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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle
Autoren: Emilie Richards
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mich John nennen.“
    Archer entspannte sich ein wenig. „Archer Llewellyn. Aus Amerika.“
    John machte es sich bequem. „Wir haben nicht viele Amerikaner in Broome. Falls Sie hier Urlaub machen, sind Sie mit Sicherheit im falschen Hotel.“
    „Und was treibt Sie dann her?“
    „Die beiden Männer, die Sie eben verprügelt haben. MeinMuschelöffner und mein Hochbootsmann. Ich habe gesehen, wie die beiden hier herausgetorkelt sind, und bin gekommen, die Sache zu klären.“
    „Und woher wollen Sie wissen, dass ich derjenige war?“
    „Wenn ich mich hier so umsehe, kann es niemand anders gewesen sein.“
    „Ihr Muschelsammler hat meinen Freund beleidigt.“
    „Springen Sie einem Kerl immer bei?“
    Gelassen zuckte Archer die Schultern. „Wenn notwendig, ja.“
    „Loyalität ist eine feine Sache. Sonst hätten wir keine Ordnung hier in der Stadt oder auf See. Wir suchen uns immer loyale Männer für unsere Crew.“
    „Und jetzt wollen Sie die Sache zu Ende bringen, weil Sie sich Ihren Männern gegenüber auch immer loyal verhalten?“
    John hob eine Braue. „Ich zeige Ihnen mal, was ich unter Loyalität verstehe.“ Er griff in seine Hemdtasche und zog ein Säckchen heraus. „Sehen Sie sich das mal an.“
    Stirnrunzelnd öffnete Archer das von einer Kordel zusammengehaltene Säckchen. Drei kleine, makellose Perlen lagen darin. Als er aufschaute, merkte er, dass der Skipper ihn aufmerksam ansah. „Für diese Perlen würde mancher Mann alles geben“, meinte Archer gedehnt.
    John knotete das Säckchen wieder zusammen und steckte es zurück in seine Tasche. „Ich würde sagen, Sie sind aus Georgia. Oder aus Carolina.“
    „Texas.“
    „Und Ihr Freund?“
    „Kalifornien.“
    „Und warum sind Sie hier?“
    Archer dachte immer noch an die Perlen. An der Küste von Broome konnte man das schönste Perlmutt der ganzen Welt finden. Es gab Männer, die allein mit Perlmutt ein Vermögen gemacht hatten.
    Das Nebenprodukt der Austern, die das Perlmutt lieferten, waren Perlen wie diese eben, vermutlich die schönsten, die man im Meer finden konnte. Seit Archer und Tom vor drei Tagen in diese Stadt gekommen waren, hatte er noch nicht eine in der Hand gehalten.
    Tom kam mit zwei schlecht gespülten Gläsern Bier zurück, stellte sie auf den Tisch und hielt dem Skipper die Hand hin, ehe er sich setzte. „Sind Sie auch scharf auf einen Kampf?“, meinte er grinsend. „Aber vielleicht könnten wir vorher unser Bier trinken.“
    John gab dem Wirt ein Zeichen, der wenig später ein drittes Bier brachte. Er hielt es hoch. „Auf euch.“
    Eine Weile tranken die Männer schweigend. Das Bier schmeckte schal.
    Schließlich stellte der Skipper sein Glas auf dem Tisch ab. „Ich habe Mr Llewellyn eben gefragt, warum Sie hier sind.“
    Tom fiel die Antwort nicht schwer. Er und Archer hatten sich schon vor langer Zeit auf diese Geschichte geeinigt. „Wir haben mit Roosevelt in Cuba gekämpft. Danach haben wir beschlossen, uns ein bisschen in der Welt umzusehen und unser Glück zu machen. Aber bis jetzt haben wir es noch nicht gefunden.“
    John zuckte die Schultern. „Manche finden es in Broome.“
    Archer schob sein Glas von sich. „Ich habe allerdings auch einige arme Kerle gesehen, die kein Glück hatten. Die halb tot draußen sitzen und darauf warten, dass die Sonne und die Sandfliegen ihnen den Rest geben.“
    „Die Perlentaucher“, meinte John mit Bedauern. „Manche sterben dabei oder sind verkrüppelt für ihr ganzes Leben. Andere wiederum finden genug Perlmutt und Perlen, um zu Hause wie Könige leben zu können. Ich für mein Teil denke, dass es das Risiko wert ist.“
    Archer dachte an all die Risiken, die Tom und er auf sichgenommen hatten. Seit er geflohen war, um dem sicheren Tod durch die Justiz zu entkommen, hatten er und Tom einiges getan, um Geld zu machen.
    Aber die Ausbeute war bisher mager gewesen. Und auch wenn Archer Llewellyn glaubte, dass er zu etwas Höherem geboren sei, sah sein Leben bis jetzt ganz anders aus.
    „Broome ist kein Ort für weiße Männer.“ Archer kratzte mit dem Fingernagel über den Dreck an seinem Glas. „Tom und ich, wir sind beide erfahrene Seemänner. Aber man findet keine Arbeit, und wer hat schon genug Geld, sich ein eigenes Boot zu kaufen? In der Stadt wimmelt es von Schlitzaugen und Niggern, die für einen Hungerlohn Arbeiten verrichten, die ein Weißer nur für das Dreifache machen würde.“
    „Soll ich daraus schließen, dass Sie die Gesellschaft von Asiaten und
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