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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel
Autoren: Anna Jansson
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gebaute Taube.
    Zunächst hatte Ruben vorgehabt, den Weißrussen an der Gartenmauer zu vergraben, wo er einen kleinen Vogelfriedhof angelegt und nacheinander die Vogelkadaver eingegraben hatte, doch plötzlich war es ihm ein wenig zuwider, den Spaten im Schuppen zu holen. Die Schmerzen in der Hüfte waren schlimmer als sonst. Er konnte die Taube genauso gut später begraben, das hatte keine Eile.
    Auf dem Weg ins Haus sah er seine Nachbarin Berit Hoas, die hinter ihrem Haus stand und Wäsche aufhängte. Es war eine Quelle ständigen Streits, wenn Rubens Tauben über Berits Leintüchern kreisten und auf der sauberen Wäsche ihre Visitenkarten hinterließen. Als ob er sie davon abhalten könnte. Tauben werfen ihren Ballast ab, wenn sie zum Himmel aufsteigen. Das ist ein Naturgesetz. Sie könnte ja ihre verdammte Wäsche stattdessen vor dem Haus aufhängen, aber das wollte sie nicht. Was würden die Leute sagen? Nun, solange die Leute keine anderen Sorgen hatten, dann sollten sie sich ruhig darum kümmern, fand er. Berit war da anderer Ansicht.
    »Na, schon zu Hause?«, fragte er aus Höflichkeit.
    »Ja, die Kinder haben ihr Frühstück gekriegt, und ich muss kein Mittag kochen, denn sie haben alle ihre Butterbrote dabei. Sie haben heute ein Spiel in Dalhem. Drei Wochen geht dieses Fußballcamp, danach habe ich frei und werde meine Schwester auf Fårö besuchen. Die Arbeit ist zwar nicht so toll bezahlt, aber es macht Spaß, denn die Kleinen sind richtig hungrig und dankbar für das Essen. Du, ich habe übrigens noch etwas Morchelragout, das ich gerade aus der Tiefkühltruhe geholt habe. Vom vorigen Jahr. Ich musste aufräumen, damit ich Platz für die Pilze von diesem Jahr habe, deshalb muss es weg. Wenn du magst, kannst du gern rüberkommen und etwas davon essen. Ich meine, wenn du nichts anderes vorhast.«
    »Vielen Dank. Ich hatte vorgehabt, mir ein Stück Fleischwurst zu braten, aber das kann bis morgen warten. Ruf mich doch kurz an, wenn es so weit ist.«
    Ruben trottete zum Geräteschuppen, um den Spaten zu holen, aber dann überlegte er es sich anders. Cederroth würde ihm niemals glauben, wenn er die Taube nicht mit eigenen Augen zu sehen bekam. Da war es besser, wenn sie weiter in der Zinkwanne unten im Schuppen liegen blieb, bis Petter Zeit fand vorbeizukommen. Petter Cederroth war ziemlich viel unterwegs. Aber klar, mit so einer Alten, da war es wohl das Beste, wenn man möglichst oft weg war, wollte man nicht die Ohren abgeschwatzt kriegen.
    Anstatt die Taube zu begraben, fuhr Ruben mit dem Fahrrad zum Hafen hinunter, um ein paar geräucherte Flundern zu besorgen. Am Kiosk hielt er an und las die Schlagzeilen der Zeitungen. »So haben Sie besseren Urlaubssex!« Ruben lachte. Wenn in Schweden die Pest oder ein Bürgerkrieg ausgebrochen wären, hätten die Buchstaben auf dem Aushänger nicht größer sein können. Musste man den Schweden die grundlegendsten Dinge beibringen, zum Beispiel, wie man für die Erhaltung des Volkes sorgt, wenn kleine Tiere wie zum Beispiel Kaninchen, die ein viel kleineres Gehirn hatten, das ganz alleine hinzukriegen schienen? Urlaubssex, das klang wie eine Art Jagdsaison. Die Jagd ist eröffnet. Verfahren Sie wie folgt.
    Ohne dass er sie hereingebeten hätte, tauchten die Gedanken an Angela wieder auf, obwohl er doch die ganze Zeit versuchte, sie mit wichtigeren Sachen beiseitezuschieben. Es war an der Zeit, mehr Holz zu bestellen, und die Dichtung im Wasserhahn in der Küche musste ausgewechselt werden, und er musste zum Großhändler in die Stadt fahren und Futter für die Tauben kaufen. Angela, was willst du von mir? Die Erinnerungen drängten sich herein, und er konnte sich nicht länger gegen sie wehren.
     
    Angela hatte sich aus seiner Umarmung losgerissen und war zu den anderen gelaufen, die sich um Erik und seine neue Harley versammelt hatten. »Darf ich mal eine Runde mitfahren?«, hatte sie gefragt, und Erik hatte genickt. Ruben sah sie auf den Soziussitz klettern und Eriks neue Lederjacke umfassen. Dann waren sie in einer Staubwolke den Schotterweg entlang verschwunden. Verdammt, musste das sein?
    In einem schwachen Moment hatte Ruben seinem Bruder Unglück gewünscht, das musste er sich hinterher eingestehen. Aber natürlich nicht das, was dann geschah. Als Kind hat man die Vorstellung, man könne die Welt durch die Kraft seiner Gedanken lenken. Als Erwachsener darf man manchmal noch in dieses magische Denken zurückfallen. Als Angela dann völlig außer Atem und mit
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