die Mutter, die schon nicht mehr die Jüngste war. Bernhardi war damals, vor vier Jahren, so erschrocken gewesen über die Gefahr, nicht nur das Kind, sondern womöglich auch seine innig geliebte Elisabeth zu verlieren, dass er sich geschworen hatte, sie niemals wieder dieser Gefahr auszusetzen – mit allen Konsequenzen für ihr Eheleben. Aber Elisabeth sorgte trotzdem dafür, dass Leonhard nicht auf einmal wie ein Mönch leben musste.
    Insgeheim hatte er immer gehofft, Elisabeth könne ihm vielleicht eines glücklichen Tages doch noch einen Sohn schenken. Aber dass ein solcher Wunsch fast dazu geführt hätte, dass er seine geliebte Frau verloren und dazu noch alleine vier oder fünf kleine Töchter großzuziehen hätte, das hatte in ihm eineWunde ausgelöst, die nicht heilen wollte. Dabei war er auf seine Töchter sehr stolz und hatte eine Hochachtung vor dem weiblichen Geschlecht, die seinesgleichen suchte. Selbst die Anfeindungen und spöttischen Bemerkungen von Kollegen und Bekannten über seinen Frauenhaushalt hatten ihn nie aus der Ruhe gebracht.
    „Hast du Dr. Martens konsultiert?“
    „Ja, und er ist auch schnell hier gewesen. Aber auch er hat nur sorgenvoll geschaut und eine Arznei hiergelassen, ein stärkendes Tonicum, wie er sagte. Uns bleibt nur, zu beten und uns in das Schicksal zu fügen. Aber, und das ist die gute Nachricht, Lenchens Zustand ist besser, als es nach außen den Anschein hat.“
    „So lasst uns hoffen. Schläft sie schon?“
    „Ja, jetzt brauchst du nicht zu ihr. Und ich meine das nicht vorwurfsvoll, auch wenn du dich durchaus einmal zu früherer Stunde bei deinen Kindern einfinden könntest. Und natürlich auch bei mir!“ Der Schalk war bei Elisabeth wieder eingekehrt.
    „Ich verspreche, nein, ich gelobe Besserung.“ Bernhardi verbeugte sich mit einer Demutsgeste. „Wolltest du mich wegen der Kinder sprechen oder …“ Bernhardi zögerte.
    „Nein, nicht deswegen alleine. Der Grund ist ein anderer. Ich mache mir, gelinde gesagt, Sorgen.“
    „Um wen oder was?“
    „Um dich!“
    Bernhardi schaute seiner Frau überrascht in die Augen. „Um mich? Warum das denn? Was besorgt dich denn?“
    „Ich bin zwar nur eine Frau, aber dafür
deine
Frau. Und ich habe Augen im Kopf. Ich habe sehr wohl bemerkt, dass du in letzter Zeit etwas zu tragen hast, was dich mehr niederdrückt, als du zugeben willst. Auch wenn du dich hinter deinen Büchern verkriechst und mehr Zeit mit deinen Studenten und Kollegen verbringst als mit uns. Hat das eigentlich etwas mit deinem geheimnisvollen Fund zu tun?“
    Wenn Bernhardi je geglaubt hätte, seiner Frau etwas vorspielen zu können, dann war dieser Glaube jetzt restlos zerstört. Vor dieser Instanz musste er kapitulieren. Zögernd versuchte er, sich zu rechtfertigen.
    „Du hast recht, Liese, mich beschäftigt in der letzten Zeit vieles. Ich frage mich, ob und wie ich hier an der Universität weiter lehren kann oder will oder soll. Wir sind keine wirkliche Glaubens- und
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